Zunahme von Holzschäden: Gestörte Wälder
Ein Wald kann sich normalerweise an Naturereignisse wie Wind und Hitze anpassen. Laut einer internationalen Studie klappt das jedoch immer schlechter.
„Die zentrale Aussage ist, dass die Menge geschädigten Holzes seit 1950 stark zugenommen hat“, sagt Mats Mahnken, Forscher am PIK und Mitautor der Studie. „Das heißt konkret: Im Durchschnitt entstehen jedes Jahr insgesamt 845.000 Kubikmeter mehr Schadholz als im Jahr davor.“ Immer mehr Wälder verlieren laut Mahnken ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen, sie sind immer schlechter angepasst.
Wind, Feuer oder Schädlinge, wie der Borkenkäfer, den Wäldern Schaden zufügen. Von einer Störung ist dann die Rede, wenn es zu einer abrupten Abnahme von Biomasse kommt – wenn viel Holz auf einmal abstirbt. Expert:innen bezeichnen die tote Biomasse als Schadholz.
„Natürlich geht es immer, wenn Holz Schaden nimmt, auch um ganz viele andere Aspekte“, so Mahnken. Die Wälder mit ihren toten und lebenden Bäumen dienen zahlreichen Arten als Lebensraum, außerdem speichern sie effektiv Kohlendioxid. Die Studie habe jedoch gezeigt, dass sich dadurch Wälder von Kohlenstoffsenkern in Kohlenstoffquellen verwandeln können, wenn aus dem toten Holz mehr Kohlenstoff in die Atmosphäre entweicht, als die lebenden Pflanzen durch Fotosynthese speichern können.
Klimakrise macht Wälder weniger widerstandsfähig
„Dass die Schäden zunehmen, ist auch auf den Klimawandel zurückzuführen“, erklärt Mahnken. So hätten sich einerseits die Störungen verändert. Der Borkenkäfer zum Beispiel konnte sich wegen der Erderhitzung mehrmals im Jahr vermehren. „Wenn es so viele Borkenkäfer gibt, ist auch der widerstandsfähigste Baum irgendwann machtlos.“
Andererseits habe die Klimakrise die Wälder selbst vorgeschädigt: Die Pflanzen seien etwa trockener und könnten Stürmen, Bränden oder Schädlingen deutlich weniger entgegensetzen.
Um die Wälder wieder anpassungsfähiger zu machen, müssen Menschen ihren Umgang mit dem Wald verändern. Welche Maßnahmen genau helfen, ist laut Mahnken standortabhängig.
Hilfreich sei jedoch zum Beispiel, wenn ein Wald aus einer Mischung aus verschiedenen Baumarten und -höhen besteht. Oder wenn die Waldränder die Form eines Keils bilden und so starkem Wind besser standhalten können.
Forscher:innen fordern einheitliche Datensammlung
Für die Studie haben die Forscher:innen verschiedene Quellen über 34 europäische Länder ausgewertet, darunter wissenschaftliche Literatur, aber auch Zeitungsartikel, in denen zum Beispiel über die Folgen von Stürmen berichtet wurde.
Denn: „Es gibt bisher kein einheitliches Erhebungssystem für Waldschäden“, sagt Mahnken. „Nicht mal jedes Land hat eine nationale Datenbank.“ Die Forschungsgruppe fordert daher: ein einheitliches Überwachungssystem für natürliche Störungen in Europa, um sie besser beobachten und darauf reagieren zu können.
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