Kommentar Panikmache von E.ON & Co.: Dreistigkeit gewinnt

Stromausfälle? Die Warnungen davor sind lächerlich. Die Energiekonzerne wollen Schwarz-Rot damit Subventionen für die Kohlekraftwerke entlocken.

Licht aus. Yeah! Kürbis an. Bild: ap

Die Warnungen klingen nur zu vertraut. Schließlich sagen die großen Energiekonzerne seit vielen Jahren Stromausfälle voraus, wann immer sie ihre Interessen bedroht sehen. Ändern tun sich allein die Begründungen. Als die Politik den Atomausstieg beschloss, warnte die Branche noch vor einem Strommangel.

Nun ist es angeblich ein Überangebot an erneuerbarer Energie, das im Land die Lichter ausgehen lassen könnte. Denn ihre konventionellen Kraftwerke rechnen sich durch den vielen Ökostrom immer weniger, warnen die Chefs der Energieunternehmen – und drohen mit Abschaltung.

Eingetreten sind diese Horrorszenarien bisher nie. Im Gegenteil: Ein deutscher Verbraucher musste im letzten Jahr im Durchschnitt nicht mal 16 Minuten auf Strom verzichten – das ist weniger als fünf Jahre zuvor und ein Wert, der andere Staaten vor Neid erblassen lässt. Und auch für die nächsten Jahre bestehen keinerlei Kapazitätsengpässe, bestätigte die Bundesnetzagentur kürzlich.

In Wahrheit, das ist ziemlich offensichtlich, fürchten die Kraftwerksbetreiber nicht um die Versorgungssicherheit in Deutschland, sondern um ihre eigenen Gewinne. Die sinken durch den Boom der erneuerbaren Energien nämlich tatsächlich. Mit ihren Warnungen unmittelbar vor Beginn der Koalitionsgespräche zum Thema Energie wollen Eon, RWE und Co. dafür sorgen, dass sie auch für ihre klimaschädlichen Kohlekraftwerke künftig Subventionen bekommen.

In einigen Jahren könnten solche Garantie-Zahlungen für Reserve-Kraftwerke in bergrenztem Ausmaß tatsächlich notwendig sein. Derzeit wären sie hingegen ein unnötiges Geschenk. Dennoch deutet vieles daruf hin, dass SPD und Union den dreisten Forderungen in ihren Koalitionsverhandlungen nachgeben – zum Schaden von Umwelt und Verbrauchern.

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Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.

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