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Bären, Mäuse und Handschellen

■ Die CDU fordert in der heißen Wahlkampfphase „Null Toleranz gegenüber Kriminellen“

Lange vor den anderen Parteien hatte die CDU den Vorwahlkampf eröffnet, doch in die heiße Phase des Wahlkampfs startet sie als letzte. Dafür machen die Christdemokraten umso lauter auf sich aufmerksam. Nicht allein, dass sie ihre Anhänger gestern zur Auftaktveranstaltung am symbolträchtigen Potsdamer Platz versammelten. Vor allem zieren seit gestern Plakate das Stadtbild, die man getrost als plakativ bezeichnen kann.

Bei der Vorstellung der Motive sparte sich CDU-Generalsekretär Volker Liepelt den Höhepunkt für den Schluss. Zunächst zeigte er den altbekannten Bären, der nach wie vor Rot-Grün nicht mag und diesmal jeden einzelnen Berliner auffordert: „Lass dich nicht nass machen“. Sodann eine Computermaus des im Niedergang begriffenen Herstellers Apple als Werbung für eine bessere Ausstattung der Schulen, schließlich eine Maurerkelle und ein Laptop als biedere Symbole für „neue Arbeit durch High-Tech“.

Doch dann kam's: „Null Toleranz“ fordert die tolerante Großstadtpartei jetzt im Wahlkampf, und zwar „gegenüber Kriminellen“. Neben dem Slogan ist ein Paar Handschellen zu sehen. Vorbild sei New York, erklärte Innensenator Eckart Werthebach (CDU), auch wenn – natürlich – die dortige Kriminalitätsrate nicht mit der Berliner vergleichbar sei. Jenseits des Ozeans habe der Verzicht auf Toleranz zu „deutlichen Verbesserungen“ geführt.

Die Opposition zeigte sich gegenüber dem CDU-Wahlplakat gestern weniger tolerant. Der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Wolfgang Wieland, verurteilte die „Angstkampagne“. Wieland würde es vorziehen, wenn die Plakate statt der Handschellen das Konterfei des CDU-Fraktionschefs Klaus Landowsky zeigten, um zu demonstrieren, „welcher Art von Politikern wir keine Toleranz entgegenbringen“.

Beim abendlichen Wahlkampfauftakt vor dem Musicalpalast am Potsdamer Platz warnte der CDU-Landeschef und Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen seine Partei vor „voreiliger Zuversicht“. Diese sie „fehl am Platze“. Erneut warnte er vor einer möglichen Zusammenarbeit des SPD-Spitzenkandidaten Walter Momper mit der PDS: „Auf der anderen Seite des Spektrums ist alles möglich.“ Generalsekretär Liepelt hatte am Morgen angesichts der sich abzeichnenden Großen Koalition in Brandenburg der dortigen SPD vorgeworfen, dass sie mit der PDS ernsthaft verhandelt habe. Ralph Bollmann

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