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und das war ebensoVier Bezirke fortan grün

Im Taumel der Freude passierte der stadteigenen Firma „Hamburg Energie“ ein Patzer. „Klares Statement! Auch bei den Bezirkswahlen hat sich unsere Stadt klar für den Klimaschutz entschieden“, schrieben am Dienstag die Betreuer der Facebook-Seite des Ökostrom-Anbieters. So berichtet vom Abendblatt. Es war die Freude, dass in vier der sieben Bezirke die Grünen die stärkte Fraktion wurden. Doch im Aufsichtsrat vom Hamburg-Energie sitzt der grüne Umweltsenator Jens Kerstan. „So etwas geht nicht“, räumte sein Sprecher Jan Dube sofort ein. Der Facebook-Post wurde umgehend entfernt.

Aber die Fakten bleiben. Die Grünen in Hamburg sind nicht mehr bloß der kleine Juniorpartner der großen SPD. Die verlor ihre Mehrheit in vier Bezirken. Nach Auszählung aller Stimmbezirke gingen Eimsbüttel, Altona, Nord und Mitte bei den Bezirksversammlungswahlen an den kleineren Koalitionspartner im Senat. Hamburgweit kamen die Grünen gar auf 31,3 Prozent und übertrafen damit sogar noch ihr historisches Ergebnis bei der zeitgleich abgehaltenen Europawahl um 0,1 Punkte. Gegenüber der Bezirkswahl 2014 gewannen sie 13,1 Prozentpunkte.

„Gestern Rekordwerte, heute Rekordwerte“, sagte die Grünen-Landeschefin Anna Gallina und zeigte sich überwältigt. Sie werde „alles geben, um dieser Verantwortung gerecht zu werden“. Nur in Bergedorf und Harburg konnte die SPD ihre Mehrheiten halten. Auch in Wandsbek lag sie vorn – aber nur mit hauchdünnem Vorsprung. Über alle Bezirke verlor die Partei 11,2 Punkte und landete bei 24,0 Prozent.

Ziel sei es gewesen, die alten Mehrheiten zu verteidigen, sagte SPD-Bürgermeister Peter Tschentscher. „Insofern ist das ein Rückschlag.“ SPD-Landeschefin Melanie Leonhard sprach von einem enttäuschenden Ergebnis. Beide machten vor allem den Bundestrend verantwortlich.

Schon kam die Frage auf, ob Katharina Fegebank, die grüne Spitzenkandidatin für die kommende Hamburg-Wahl, nicht eigentlich Bürgermeisterkandidatin zu nennen sei. Die gab die Parole aus: „Cool bleiben und weiterarbeiten.“ Sie lasse sich „nicht kirre machen“.

Dass „cool bleiben“ klug ist, zeigte eine am Donnertags von der Zeit veröffentliche Umfrage des Instituts Policy Matters, die von Anfang bis Mitte Mai lief. Demnach hatten von 1.002 Hamburgern 30 Prozent erklärt, sie würden die SPD wählen, die Grünen stünden bei 22 Prozent. Statt Grün-Rot hieße es also wieder Rot-Grün in Hamburg. Kaija Kutter

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