Bushido und der Denkmalschutz: Aus Respekt vor dem Künstler

Bushido hat sich in Kleinmachnow eine Villa gekauft und dort gegen den Denkmalschutz verstoßen. Die Verantwortlichen empfangen ihn trotzdem mit offenen Armen.

Meine Frau, mein Baby – und jetzt auch meine Villa: Nur Denkmalschutz kommt nicht in Bushidos Wortschatz vor. Bild: dapd

„MTV Cribs“ heißt die Dokuserie, die uns die meist protzigen Eigenheime amerikanischer Mainstream-Rapper näherbrachte. Vom Wasserhahn in 18-Karat-Gold bis zur Turnschuh-Sammlung, die selbst die Diktatorengattin Imelda Marcos hätte vor Neid erblassen lassen, beleuchtete „MTV Crips“ den Größenwahn der Popstars.

Deutschland liegt in der alten Welt. Es hat viele – nicht minder größenwahnsinnige – Ritterburgen als Sehenswürdigkeiten. Eine so schattige Figur wie der Gangsta-Rapper Bushido passt, würde man meinen, nicht ins Kulturvermittlerprogramm einer so traditionsreichen Gesellschaftsarchitektur.

Zumal er jetzt auch noch ein Sakrileg begangen hat. Bushido hat ein denkmalgeschütztes Anwesen in Kleinmachnow, südlich von Berlin, erworben. Nicht irgendein denkmalgeschütztes Anwesen, sondern das Seemannserholungsheim des kleinen Ortes.

Da Denkmalschutz aber nicht in Bushidos Wortschatz vorkommt, hat er gegen mehrere Bauvorschriften verstoßen, alte Bäume im Garten gefällt, das Gartentor seines 1910 errichteten Hauses zerstört sowie im Inneren Wände und Dielen herausgerissen, der Banause, der. Bushido hat es augenscheinlich nicht mit der Tradition, er braucht einfach nur ein Haus für seine bald um Nachwuchs erweiterte Familie.

Umso schöner, dass die Verantwortlichen in Kleinmachnow nicht gleich den Untergang des Abendlandes beschwören, sondern mit offenen Armen auf ihren, zugegeben, etwas verwirrten neuen Mitbürger zugehen. Axel Müller, der Vorsitzende des Kleinmachnower Heimatvereins, sprach davon, dass „ein Künstler nicht unbedingt an die Verwaltungsvorschriften einer Kommune“ gewöhnt sei. Er habe den Eindruck, Bushido sei „verunsichert“.

Verunsicherte Rapper sind ohnehin interessanter als vor Selbstbewusstsein geschwollene Kulturvermittler, ähh, Gangsta.

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