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Frauen garantieren Wachstum

Der nächste Wirtschaftsboom wird weiblich, ganz bestimmt. Das ist auch nötig, wenn ausnahmsweise Afrika beteiligt sein soll, erklären Entwicklungspolitiker

„Vergessen Sie das Internet, wenn Sie an Wachstum denken. Denken Sie an Frauen“

BERLIN taz ■ Wieso eigentlich diskutieren wir in der Entwicklungszusammenarbeit seit Jahrzehnten über die Förderung von „Frauen“ in Projekten, beziehungsweise – moderner – über „Gender“ und „Gender-Mainstreaming“? Und dann stellt sich Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) im Foyer einer Berliner Bank vor ihre Zuhörer und sagt Banalitäten wie: „Frauen sind ein Schlüsselfaktor für wirtschaftliche Entwicklung und Wachstum.“

Ja, wieso eigentlich? Die Ministerin lächelt ein wenig müde und wirbt um Geduld. Sie erklärt, dass doch in vielen afrikanischen Ländern immerhin eine Generation von Politikern nachwachse, die ein ganz anderes Bewusstsein für solche Themen hätten. Aber letztlich weiß es die Ministerin, die nun seit achteinhalb Jahren im Amt ist, am besten: „Ja, Frauen sind ein Schlüsselfaktor für wirtschaftliche Entwicklung und Wachstum“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Wenn man sie lässt!“

Doch nach wie vor ist das viel zu selten der Fall. Frauen produzieren in Entwicklungsländern bis zu 80 Prozent der Nahrungsmittel, besitzen aber nur 10 Prozent der Anbaufläche. Frauen kommen insgesamt nur auf 1 Prozent des globalen Vermögens. Frauen haben es schwerer als Männer, an Kredite heranzukommen – obwohl sie geliehenes Geld disziplinierter zurückzahlen, wie inzwischen mehrere Studien belegen. Der Weg in die Selbständigkeit bleibt ihnen deshalb oft verwehrt. Zudem sind immer noch ein Großteil der Frauen im informellen Sektor beschäftigt.

Zu wenig Investitionen in Frauen bringt nicht nur für diese selbst Nachteile, sondern auch für die Volkswirtschaften. Einer Studie der Weltbank zufolge könnte Uganda ein um 2 Prozentpunkte höheres Wirtschaftswachstum haben, wenn Frauen und Männer gleichbehandelt würden. „Vergessen Sie China, Indien und das Internet, wenn Sie an Wirtschaftswachstum denken. Denken Sie an Frauen“, forderte Wieczorek-Zeul ihre Zuhörer auf – alles Teilnehmer einer Konferenz zum Thema „Wirtschaftsmacht Frauen“.

Nach Ansicht der dänischen Entwicklungsministerin Ulla Tornaes sind die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen bis 2015 nur zu erreichen, wenn Frauen stärker als bisher in den Blickpunkt der Politik rücken. So müssten Alphabetisierungskampagnen gezielt Mädchen und Frauen im Visier haben. In ihrem Land, so die liberianische Finanzministerin Antoinette Sayeh, seien 62 Prozent aller Frauen Analphabetinnen – bei den Männern liegt die Quote halb so hoch.

Wieczorek-Zeul ist Schirmherrin eines so genannten „Gender-Aktionsplans“ der Weltbank. Damit sollen Projekte angeschoben werden, die Frauen wirtschaftlich stärken. Die Bundesregierung will von 2007 bis 2011 dafür 24,5 Millionen Dollar bereitstellen. Keine hohe Summe, gemessen an den Milliardenbeträgen, die von der Weltbank vergeben werden – das räumt auch die Ministerin ein. „Mein Ziel ist es auch nur, der Schlüssel zu sein, der die Sache vorantreiben will“, sagte sie gestern.

Allzu große Hoffnungen auf die Segnungen von Weltbank und reichen Geberländern sollten sich die afrikanischen Länder ohnehin nicht machen, mahnte Ngozi Okonjo-Iweala, die ehemalige Finanzministerin von Nigeria. „Wir müssen unsere Regierungen selbst unter Druck setzen, damit sich etwas ändert.“KATHARINA KOUFEN

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