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Zum Tod von Christian StröbeleOhne Christian keine taz

Für viele tazzlerinnen und tazzler war Christian Ströbele als Mitgründer der Zeitung Vorbild, für einige Übervater. Wir trauern um ihn.

2010 im Bundestag: Grünen-Politiker Christian Ströbele beim Studieren der taz Foto: Thomas Trutschel/photothek/imago

Berlin taz | Christian Ströbele ist tot. Dieser kurze Satz umfasst eine ganze Welt. Für uns. Für die taz. Wir trauern heute um ihn.

Mit Christian geht eine stolze Geschichte von Idealismus, Widerstandsgeist und Integrität, er verkörperte die Geschichte von der Gründung der Grünen und der Gründung dieser Zeitung. Ohne Christian keine taz. So einfach ist das. So schien es. Von 1978 bis heute.

Auf dem Tunix-Kongress diskutierte er die Gründung einer undogmatischen, radikalen und linken Tageszeitung. Täglich eine solche Zeitung, das war seine Hoffnung in der bleiernen Zeit. Er war so etwas wie der Urvater der taz. Zuletzt war sie ihm oft nicht mehr radikal genug, seine taz. Wir messen uns an diesem Urteil, auch wenn Christian uns das oft nicht so recht geglaubt hat. Aber so ging es ja auch Generationen vor uns. Noch zur Grundsteinlegung für das neue Haus gab er der taz auf seine Art wieder seinen Segen: „Ich wünsche mir ganz vermessen, dass die taz eine linke – und, ja, auch radikale – Zeitung bleibt.“ Viele tazz­le­r:in­nen von heute kennen Christian Ströbele nur aus der Ferne. Doch die taz war immer, von Generation zu Generation, stolz auf diesen Paten, für viele Vorbild, für manche Kompass, für einige Übervater.

Jede taz-Generation hat ihn interviewt, er hatte ja auch immer etwas zu sagen. In seinen Themen waren sein Gedächtnis unschlagbar, sein Detailwissen beängstigend, seine juristische Einordnung präzise. Ein tazzler hat die bisher einzige Biografie über ihn geschrieben. Nach dem Erscheinen von Stefan Reineckes Buch nahm Christian sich vor, selbst eine Biografie zu ­schreiben – er wolle ­schreiben, „wie es wirklich war“. Es ist nicht dazu gekommen.

Wir führen die Debatte weiter

Im ersten Stock im neuen taz-Haus an der Friedrichstraße hängt ein fast lebensgroßes ­Porträt von Christian. Auf dem Weg zu den Tischen der Genossenschaft und der Panter Stiftung kommt man an diesem Gemälde vorbei. Das ist der richtige Ort. Ohne ihn hätte es vielleicht gar keine Genossenschaft gegeben. Heute ist sie die Basis der taz. In der Stiftung hat Christian seine politischen Debatten und seinen Einsatz für kritischen, für linken – gerne radikalen – Journalismus fortgeführt.

In den kommenden Tagen­ und Wochen werden wohl viele von uns immer wieder zu diesem Christian im ersten Stock pilgern und innere Zwiesprache halten. Christians Vermächtnis ist uns Ansporn, dass es die taz und diesen Journalismus, für den er stritt, auch in Zukunft gibt.

Lieber Christian, verlass dich drauf: Wir führen die Debatte weiter.

Katrin Gottschalk, Barbara Junge und Ulrike ­Winkelmann (Chefredaktion) sowie Aline Lüllmann und Andreas Marggraf (Geschäfsführung)

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2 Kommentare

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  • Ich wünsche der Taz, dass sie nicht nur trauert und dankt, sondern auf mal wieder darüber nachdenkt, ob sie selber den Vorbildern noch gerecht wird. Streiten (freundlich), das war Ströbele, nicht Selbstvergewissern. Und die Taz weniger eine Art Aktivisten- Biotop, sondern die Garantie kritischen Journalismus. " Nicht lobenswerte Meinungen präsentieren, sondern die Fragen stellen, die eimen selber am meisten weh tun. Die vielleicht auch ein paar Genossenschafts- Genossen enttäuschen. Das wäre notwendig. Wenn man zu viel Zustimmung bekommt, dann stimmt etwas nicht. Wenn Themen regieren, die nur die Protagonisten dieser Themen interessieren, dann wird's beliebig.

  • Ströbele: „Ich wünsche mir ganz vermessen, dass die taz eine linke – und, ja, auch radikale – Zeitung bleibt.“ Da habt ihr ihn wohl leider sehr enttäuscht, von „links“ und erst recht „radikal“ ist ja nicht mehr viel zu sehen. Also nicht nur trauern - sondern macht mal wieder bissken mehr in seinem Sinne.