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Das PortraitDas Ende eines Ganovenlebens

■ Tupac Shakur

„Huey Newton stand auf der Abschußliste, Angela Davis stand auf der Abschußliste. Tupac Shakur steht auf der Abschußliste.“ Die Statements, mit denen sich 2-Pacs Anwalt Chowke Lumumba 1994 über die US-Justiz beklagte, weil man seinen Mandanten wegen Vergewaltigung hinter Gitter bringen wollte, klingen nach Verschwörungsformeln. Jetzt ist es ganz anders gekommen: Am Freitag erlag der Gangsta-Rapper in Las Vegas den Verletzungen, die er sich vorige Woche bei einer Schießerei zugezogen hatte.

Tupac Shakur war am 7. September nach dem Tyson- Boxkampf in seinem BMW von vier Tätern mehrmals getroffen worden. Ein gewöhnliches Drive-By-Shooting unter verfeindeten Gangs? Die Polizei in Las Vegas ist sich nicht sicher: Es wird berichtet, Shakur sei zufällig in die Schußlinie gekommen. Andererseits war der Rapper mit einem Konvoi aus zehn Limousinen unterwegs, Bodyguards inklusive. Doch keiner kann sich an den Tathergang erinnern.

2Pacs Vergangenheit liest sich wie eines der dunkleren Kapitel der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. 1971 wurde er in New York geboren, seine Mutter Afani Shakur, eine Black-Panther-Aktivistin, war erst einen Monat zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden, sein Vater ist unbekannt. Aus der Tragik dieser familiären Bindung resultiert ein Großteil der Raps, mit denen 2Pac in den vergangenen fünf Jahren mehrere Millionen Platten verkaufte. Sein 1994er Album betitelte er schlicht „A Thug's Life“, ein Ganovenleben; 1995 erschien „Me against the world“, und im Frühjahr brachte er „All Eyez on me“ auf dem „Death-Row“-Label von Dr. Dre heraus. Trotzdem gehörten 2Pacs Songs nicht einfach zur Gattung der an der West- Coast so erfolgreichen Blut- und-Pistolen-Lyrik. Immer wieder versuchte Shakur, die Widersprüche zwischen Selbsthaß und Identitätsfindung in paranoiden Gewaltszenarien zu beschreiben; der Mutter wiederum wurden einfühlsame Lieder gewidmet, die statt Gangster-Legenden so etwas wie Gemeinschaftssinn besangen. Genützt hat es wenig: Noch in der Woche vor dem Attentat wurde 2Pac von MTV befragt, warum er nie ohne Leibwächter auftrete. Seine Antwort erscheint makaber: „Ich bin Geschäftsmann, da muß man eben aufpassen.“ Harald Fricke

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