taz.berlin-Adventskalender 20: Ein bisschen intellektuell

Im taz.berlin-Adventskalender präsentieren wir in diesem Jahr, ganz passend zum Winter-Shutdown, schöne Spiele: Heute: Solitär.

Mensch ärger dich nicht! Ein klassisches Brettspiel mit Spielfiguren und einem Würfel in Großaufnahme

Analoges Spielen beruhigt – oder regt auf, je nach Spielverlauf Foto: picture alliance/dpa/Franziska Kraufmann

Beamen wir uns zurück ins Jahr 1970. Computer sind schrankgroße Kisten, die sich nur große Firmen leisten können, das Internet ein ferner Traum. Wie hätte eine oder ein Berliner Single den Abend in einem Coronalockdown verbracht, wenn er der drei Fernsehsender müde und auch noch sein Radio kaputt wäre? Wahrscheinlich hätte er Solitär gespielt, so lange, bis sie oder er es blind und auswendig gekonnt hätte.

Natürlich handelt es sich nicht um das heute auf allen Computer-Betriebssystemen zur Überbrückung zäher Zoomsessions vorinstallierte Kartenspiel, wir sind ja 50 Jahre hinter unserer heutigen Zeit. Nein, es geht um Kegel, Stifte oder Kugeln, die auf einem kreuzförmigen Spielfeld in je drei Reihen angeordnet sind – lediglich in der Mitte ist zu Beginn ein Feld frei. Durch Überspringen werden die Kegel, Stifte oder Kugeln aus dem Spiel geworfen. Am Ende soll nur noch ein Kegel, Stift oder eine Kugel übrig bleiben, am besten auf dem Feld genau in der Mitte. Vielleicht wird es deshalb bisweilen auch Steckhalma genannt.

In den 1960ern und 1970ern war Solitär ein beliebtes Deko-Objekt in vielen Wohnzimmern oder Studierendenbuden. Gern in popfarbenden Plastik wirkte es ein bisschen intellektuell, vergeistigt, aber auch formschön. Manche Menschen spielten es tatsächlich auch. Und noch heute findet man verschiedenste Ausgaben in fast jedem Spieleladen.

Gar nicht so einfach

Und ein, zwei Stunden lang lässt sich damit ganz gut die Einsamkeit überbrücken. Das liegt daran, dass die Idee simpel und die Regeln einfach, die Lösung aber ziemlich kompliziert ist. Nicht zuletzt deswegen, weil mensch sich eigentlich die Züge eines Spiels merken müsste, um entsprechende Fehler beim nächsten Versuch zu vermeiden. Gar nicht so einfach.

Anders als vor 50 Jahren liegt die Lösung aber – falls es gar nicht klappen sollte – greifbar nahe: Im Internet finden sich zahlreiche Anleitungen, damit am Schluss wirklich nur noch ein Stift übrig ist und der auch noch in der Mitte steht. Danach kann man sich dann auch wieder durch die 500+ Fernsehkanäle zappen, die zehn Streamingdienste durchforsten oder einfach im Internet hängen bleiben. Wir haben ja nicht mehr 1970!

Erforderlich: Langeweile

Zielgruppe: Kreuzberger HinterhofeinzimmerwohnungsbewohnerInnen

Wer das spielt, spielt auch: Halma (wenn sie/er mal nicht einsam ist)

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