Zukunft des Grimme-Instituts: Endlich ist in Marl wieder was los
Die Direktorin des Grimme-Instituts verlängert nicht ihre Amtszeit. Das lässt wieder Raum für Visionen für eine Institution, die in der Krise steckt.
G anz schön was los im Medienpolitikland NRW! Jedenfalls wenn es sich um das mediale Personalkarussel im Bundestrichland dreht. Bei der Film- und Medienstiftung NRW geht Geschäftsführerin Petra Maria Müller zum Jahresende in den Ruhestand. Beim WDR hat Tom Buhrow angekündigt, sein Intendantenkostüm schon Ende 2024 weiterzureichen. Und beim Grimme-Institut ist spätestens nächsten Mai für Frauke Gerlach Schluss.
Dabei hatte sie, Defizit hin oder her, sich doch im Sommer noch wärmstens für eine dritte Amtszeit bis 2029 empfohlen. Nun verlässt sie das so renommierte wie angeschlagene Medieninstitut. Seit Jahren muss es sich den spöttelnden Vorwurf gefallen lassen, in den Medien nicht mehr vorzukommen. Oder eben nur noch dann, wenn gerade der Grimme-Preis oder der Grimme-Online-Award verliehen werden. Oder das Institut, wie jetzt, wegen eines Defizits in mittlerer sechsstelliger Höhe endlich mal wieder Nachrichten produziert. Wobei dieser schleichende Verlust in Sachen Wahrnehmbarkeit nicht erst mit Frauke Gerlach losging, so viel Wahrheit muss dann schon sein.
Doch die seit 2014 an der Spitze des Instituts mehr amtierende denn führende Grimme-Direktorin hat es auf die Spitze getrieben. Die auch an dieser Stelle schon aufgeworfene Frage, wo in der Diskussion über die Reform der Öffentlich-Rechtlichen eigentlich das kleine, feine Institut aus Marl bleibe, wurde dieses Jahr immer lauter. Und was machte die Direktorin? Erklärte Mitte November epd medien noch mal ausdrücklich: „Grimme ist nicht dazu da, Medienpolitik zu gestalten.“
Das ist so schlimm wie lustig, weil Gerlach ja eigentlich aus der Politik kommt. Die Juristin war lange Jahre Geschäftsführerin der Grünen im Düsseldorfer Landtag. Und wenn es schon nicht ums Gestalten geht, ein paar Hinweise hätten’s schon sein dürfen.
Finanzielle Schwierigkeiten
Nun ist sie so gut wie und sicherlich nicht ganz freiwillig weg. „Gab es doch eine gute Fee und das Versprechen zur dritten Amtszeit gibt es nicht. Hex hex!“, sagt die Mitbewohnerin. Das Institut ist nun zwar finanziell arm dran, aber das war immer schon Dauerzustand in Marl. Der Stadt geht’s schließlich genauso.
Dafür gibt es jetzt wieder Raum für Visionen, Perspektiven und Zukunft. Die Mitarbeitenden lassen die Tariferhöhung nächstes Jahr trotz Inflation Tariferhöhung sein und leisten so einen massiven Beitrag zur Senkung des nächsten Defizits. Ob die scheidende Direktorin auch auf ein paar Kröten ihres 145.000-Euro-Gehalts verzichtet? Der Schritt des Grimme-Teams zeigt jedenfalls: Da geht (wieder) was. Solange alle an einem Strang ziehen.
Die Gesellschafter des Instituts müssen dabei unbedingt mitziehen. Und davor natürlich noch die kleine Frage beantworten, warum sie sich das die letzten Jahre eigentlich so lustlos angeguckt haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“