schlosskopie: Am Geld soll es scheitern
Acht zu sieben also. Acht Stimmen für eine detailgetreue barocke Fassade am neuen Stadtschloss, sieben dagegen. Eine knappe Entscheidung, sollte man meinen.
Kommentar von UWE RADA
Doch der Eindruck täuscht. Längst schon hatte sich die Mehrheit der Kommission für eine stadtschlossähnliche Fassade und gegen eine zukunftsgewandte moderne Lösung entschieden. Dass nun ganz überraschend gar eine historische Fassadenkopie – eine Art barockes Disneyland also – eine knappe Mehrheit fand, kann auch daran gelegen haben, dass eine andere Debatte in den Vordergrund gerückt ist: die um die Finanzierung.
Fast scheint es, als hätten sich die Expertenkommission und die Koalitionsverhandler ein imaginäres Wettrennen geliefert. Den Anfang machten SPD und PDS, indem sie am Wochenende entschieden, keine Landesmittel für den Schlossbau zur Verfügung stellen zu wollen. Die Entscheidung der Kommission kann somit auch als eine Art Retourkutsche verstanden werden.
Dass sich der Senat davon beeindrucken lässt, darf allerdings bezweifelt werden. Die einzige Hoffnung der Schlossfans ruht deshalb auf Bundeskanzler Schröder. Doch auch der muss vor den Wahlen im nächsten Herbst erklären, warum er dem bankrotten Berlin ausgerechnet ein 1,5 Milliarden teures Schloss schenken will.
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