piwik no script img

Zwei Wochen vor der WM in KatarDer normale WM-Wahnsinn

Der Bundeskanzler lobt Katar und Nancy Faeser schafft es auf die Homepage der Fifa. Die will endlich über Fußball reden und ermahnt die WM-Teilnehmer.

Läuft! Fifa-Boss Gianni Infantino und Emir Scheich Tamim bin Hamad Al Thani freuen sich auf die WM Foto: Christian Charisius/dpa

N ancy Faeser hat es auf die Website der Fifa geschafft. Die deutsche Innenministerin ist da Seit an Seit mit dem Präsidenten des Internationalen Fußballverbands Gianni Infantino zu sehen. Geimensam halten sie ein Exemplar des offiziellen Spielballs der Männerfußball-WM, die in gut zwei Wochen in Katar beginnt, in die Kamera. Faeser war in dieser Woche ein paar Tage in dem Emirat, um nach dem Rechten zu sehen.

Was sie erreicht hat? Nach einem Treffen mit Katars Premier- und Innenminister Chalid bin Chalifa Al Thani hieß es, dieser habe eine Sicherheitsgarantie auch Angehörige der LGBTIQ-Community gegeben. Was das auch heißt? Normalerweise sind diese eben nicht sicher in Katar.

Schön für die Fifa ist auch, dass Bundeskanzler Olaf Scholz in dieser Woche festgestellt hat, dass Katar vorankommt beim Thema Menschenrechte und Arbeitsbedingungen. Das ist vielleicht gar nicht so schwer, wenn man in Betracht zieht, wo die zarten Bemühungen Katars in diesen Bereichen angefangen haben.

Einen Entschädigungsfonds für die Familien auf den WM-Baustellen ums Leben gekommenr Arbeiter einzurichten, hat Katar in dieser Woche noch einmal abgelehnt. Da genießt man lieber das Lob des Bundeskanzlers und mag sich denken, dass es sich wohl gelohnt hat den deutschen Botschafter in Doha einzubestellen, nachdem Nancy Faeser vor ihrer Reise nach Katar ein paar kritische Worte rausgerutscht sind.

Am Ende der Woche lässt sich nun feststellen, dass der Papst härter mit den Golfmonarchien ins Gericht gegangen ist als der Bundeskanzler. Bei seinem Besuch in Bahrein, wohin Franziskus als „Christ, Mensch und Pilger“ gereist ist, hat er die Einhaltung der Menschrenrechte und die Abschaffung der Todesstrafe gefordert. Auf die Fifa-Website hätte er es mit einer solch schier unverschämten Forderungen wohl nicht geschafft.

Bezahlte Fans

Dort werden bald Bilder von bunt gekleideten Fans aus aller Welt zu sehen sein. Ein paar von ihnen werden wahrscheinlich besonders frech in die Kamera grinsen, weil sie sich ihren Tripp zur WM von Katar haben finanzieren lassen und im Gegenzug nicht mehr versprechen mussten, als ein paar hübsche Bilder in sozialen Medien zu teilen. Das hätten sie wahrscheinlich sowieso getan. Und doch ist auffällig, was das Emirat so alles für die Imagepflege unternimmt.

Da wird auch schon mal ein ehemaliger Sicherheitsexperte aus den USA angeheuert, um die Granden der Fifa auszuspionieren. Daran hat das Schweizer Fernsehen in dieser Woche noch einmal erinnert. Betroffen davon waren der ehemalige Fifa-Präsident Sepp Blatter und Theo Zwanziger, der um die Zeit der WM-Vergabe im Jahr 2010 DFB-Präsident war und von 2011 bis 2014 Mitglied der Fifa-Exekutive gewesen ist.

Sonst noch was? Timo Werner hat sich am Knöchel verletzt und steht der DFB-Elf bei der WM nicht zur Verfügung. Fifa-Präsident Infantino tut das sicher Leid und doch dürfte er sich gefreut haben über die Meldung. Denn so stellt er sich die Berichterstattung über die WM schließlich vor. In einem Schreiben an alle 32 WM-Teilnehmer hat er noch einmal klargemacht, dass man sich auf den Fußball konzentireren solle bei der WM.

Es gebe so viele Probleme auf der Welt, die der Fußball nun wahrlich nicht lösen könne. Deshalb solle man gefälligst einfach das beste Fußballfest der Welt feiern. Nancy Faeser wird mitfeiern dürfen. Sie kommt zum ersten Spiel der Deutschen am 23. Novenber gegen Japan nochmal nach Katar. Wir wünschen viel Vergnügen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!