WIE DIE AFD IN HAMBURG Die Sexuellen Übergriffe nutzt
: Im Kampf der Kulturen

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Die Hamburger Bürgerschaftsfraktion der AfD will jetzt mehr vom rot-grünen Senat über die sexuellen Übergriffe auf junge Frauen in der Silvesternacht auf der Reeperbahn wissen. Doch dabei entlarvt sich die Fraktion um Jörn Kruse selbst. Denn schon im Titel der Kleinen Anfrage vom AfD-Abgeordneten Ludwig Flocken tritt eine Instrumentalisierung der Betroffenen zutage: „Rassistische Ausschreitungen der Silvesternacht in Hamburg“, steht da geschrieben.

Im Text ordnet Flocken, der bereits als Redner bei einem Pegida-Ableger in Schwerin auftrat, die Vorfälle auch gleich ins große politische Geschehen ein: „Angehörige verschiedener nach Deutschland eingedrungener Ethnien erniedrigten Menschen unserer westlichen Kultur“, schreibt der Facharzt für Orthopädie am 8. Januar. Die Übergriffe bezeichnet er pauschal als eine „Machtdemonstration“ der Muslime.

Mit den „Ausschreitungen“ hätten „sie den Begleitern der Frauen und anwesenden Männern, insbesondere den Polizisten“ gezeigt: „Ihr seid zu machtlos, um eure Frauen vor uns, den überlegenen Muslime zu schützen!“ Durch diese „Demons­tration“ hätten Muslime eine „Überzahl westlich erzogenen Männer“ ebenso erniedrigt. In den Medien wäre die sexuellen Belästigungen als „Trickdiebsstahl“ verharmlost und nicht als „islamische Verachtung für den Westen und der modernen Frau“ behandelt worden.

Statt von Rassismus zu sprechen, würde „irreführender Weise“ gar von „männertypischen“ Verhalten gesprochen, wie Flocken beklagt.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Die Argumentation erinnert an den weit rechts positionierten AfD-Politiker Björn Höcke. Kruse distanziert sich vehement von Höcke. Doch zu Flocken, der Höckes umstrittene „Erfurter Resolution“ unterzeichnet hat, die den anhaltenden ­Rechtstrend der AfD beschleunigte, hat sich Kruse bislang nicht öffentlich verhalten.