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frauentazDas Matriarchat der Texte

Die Idee einer emanzipierten, solidarischen, gerechten Welt steht im Feuer. Was ist die Antwort auf Hierarchie, Hass, Hetze und zunehmenden Antifeminismus?

Wer hier den Hut auf hat: Teilnehmerin eines Frauenmarsches in London Foto: Neil Hall/reuters

K riegstreiber, Oligarchen, Tech-Milliardäre: Die globale Bruderschaft der Männer attackiert den Westen, wie wir ihn kannten. Hierarchie statt Freiheit, Hass und Hetze statt Menschenrechte, Antifeminismus statt Geschlechtergerechtigkeit: Die Idee einer emanzipierten, solidarischen, gerechten Welt steht im Feuer.

Das Leben einer Frau 2025

„Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“ Zum feministischen Kampftag am 8. März wird die wochentaz zur Frauentaz. Auf 52 Seiten blicken wir auf das gesamte Leben einer Frau – von der Geburt bis zum Tod. Auf taz.de widmen wir uns dem Thema ganze drei Tage.

Auch hierzulande droht das Rollback. Vielsagend das erste Foto der wohl neuen Führungsriege der Union: mittelalte lächelnde Herren in Anzügen, die Ministerposten wollen – ohne eine einzige weibliche Person am Tisch. Im nächsten Bundestag liegt der Frauenanteil bei gerade mal 32,4 Prozent und ist damit so niedrig wie seit 16 Jahren nicht.

Queere Menschen, Menschen mit Migrationsgeschichte, Nicht­aka­de­mi­ke­r*in­nen sind noch deutlicher in der Minderheit als zuvor. Das Patriarchat holt sich die Macht zurück. Mit dieser Ausgabe der wochentaz zum feministischen Kampftag am 8. März 2025 wollen wir ein Zeichen dagegen setzen.

Geschlechterverhältnisse von heute

Einer der berühmtesten Sätze von Simone de Beauvoir lautet: Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es (On ne naît pas femme: on le devient). 1949 hat sie diesen Satz geschrieben. 2025 stellen wir ihn unserer Ausgabe voran.

Die Geschlechterverhältnisse sind heute andere als damals. Aber auch und gerade in einer Welt, wie sie sich gerade zeigt, beschäftigen uns viele Fragen gleichermaßen. Was bedeutet es, Mädchen oder Frau zu sein? Was heißt weibliche Solidarität? Woher kommt das Patriarchat, wie leben wir darin – und wie schaffen wir es ab?

Ein Mädchen, das in Deutschland im Jahr 2025 zur Welt kommt, wird sich im Laufe ihres Lebens mit Fragen wie diesen beschäftigen. Ob bewusst oder nicht, ob gewollt oder nicht: Sie selbst und ihr Umfeld, die Welt, in der sie lebt, prägen die Art und Weise, wie sie sich als Mädchen, als junge und ältere Frau wahrnimmt und erlebt. An diesem Wochenende beschäftigen wir uns deshalb auf 52 Seiten mit dem Leben einer Frau von der Geburt bis zum Tod.

Was tun gegen den zunehmenden Antifeminismus? Wir müssen es zusammen herausfinden

Keine Politik, keine Zukunft, keine Gesellschaft

Dazu lösen wir alle Ressorts auf: Es gibt in dieser Ausgabe keine Politik, keine Zukunft, keine Gesellschaft. Stattdessen beginnen wir mit der Geburt, gehen über die Kindheit zur Jugend, zum Erwachsenenalter bis ins hohe Alter. 91 Jahre alt ist die älteste Frau, die in dieser Ausgabe interviewt wird. Ein Mädchen, das 2025 zur Welt kommt, wird erst im Jahr 2116 91 Jahre alt sein. Zwischen diesen Zahlen liegen ganze Leben, zwischen den Erfahrungen womöglich Welten. Das Frausein eint sie dennoch.

Frauen, das betonen wir angesichts der politischen Verhältnisse wieder und noch deutlicher als sonst, sind selbstverständlich cis und trans Frauen. Lesben mit Kindern sind selbstverständlich ebenso Familie wie Menschen sonstiger sexueller Orientierung. Was Frausein bedeutet, muss sich, wie Antje Schrupp in ihrem Essay über die Entstehung von Geschlecht schreibt, immer wieder neu mit Bedeutung füllen.

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Feministischer Kampftag

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Wir möchten mit dieser Ausgabe alle Frauen ansprechen – und als Le­se­r*in­nen auch alle Personen anderen Geschlechts herzlich einladen. 17 ausgewählte Texte gibt es zum Hören im von taz-Vizechefredakteurin Katrin Gottschalk moderierten Frauentaz-Podcast.

Gegen den „Male Gaze“

Besonders sind in dieser Ausgabe auch die Fotos. Die Darstellung von Frauen unterliegt einem oft männlichen, heterosexuellen Blick. Die Bilder dieser Ausgabe verweigern sich dem „Male Gaze“. Fünf Künstlerinnen zeigen uns ihren eigenen Blick aufs Frausein. Die Fotografin Annika Weertz begleitet Teenager bei ihrem selbstbewussten Spiel mit Rollenbildern und Gendercodes.

Lea Greub zieht mit einem feministischen Sprayerkollektiv durch Berlin. Isabelle Wenzel begegnet der männlichen Fetischisierung weiblicher Attribute mit akrobatischer Leichtigkeit. Die Musikerin Françoise Cactus malte zu Lebzeiten Bilder von Frauen (Bilder von Männern fand sie langweilig). Und die über 90 Jahre alte US-amerikanische Fotografin Rosalind Fox Solomon betrachtet ihren Körper mit anhaltender Neugierde.

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Was die Antwort ist auf den zunehmenden Antifeminismus hierzulande und international? Wir wissen es noch nicht, wir müssen es zusammen herausfinden. Was wir wissen: Für feministischen Protest, für Mut und Solidarität, für eine Welt, die auf Gerechtigkeit baut, lohnt es sich zu kämpfen.

Lesen gegen das Patriarchat

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
Manuela Heim
Gesundheit und Soziales
Redakteurin in der Inlandsredaktion, schreibt über Gesundheitsthemen und soziale (Un-) Gerechtigkeit.
Tanja Tricarico
wochentaz
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Leitet derzeit das Politik-Team der wochentaz. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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4 Kommentare

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  • „Was die Antwort ist auf den zunehmenden Antifeminismus hierzulande und international?“ Gute Frage, ich würde ja mal sagen, Feminismus beginnt vor allem im Journalismus als auch der Rede- und Meinungsfreiheit von Kommentator*Innen. Wenn hier keine asymmetrischen Standards an den Tag gelegt werden, wäre das ja schonmal ein guter Anfang 😊

  • "Das Patriarchat holt sich die Macht zurück."

    Hat sich schonmal jemand gefragt, woher das Patriarchat DAZU die Macht hat? Könnte es sein, dass es sie nie wirklich hergeben musste, weil sich Feminismus dann doch weitestgehend auf Forderungen beschränkt, dass Frauen schöne Dinge (Freiheit, Macht, Erfolg, Sicherheit...) (ab)GEGEBEN werden?

    Der, der abgibt oder abgeben "soll", behält immer das letzte Wort, ob gegeben wird oder nicht, und damit auch die eigentliche Macht. Trump treibt diese Erkenntnis gerade auf die Spitze, indem er systematisch jedes Geben seines Landes zurücknimmt. Er wird noch sehen, an wie vielen Stellen er damit an die Grenzen seiner Macht stößt, aber wie das Konzept funktioniert, kann man daran sehr schön studieren: Jedes "Er kann doch nicht..." wird mit einem knallharten "Doch, kann er." beantwortet - denn "Können" schlägt "Dürfen", wenn es um Macht geht.

    Was macht die EU (hoffentlich)? Sie schaut dass sie selbst wirklich "kann". Das sollte auch das primäre Ziel von Feminismus sein: Nicht fordern, dass das Patriarchat sich entmachte, sondern es sanft aber unwiderstehlich abdrängen. Annie Lennox hat es in "Sisters..." besungen, jetzt muss es noch passieren.

  • Tolle Idee, so eine Ausgabe nur mit weiblichen Blickwinkeln und Fotos.

    Dann hoffe ich, dass es im Zuge der Gleichberechtigung soetwas am 19. November auch umgekehrt gibt.

  • Vielen lieben Dank an das taz Team! Leider ist dieser Artikel und das Konzept der Samstagsausgabe notwendig. Es ist doch wirklich hanebüchend, wir haben ein Grundrecht auf Staatsfeminismus. Artikel 3 Absatz 2 Grundgesetz:



    "(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."

    Ich kann nur jeder Frau empfehlen, wo ihr mit Sexismus konfrontiert werdet: klagt bis zum Bundesverfassungsgericht!



    Leider können nur direkt Betroffene klagen. Obwohl ich mich als Mann auch durch die patriachale Gesellschaft eingeschränkt sehe. Ganz genau: in der Umsetzung der friedlichen, sozialen, solidarischen Zivilgesellschaft.