piwik no script img

Frauenquote in der WirtschaftFrauen in homöopathischen Dosen

In DAX-Konzernen gibt es mehr Frauen an der Spitze. Das reicht vielen nicht. Selbst in der CDU finden sich immer mehr Quotenfans.

Mit der Quote sieht man mehr. Bild: dpa

BERLIN taz | Telefónica Deutschland startet von Null auf Platz Eins. Das Telekommunikationsunternehmen ist relativ neu im TecDAX-Universum – und wird genau beobachtet. Von FidAR zum Beispiel. Die Lobbyorganisation für mehr Frauen in den Aufsichtsräten veröffentlicht seit zwei Jahren ein Ranking, das den Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen von DAX-Unternehmen auflistet.

Telefónica hat die Hälfte der sechs Aufsichtsratsposten mit Frauen besetzt, unter den drei Vorständen findet sich eine Frau. Das macht 42 Prozent weibliche Führung.

Monika Schulz-Strelow ist trotzdem nicht zufrieden. Die FidAR-Präsidentin hat auch diese Zahlen im Blick: Knapp ein Viertel der DAX-Unternehmen hat keine einzige Frau in ihrer Führung, 45 Konzerne haben nur eine Frau im Aufsichtsrat oder im Vorstand. Rechnet man das alles zusammen, kommen rund elf Prozent heraus. Das sind 4,6 Prozent mehr Frauen an der Spitze von DAX-Unternehmen als vor einem Jahr.

„Das sind homöopathische Dosen“, findet Schulz-Strelow. Der Unternehmensberaterin dauert das alles viel zu lange mit der viel beschworenen Chancengleichheit und der Anerkennung kompetenter, bereitwilliger und machtbewusster Frauen. Das sehen offenbar auch manche CDU-Bundestagsabgeordnete so, die neuen Schwung in die Quoten-Debatte – vor allem in den eigenen Reihen – bringen wollen.

Bundesrat will im April über ein Quotengesetz abstimmen

Elisabeth Winkelmeier-Becker zum Beispiel. Sie soll in diesen Tagen versuchen, eine parlamentsübergreifende Mehrheit für ein Quotengesetz zu organisieren, berichtet der Spiegel in seiner jüngsten Ausgabe. Am 18. April will der Bundestag über verschiedene Gesetzesentwürfe abstimmen, mit denen der Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen erhöht werden soll. Darunter ein Antrag von SPD und Grünen sowie ein Antrag des Bundesrates.

Der Bundesrat hat auf Initiative der Bundesländer Brandenburg und Hamburg bereits für eine Quote gestimmt. Auch zwei unionsregierte Bundesländer plädierten im Bundesrat für ein entsprechendes Gesetz: Sachsen-Anhalt und das Saarland. In beiden Ländern regieren Große Koalitionen.

Dem Gesetzentwurf zufolge soll der Frauenanteil in Aufsichtsräten bis 2018 auf 20 Prozent steigen. Bis 2023 sollen es 40 Prozent sein.

Um eine Mehrheit im Bundestag zu erreichen, müssten 21 Abgeordnete der Koalition für den Antrag stimmen – gemeinsam mit der Opposition, die geschlossen für das Gesetz plädiert.

Big Points gegen Konflikt

Aus internen Unionskreisen heißt es, Elisabeth Winkelmeier-Becker habe bereits mehr als zehn Abgeordnete auf ihrer Seite. Nach Angaben grüner Parlamentarier sollen nur noch vier Quoten-Befürworter aus Unionskreisen fehlen.

Winkelmeier-Becker hatte bereits nach der Entscheidung im Bundesrat eine fraktionsübergreifende Initiative angekündigt – und einen Dissens sowohl in der eigenen Partei als auch in der Koalition in Kauf genommen. „Wenn es um die Big Points geht, kann man sich auch schon mal einen Konflikt erlauben“, sagte sie damals dem Magazin Cicero.

Die FDP ist mehrheitlich gegen eine starre Quote. Auch Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) wendet sich strikt gegen feste Regelungen und plädiert statt dessen für eine Flexi-Quote: Die Unternehmen sollen den Frauenanteil an ihrer Spitze selbst festlegen können.

Ohne Gesetz, befürchtet Monika Schulz-Strelow, „machen viele Unternehmen Halt, wenn sie erstmal eine Frau in den Aufsichtsrat oder in den Vorstand geholt haben“.

Und was passiert, wenn Frauen wieder ausscheiden? Wie jüngst bei E.on? Regine Stachelhaus war im Februar von ihrem Vorstandsposten zurückgetreten. Dem Vernehmen nach soll der Platz in Zukunft mit einem Mann besetzt werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • S
    Sandra

    Eine Frauenquote müsste u.a. die Diskriminierung von Müttern berücksichtigen, etwa in dem sie zusätzlich nach dem Mütterstatus quotiert, meint Prof. Dr. Hilke Brockmann, Professorin für Soziologie an der Jacobs University Bremen http://www.atkearney361grad.de/2013/04/04/neue-quoten-braucht-das-land/

  • SB
    Sonja Blumgartner

    Es ist ein Armutszeugnis für Deutschland, dass Frauen im Berufsleben immer noch stark diskriminiert werden. Dennoch halte ich eine Frauenquote nicht für den richtigen Weg (und dass, obwohl ich selber eine Frau bin). Hier ist ein interessanter Artikel, im dem statt für eine Frauenquote für eine Mütterquote plädiert wird. http://www.atkearney361grad.de/2013/04/04/neue-quoten-braucht-das-land/

  • RG
    Rene Gartenschläger

    "in homöopathischen Dosen"

     

    Versteh ich das richtig?

     

    Frauen als homöopatische Arzneimittel? Da wäre dann ja eine warum auch immer überhöhte Dosierung das pure Gift.

     

    Was sollen denn solche Vergleiche?

  • D
    dirk.hold

    Die Quote ist eine Diskriminierung. Wer Karriere machen will, muss sich antrengen, so einfach ist das! Die Quotenregelung ist ein reines Elitenminderheitenprojekt.

    Warum gibt es wohl keine Quotierung bei miesen Jobs wie Müllabfuhr?

    Ziel sollte nicht eine Quote sein, sondern Chancengleichheit, das betrifft Millionen von Menschen:

    1. Flächendeckende Kinderbetreuung

    2. Gleiche Bezahlung für gleichen Lohn

  • ZG
    Zum Guten zwingen

    Die Menschen müssen zum Guten gezwungen werden. Freiheit ist da schädlich, Demokratie auch und freie Debatte mit anschließender Abstimmung das Allergefährlichste.

  • A
    anke

    Aha. Von 9 (6+3) Chefposten sind 4 (3+1) mit Frauen besetzt, und das macht dann "42% weibliche Führung". Da kann man ja eigentlich nur hoffen, dass die vier Telefónica-Damen ihre Taschenrechner besser bedienen können als Frau Schmollack. Nicht, dass es nachher wieder heißt: "Die können doch gar nicht rechnen, die Weiber!" 2,4% sind immerhin 2,4% - manch' ein' sein Janzes, wie man hier zu sagen pflegt. Die Homöopathie, jedenfalls, kommt oft mit sehr viel weniger Wirkstoff auf sehr viel bessere Ergebnisse. Und ob die Uniform nun Bein erkennen lässt oder nicht, halten inzwischen wohl auch bloß noch die Ayatollahs für entscheidend.

  • F
    FocusTurnier

    Quotenfrauen sind einfach nur erbärmlich!

  • F
    Friedenstaube

    Also, ich finde die Bildunterschrift reichlich sexistisch. Als ob man mit Quote mehr nackte Haut sehen könnte. Gerade weil Sie sonst ja explizit gegen Sexismus Stellung nehmen, finde ich das hier äußerst deplaziert.

  • K
    Klartext

    "Mit der Quote sieht man mehr."

     

     

    müssen solche artikel immer mit diesen stereotyen fotos von nackten frauenbeinen mit pumps bebildert werden?

     

    müssen managerinnen bei der taz so rumlaufen?

  • AG
    Alles gleich!

    Man willMenschen Freiheit der Wahl nehmen, damit alles gleich und alles damit angeblich gleich gerecht ist. Das verkauft man dann als fortschrittlich. Jetzt sind auch ein paar Frauen der Partei dafür die ohne Qute seit Jahren eine Chefin hat.

  • L
    Ludowika

    Dass auch die CDU für die Quote ist, beweist doch eigentlich, dass es bei der vermeintlichen Gleichstellung in Wahrheit nur um Postengeschachere geht.

  • R
    ReVolte

    Frauen gründen auch Unternehmen nur in homöopathischen Dosen. Feministische Schminkdosen hingegen sind ideologische Überdosen.

    Die Politik möchte also mal handeln und für mehr Frauen bei Unternehmensgründungen mit Vorstand sorgen. Wie? Welche Frage, per Quote.

    Aber selbst das wird vielen nicht reichen. Zumal die geschwächten Rechtspositionen von Vätern ja auch in Zukunft dafür sorgen sollen, diese vom Sorgerecht fern und bei der Barunterhaltspflicht zu halten. Väter in homöopathischen Dosen sozusagen. Da sorgt auch die taz weiterhin für emanzipatorischen Doppelstandards und mütterliche Hegemonie im familiären Bereich indem sie gesetzlich verankerte Diskriminierung von Vätern/Männern nicht thematisiert.

  • EL
    Ernst Lehmann

    Da ist die deutsche Wirtschaft 2008 kurz vor dem Kollaps, weil in den Aufsichtsräten der Banken nur Fachfremde Idioten sitzen, die von Sub Prime Geschäften keine Ahnung haben, und wir Deutschen haben nichts besseres zu tun, als über eine Frauenquote zu diskutieren...

    Warum nicht eine Expertenquote einführen und die Versorgungsanstalten für Politker egal welchen Geschlechts abschaffen???