Hoffnungsträgerin der Hamburger FDP: Der beste Mann

Katja Suding ist die personifizierte Hamburger FDP: Parteivorsitzende, Fraktionschefin, Spitzenkandidatin. Ohne sie geht hier gar nichts – mit ihr vielleicht alles.

Winkt freundlich vorm Selbstporträt: Katja Suding, FDP Hamburg. Bild: dpa

HAMBURG taz | Nett ist sie, die Katja Suding. Freundlich, aufmerksam, geduldig. Und sie wirkt immer gut gelaunt. Manchmal kann sie sehr konzentriert zuhören, aber spätestens, wenn sie antwortet, lächelt sie wieder. Sie ist ein positiv denkender Mensch, sie glaubt, dass jeder seines Glückes Schmied sei. Was Liberale eben so glauben und mit den Etiketten „Freiheit“ und „Selbstverantwortung“ versehen.

Zum zweiten Mal will Katja Suding die Hamburger FDP in die Bürgerschaft führen. 2011 gelang ihr das im gelben Friesennerz und mit der simplen Aussage: „KatJA“. Jetzt ist die Präsentation vielfältiger, aber erneut gibt es nur eine Botschaft: Katja Suding selbst. Die „Tagesschau“-Großaufnahme ihrer Beine quittiert sie mit dem Hinweis, jetzt hätten wohl alle gesehen, „dass ich mit diesen sportlichen Beinen locker die Fünf-Prozent-Hürde überwinde“.

Attraktivität als Werbung

Männer-Kommentare am Wahlkampfstand – „Ich wähle Sie nur im Minirock“ – sind ihr, im Schneeregen verhüllt in Mantel, Schal und magentafarbener Pudelmütze, kaum ein Schulterzucken wert. Da müsse man als Frau durch. Erst recht als Politikerin, die ihre Attraktivität wie aktuell als Fotomodell in der Gala als Werbemittel einsetzt. „Für attraktive Menschen ist es schwieriger, als intelligent wahrgenommen zu werden“, sagt sie.

Im Dezember machte Hamburgs FDP ihre Spitzenkandidatin zum Kandidaten: Auf einem damals enthüllten Wahlplakat präsentierte sich Katja Suding als "Unser Mann für Hamburg".

Mit einem ironischen Augenzwinkern, empfahl Suding selbst, sei das Plakat anzusehen: "Es ist der Auftakt einer Kampagne, über die zunächst einmal geredet werden soll. Das ist uns gelungen."

Die Reaktionen im Netz reichten von Begeisterung über die liberale "Conchita Wurst ohne Bart" über Anerkennung für die "witzige Idee" bis hin zu blankem Entsetzen ob solch "unprofessioneller Anbiederung".

Mit einer Männerquote, auch das machte Suding deutlich, habe das "natürlich" nichts zu tun.

Die 39-jährige Mutter von zwei Söhnen ist seit 2006 Mitglied der FDP und in Hamburg ist sie die personifizierte FDP: Parteichefin, Fraktionsvorsitzende, Spitzenkandidatin, präsent auf allen Plakaten, unterwegs auf allen Podien und an den Wahlkampfständen. Ohne Suding geht nichts für die Freidemokraten. Mit ihr vielleicht alles.

In vier Jahren als Fraktionschefin in der Bürgerschaft hat sie sich ein klares Profil zugelegt. Sie hat in Münster Kommunikations- und Politikwissenschaften studiert und arbeitete im PR-Bereich, ehe sie in die Politik ging. Als Polit-Neuling wurde sie anfangs belächelt, inzwischen wird sie allseits respektiert. Nur zwischen ihr und der linken Fraktionschefin Dora Heyenn herrscht Eiszeit, das Händeschütteln vor gemeinsamen Podiumsdiskussionen im Wahlkampf gerät beiderseits, nun ja, bemüht höflich.

Suding dekliniert offensiv den freidemokratischen Wertekanon rauf und runter, und ihr ist egal, ob im Einzelfall die allein regierende SPD oder die Opposition aus CDU, Grünen und Linken oder eben niemand ihr zustimmt. Dass die Hamburger FDP-Fraktion ihr Mäntelchen jemals in den Wind gehalten hätte, hat ernsthaft noch kein politischer Beobachter in Hamburg behauptet. Und das ist nicht mal das Schlechteste, was sich über eine Gruppierung sagen lässt, die jahrzehntelang als pöstchengeile Umfallerpartei intriganter und alter Männer galt.

Im Endspurt des Wahlkampfes präsentiert Suding sich als Heilmittel gegen Rot-Grün. Sollte die SPD ihre absolute Mehrheit verlieren, wären Koalitionsverhandlungen mit den Grünen nach den Worten von Bürgermeister Olaf Scholz die erste Option – und ohne FDP auch die einzige. „Dann können die Grünen den Koalitionsvertrag diktieren“, warnt Suding. Und deshalb baggert sie hemmungslos um Grünen-skeptische Wähler von CDU und SPD gleichermaßen: „Nur wir als FDP können dafür sorgen, dass die Vernunft der Mitte in Hamburg regiert.“ Ob die CDU „auf 22 oder 25 Prozent kommt, ist doch egal“, sagt Suding. Entscheidend sei, dass die FDP wieder in die Bürgerschaft einziehe – oder zumindest Katja Suding selbst.

Zünglein an der Waage

Denn Suding hat gute Chancen, in ihrem Wahlkreis, den Villenvierteln in den noblen Elbvororten, ihr 2011 erkämpftes Direktmandat zu verteidigen. Dann säße sie auch ohne Partei als Fraktionslose im Landesparlament – und könnte gar bei einer durchaus möglichen Pattsituation der SPD zur Mehrheit verhelfen und sich zu einem Senatorenposten.

Katja Suding steht für das Gegenteil von grüner Politik. Deshalb sei entscheidend, „wem die Schlüsselfunktion“ als Koalitionspartner der SPD zufalle – den Grünen oder der FDP, sagt sie: „Das macht den Unterschied.“

Da hat sie sicher Recht.

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