Ehrenamt auf der Straße

Kommentar

von Malene Gürgen

Moabit hilft ruft zur Demonstration

Brote schmieren, Kleider sortieren, Kinder trösten, Leute verarzten, Spenden abholen, Schlafplätze organisieren, Kontakte vermitteln, deutsche Bürokratie erklären: Was die ehrenamtlichen HelferInnen am LaGeSo und anderswo in Berlin in Sachen Flüchtlingshilfe leisten, ist keine Kleinigkeit, sondern eine anstrengende und fordernde Arbeit. Dafür gibt es auch Anerkennung: Von einer „Welle der Hilfsbereitschaft“ spricht der Regierende Bürgermeister, an allen Ecken wird die neue „Willkommenskultur“ gelobt. Von einer Verbesserung der Situation, die dieses ehrenamtliche Engagement überhaupt erst erforderlich macht, ist man an den meisten Orten aber nach wie vor weit entfernt.

Richtige Entscheidung

Woran das liegt? Natürlich an den wachsenden Flüchtlingszahlen, diesen Ansturm kann man ja nicht bewältigen, daran sieht man, dass wir nicht alle aufnehmen können: So klingt es aus der Politik, auch jenseits der CDU. Am Mittwoch soll im Bundestag die nächste Asylrechtsverschärfung verabschiedet werden. Sie wird das Leben von praktisch allen Asylsuchenden in diesem Land drastisch verschlimmern. Es ist so traurig wie offensichtlich, dass als Argument für die Verschärfung die Tatsache herangezogen wird, dass in der Flüchtlingsversorgung gerade häufig Ehrenamtliche den Laden schmeißen.

Mangelnde Konzepte, falsche Prognosen, fehlende Finanzierung: Das sind die tatsächlichen Gründe für die Zustände, die jetzt Ehrenamtliche abfangen müssen – vom politischen Kalkül dahinter gar nicht erst zu reden. Dass die HelferInnen nicht nur helfen, sondern auch auf die Straße gehen, ist deswegen genau die richtige Entscheidung – und höchste Zeit.