Offener Brief an „Bild“-Chefin: „Nackt, degradiert und sexualisiert“

Gegen den Sexismus in „Bild“ und „Bild am Sonntag“: Aktivistinnen schreiben einen offenen Brief an die neue „Bild“-Chefin Tanit Koch.

„Bild“-Chefredakteurin Tanit Koch.

Wird sie reagieren? „Bild“-Chefredakteurin Tanit Koch. Foto: dpa

BERLIN taz | Eine bessere Zeit für ihren Aufruf hätten die Initiatorinnen kaum finden können. Das ist zynisch, aber jetzt, wo die Medien über die Gewalt in Köln an Silvester schreiben und reden, ist der Kampf gegen Seximus ein anschlussfähiges Thema. Dabei hatten die Aktivistinnen von StopBildSexism ihre Idee zu dem offenen Brief lange vor Silvester.

„Liebe Frau Koch“, schreiben sie in dem am Donnerstag veröffentlichten Text, „als Chefredakteurin von Bild haben Sie die Möglichkeit, maßgeblich das gesellschaftliche Klima Deutschlands zu beeinflussen.“ Tanit Koch leitet seit dem 1. Januar als erste Frau die Bild.

Die Zeitung setze tagtäglich darauf, Frauen zu diskriminieren: Jegliche Expertise werde ihnen abgesprochen, sie würden auf ihr Äußeres und ihre Sexualität reduziert, so die Briefautorinnen. Zwei Monate hätten sie täglich nachgezählt: Von 155 Abbildungen mit Personen zeigten nur ein Drittel Frauen. Die Mehrheit der Bilder stamme aus dem Unterhaltungsbereich und zeige die Frauen „nackt, degradiert und sexualisiert“.

Die Autorinnen fordern Koch auf, dafür zu sorgen, dass über Frauen genauso berichtet wird wie über Männer. In Anbetracht der aktuellen Berichterstattung über Köln verlangen sie, dass die Bild auf Begriffe wie „Sex-Mob“ und „Sex-Gangster“ verzichtet. Derartige Wörter würden Gewalttaten verharmlosen und Opfer verhöhnen.

Die Initiative StopBildSexism kämpft seit zwei Jahren gegen Sexismus in den Medien, besonders aber in der Bild und Bild am Sonntag. Die Kampagne wird von mehr als 100 Personen unterstützt, darunter von PolitikerInnen und KünstlerInnen.

Eine Onlinepetition zur Abschaffung des Bild-Girls haben mehr als 37.000 Menschen unterschrieben. Bild hatte 2012 das Nacktfoto von der Seite eins verbannt – in der Zeitung gibt es aber weiter Nackte.

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