: Momper auf dem Tiefpunkt
■ Nicht einmal jeder fünfte Berliner will den Sozialdemokraten als Bürgermeister
Acht Wochen vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus kann die SPD einen neuen Rekord vermelden: Lediglich 21 Prozent aller Wähler würden derzeit ihre Stimme den Sozialdemokraten geben. Ein historischer Tiefpunkt – niemals konnte der Berliner Landesverband auf weniger Sympathien unter den Wählern zählen.
Noch schlechter ist es um die Beliebtheit des Spitzenkandidaten Walter Momper bestellt. Nur 19 Prozent wünschen sich den SPD-Politiker als Regierenden Bürgermeister. Laut der Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut „Info GmbH“ im Auftrag der Berliner Zeitung und des Senders BB Radio erstellt hat, würden sich sogar die Anhänger der SPD mehrheitlich gegen Momper entscheiden. Eine eindeutige Mehrheit von 57 Prozent der Berliner wünscht sich den derzeitigen Amtsinhaber Eberhard Diepgen weiter an der Landesspitze, 17 Prozent der Wähler sind noch unentschieden.
Klarer Sieger der Wahl wäre die CDU, für die derzeit 38 Prozent der Berliner – 4 Prozent mehr als im Vormonat – stimmen würden. Die Grünen kämen auf 13, die PDS auf 17 Prozent. Ein Regierungswechsel in der Hauptstadt wäre also weiterhin nur im Falle einer Kooperation von Grünen und SPD mit der PDS möglich. Dies lehnen beide Parteien strikt ab.
Aus einer ebenfalls am Sonntag veröffentlichten Umfrage des Forsa-Instituts geht hervor, dass der SPD-Fraktionschef Klaus Böger als Spitzenkandidat wesentlich besser abschneiden würde als Momper. Mit Böger als Frontmann würde die SPD demzufolge ganze 31 Prozent erreichen – 10 Prozentpunkte mehr als mit Momper. Böger war ursprünglich als Spitzenkandidat gehandelt worden, unterlag aber in einer Urabstimmung am 17. Januar gegen Momper. Laut der Forsa-Umfrage wollen sogar nur 17 Prozent der Berliner Walter Momper als Hausherrn im Roten Rathaus sehen.
Der Parteienforscher Richard Stöss, der auch der SPD-Wahlkampfkommission angehört, nannte das Ergebnis eine „Katastrophe“. Die Berliner hätten keine Vorstellung, was Momper genau wolle. Die Spitzenkandidatin der Grünen, Renate Künast, warnte die SPD vor dem Versuch, lediglich die Bundespolitik zu vermitteln. Die SPD müsse sagen, was sie in Berlin anders machen wolle. „Die Chancen für einen Regierungswechsel sind nicht besser geworden.“ Momper selbst kommentierte den Abwärtstrend bei der SPD lakonisch: Er wolle „keine Umfragen, sondern Wahlen gewinnen“. Andreas Spannbauer
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