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Zweitliga-Absteiger Dynamo DresdenSignalmunition als Ultima Ratio

Böller und ein provokantes Spruchband sorgen beim verlorenen Abstiegsendspiel von Dynamo Dresden für Kontroversen unter den Fans.

Die Dritte Liga freut sich schon auf sie: Anhänger von Dynamo Dresden Bild: dpa

DRESDEN taz | In der 64. Spielminute fliegt der erste Böller aus dem Dresdner Fanblock. Keine Minute zuvor hatte Arminia Bielefelds Fabian Klos das 0:2 gegen ein orientierungsloses Dynamo Dresden erzielt.

Die Stimmung kippt. Weitere Knaller, Rauchdosen und Signalmunition folgen. Während die Ultras ihre Fahnen demonstrativ einrollen, laufen Ordner auf dem Platz auf. In den Seitengängen steht Polizei bereit. Derweil kommt es in der Fankurve zu wüsten Beschimpfungen zwischen den harten und den eher gemäßigten Teilen der Fans. Die einen rufen „Ultras raus!“, die anderen zünden weiter. Es scheint, als habe man sich komplett überworfen.

Dabei hatte der Tag aus Dresdner Sicht gut angefangen. Hunderte Fans unterschiedlichster Couleur begleiteten das letzte Stück der Route des Mannschaftsbusses mit einem Spalier. Was aussah wie der Triumphzug eines frisch gebackenen Meisters, sollte den Spielern einen letzten Schub geben. Nicht wenige hatten die Hoffnung, dass Dynamo es gegen den direkten Konkurrenten Bielefeld wieder in die Relegationsrunde schafft, um dort den Verbleib in der Zweiten Liga zu sichern. In der letzten Saison klappte dies schließlich schon gegen Osnabrück.

In einem ausverkauften Stadion sehen die Zuschauer lange einen packenden Schlagabtausch. Als Bielefelds Thomas Hübener mit Gelb-Rot vom Platz geschickt wird (38.), macht sich im Dresdner Anhang Euphorie breit. Vier Minuten später trifft Klos zum 0:1. Sein zweiter Treffer raubt dann einigen den letzten Funken Hoffnung. Es folgen Böller und eine zwölfminütige Spielunterbrechung.

Was danach geschieht, grenzt an Wahnsinn. Dynamos ehemaliger Topstürmer Mickael Poté sorgt nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff für den Anschluss, erstmals nach Monaten trifft er wieder das Tor. In der 70. Minute gelingt Robert Koch sogar der Ausgleich. Das Stadion steht kopf, nur um eine Minute darauf die erneute Bielefelder Führung zu erleben. Die weiteren Bemühungen der Dresdner verlaufen ins Leere.

Im Fanblock wird nach Abpfiff ein Spruchband entrollt, auf dem steht: „Ihr habt eine Stunde, um unsere Stadt zu verlassen“. Gerichtet ist es an die Mannschaft. Passiert ist letztlich jedoch nichts. Einerseits wegen eines immensen Aufgebots der Polizei, andererseits weil selbst der harte Kern nach diesem Ergebnis einfach zu enttäuscht und niedergeschlagen ist.

„Ihr habt eine Stunde, um unsere Stadt zu verlassen.“ Was sonst passiert, passte nicht mehr aufs Banner Bild: dpa

Die Spielunterbrechung und das Spruchband sorgen unter den Fans dennoch für heftige Kontroversen. Während sich ein Teil über grobe Unsportlichkeit und mangelndes Fairplay beschwert, verteidigt der andere die Aktionen hartnäckig als Ultima Ratio. Die sei notwendig geworden, um nicht tatenlos zuschauen zu müssen, während die Mannschaft verliert. Legitimiert wird dies mit den beiden Toren nach dem Wiederanpfiff.

Die Diskussion lenkt den Blick jedoch von den eigentlichen Gründen für den Abstieg. Missmanagement, vor allem in der Zusammenstellung der Mannschaft durch den ehemaligen Sportdirektor Steffen Menze, wird hier häufig genannt. Im Dresdner Umfeld gibt es außerdem Gerüchte, wonach Menze sich zusammen mit Dynamos Ex-Trainer Ralf Loose an Spielertransfers bereichert haben soll. Aber auch der ehemalige Aufsichtsrat steht in der Kritik. Er soll Menzes Arbeit nicht ausreichend kontrolliert haben.

Grüppchenbildung und schlechte Stimmung innerhalb des Teams führten dann dazu, dass die Mannschaft bereits zu Beginn der Saison gegen Trainer Peter Pacult spielte. Der sollte eigentlich nach einem Zerwürfnis mit den Spielern bereits nach dem Klassenerhalt in der vorangegangenen Saison entlassen werden. Der Aufsichtsrat hielt zu Beginn der Saison zunächst aber trotzdem an ihm fest.

Ob der unter chronischen Finanzproblemen leidende Verein den Abstieg verkraftet, wird sich noch zeigen müssen. Der Leuchtturm einer ganzen Region strahlt aber erstmal schwächer als sonst.

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1 Kommentar

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  • Woher bitte nehmt Ihr die Intention, dass sich das Abschlussbanner an die Mannschaft gerichtet hätte? Weil es so gut zum vermeintlichen Kontext passt? Schade, die taz war bisher die einzige Zeitung, die sich hintergründiger mit der Materie Ultras befasst hat. Mutmaßungen hier zu lesen, zeugt von mangelhafter Recherche/Kenntnis.