Zornige Immobilienmakler: Streik gegen das Bestellerprinzip
Der Bundesverband für Immobilienwirtschaft ruft zum Ausstand wegen eines neuen Gesetzes auf. In der Branche erntet das Häme.
BERLIN taz | Mit einem bundesweiten Streik wollen Makler gegen die geplante Einführung des Bestellerprinzips protestieren. Der Bundesverband für die Immobilienwirtschaft (BVFI) hat dafür laut dem Portal http://www.immobilien-zeitung.de/1000021754/makler-drohen-mit-bundesweitem-streikImmobilienzeitung.de seine Mitglieder zur „Urabstimmung“ aufgerufen. Sollten zwei Drittel der Teilnehmer der Umfrage zustimmen, würden am 7. November keine Türen aufgeschlossen und keine Wohnungen präsentiert.
Am 7. November soll der Bundesrat über das Bestellerprinzip entscheiden. Danach zahlen künftig nicht mehr Mieter die Maklercourtage, sondern Vermieter.
Das Gesetz werde „den Berufsstand des Wohnungsvermittlers vernichten“, heißt es in dem Aufruf. Zudem werde es „zur Vernichtung von ca. 10.000 Maklerbetrieben“ führen. Derzeit gibt es in Deutschland etwa 35.0000 Immobilienvermittler, 8.000 mehr als im Jahr 2007. Der Verband hat seine rund 11.000 Mitglieder zur Abstimmung angeschrieben, 87 Prozent haben bislang laut Immobilienzeitung.de für den Ausstand gestimmt.
In der Branche ernte der Aufruf Häme. „Eine saublöde Idee“, sagt Markus Gruhn vom Verband Ring deutscher Makler, der größer als der Streikverband BVFI ist. „Die Politik zittert schon, dass die Wirtschaft wegen des Maklerstreiks zusammenbricht.“ „Millionen Deutsche zittern: Wie sollen sie morgen wieder ein Haus kaufen?“, hieß es auf Twitter. Er wolle dem „Berufsstand ein besseres Gehör zu verschaffen“, sagte hingegen BVFI-Vorstand Jürgen Engelberth.
Leser*innenkommentare
ub1706
Wenn ich al Vermieter oder Verkäufer jetzt die Maklergebühr bezahlen soll, möchte ich aus LEISTUNG dafür sehen !
Und nicht das Prinzip "Zufallstreffer" hochbezahlt !
Dorian Müller
OhGottohGottohGott!
Wenn jetzt auch noch die Berufsverbände der Abmahnanwälte, Hütchenspieler und GEZ-Ermittler streiken, dann können wir uns echt erschießen.
Dudel Karl
@Dorian Müller Vergessen Sie nicht die Frisöre und Telefondesinfizierer.
Velofisch
Die Korrektur war überfällig, der Maklerberuf wird sich damit positiv entwickeln und die Branche wird sich konsolidieren.
Endlich einmal ein Feld in dem die Bundesregierung positive Änderungen plant.
Bleibt zu hoffen, dass die Besitzstandswahrer hier keinen Erfolg haben. Wenn sie hier zu dem lächerlichen Mittel des Streiks greifen, zeugt das davon, dass sie vermutlich nicht erfolgreich sind.
DerKommentator
Die einzige Auswirkung der Gesetzesänderung wird sein, dass man nicht mehr an Leute vermietet, die wahrscheinlich nicht lange bleiben (z.B. Gaststudenten), weil sich das nach Abzug von Maklergebühren nicht mehr lohnt (alternativ: Weil man dann jedes Mal unbezahlten Aufwand hat).
Für alle anderen Mietverhältnisse wird eben die Kaltmiete ein bisschen erhöht, und gut ist.
Dudel Karl
Das Gesetz werde „den Berufsstand des Wohnungsvermittlers vernichten“
> Na, da ist der Schaden schnell geschätzt.
Dhimitry
Markler*innen sind die FDP unter den Berufsgruppen...
Eric Sanderson
Das Bestsellerprinzip erscheint mir als vollkommen richtig. Derjenige, der einen Mehrwert durch Verkauf oder Vermietung erwirtschaftet, kann auch die Mehrkosten tragen. Wenn er das nicht möchte, kann er die Vermittlung problemlos selbst übernehmen. Jemandem der durch Kauf oder Umzug schon hohe Kosten zu tragen hat, noch die Maklerprovision aufzubrummen ist einfach nicht i.o.
Da sich ein Teil des Berufsstandes so gegen dieses Gesetz wehrt, zeigt das sie sich ihrer teilweisen Überflüssigkeit sehr bewusst sind! Es wird die Spreu vom Weizen trennen. Die fachlich kompetenten Makler werden auch weiterhin in der Branche tätig sein, allerdings wird der Stereotyp des unfähigen und überheblichen "Maklers" mit Wochenendschulung verschwinden. Der Berufsstand wird eine Aufwertung erleben und davon profitieren alle relevanten Gruppen.
warum_denkt_keiner_nach?
Wieder so eine Spartengewerkschaft, die verboten gehört.
HugoHabicht
@warum_denkt_keiner_nach? ne, ausgelacht. Makler sind in vielen Fällen schlicht überflüssig und dienen nur der Bequemlichkeit des Vermieters, der dafür aber nix zahlt. Mit ihrem Streik und ihren Aussagen illustrieren sie die eigene Überflüssigkeit. Sollen sie von mir aus das ganze nächste Jahr streiken.
DerKommentator
"Bequemlichkeit des Vermieters"
Anders gesagt: Der Vermieter soll gefälligst etwas tun, für das er kein Geld verlangt. Denn in der Miete ist dieser zusätzliche Aufwand aktuell (noch) nicht eingepreist.
Hans Stoffel
Wäre toll, wenn die wirklich streiken würden - dann merkt man hier endlich, wie überflüßig Immobilienmakler eigentlich sind.
Käufer und Verkäufer, Mieter und Vermieter können sich auf genügend anderen Wegen finden - auch schon vor dem Internet, aber jetzt erst recht.
Es grüßt Euch: Stoffel
65572 (Profil gelöscht)
Gast
Völlig unberechtigter Streik, wir vom Verein der Bestsellerautoren finden das Bestsellerprinzip alternativlos.
Heide Gehr
Eine der wenigen guten Pläne unserer Regierung. Denn offenbar haben die Makler kein Produkt bzw. Leistung, für das jemand aus freien Stücken bereit wäre zu bezahlen; wenn ein ganzes Geschäftsmodell auf der Notlage anderer Leute besteht, ist es gut, wenn diese Gelfrisuren und Kostümchen endlich mal was arbeiten gehen müssen.