Sorgen um die Zukunft: Grimmig in Grimmes Zukunft
Das Grimme-Institut ist in der Finanzkrise. Die Jurymitglieder fürchten Stellenkürzungen und ein Ende des Preises.
Wegen der finanziellen Situation des Grimme-Instituts wenden sich Mitglieder der Jury und der Kommission an die Institutsträger*innen. Sie befürchten einen Abbau von einem Drittel der Stellen und ein Wegfall des Preises.
Gerade erst feierte das Grimme-Institut sein 50-jähriges Bestehen. Den Fernsehpreis, für den Grimme vor allem bekannt ist, gibt es sogar schon neun Jahre länger. Unter den diesjährigen Preisträger*innen sind etwa Jan Böhmermann für das „ZDF Magazine Royale“ oder das Sandmännchen. Das Institut ist beliebt, beim Festakt zum Jubiläum lobte etwa der NRW-Medienminister Nathanael Liminski Grimme als „Gütesiegel für die Qualität von Medienangeboten“.
In Feierlaune ist aber niemand, denn die Mitglieder der Nominierungskomission und der Jurys sind aufgrund der schwierigen finanziellen Lage des Instituts besorgt. „Ein Drittel der Arbeitsplätze im Institut soll wegfallen“, schreiben die Unterzeichner*innen eines Briefes an die Träger*innen des Instituts. Auch ehemalige und aktuelle taz-Redakteur*innen, die Teil der Jury sind, haben ihn unterschrieben. Neben dem Stellenwegfall befürchten die Unterzeichner*innen, dass das Institut schon bald nicht mehr seiner Kernaufgabe – der Verleihung von Preisen für Qualitätsjournalismus – nachkommen könne.
Die Preise ehrten „Beiträge, deren Bedeutung in Zeiten, in denen Fehlinformationen bewusst gestreut und benutzt werden, um Menschen zu manipulieren, gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann“, heißt es im Brief. Sie fordern deshalb eine „adäquate finanzielle Ausstattung“ des Instituts durch die finanziellen Träger, da es nur so unabhängig arbeiten könne.
Loch im Geldbeutel
Dass das Institut knapp bei Kasse ist, gab die Grimme-Direktorin Frauke Gerlach bereits Anfang November in einem Interview mit epd Medien bekannt: Dem Institut fehlten dieses Jahr 320.000 Euro, im nächsten Jahr würden es 430.000 sein.
Für die Finanzierung des Grimme-Instituts sind verschiedene Gesellschafter*innen gemeinsam verantwortlich. Zu 40 Prozent etwa wird das Institut von der VHS, dem Deutschen Volkshochschulverband, getragen. Zu 10 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen. Die nordrhein-westfälische Regierung kürzte dieses Jahr bereits an anderer Stelle die Förderung von Presse wegen des knappen Haushaltes. 2024 will sie 5,3 Millionen Euro weniger Mittel für die Film- und Medienstiftung NRW ausgeben.
Zur aktuellen Situation bei Grimme und den befürchteten Personalkürzungen haben die Gesellschafter*innen am Montag gemeinsam ein Statement veröffentlicht. In dem heißt es: „Das Grimme Institut steht vor großen Herausforderungen“. Sie betonen, das Institut perspektivisch auf zuverlässige Beine stellen“ zu wollen.
Sparmaßnahmen sind spürbar
Die Gesellschafter*innen arbeiteten mit einer Beratungsfirma zusammen, die dem Institut bei einer „soliden Finanzierung“ und einer „inhaltlichen Fokussierung“ helfen sollen. Die VHS, eine Gesellschafterin des Grimme-Instituts, teilte der taz mit, dass sie sich im laufenden Prozess nicht weiter zu der wirtschaftlichen Situation äußern könne.
Auch auf die geäußerten Besorgnisse der Kommissions- und Jurymitglieder über die Zukunft des Grimme-Instituts wollte die VHS nicht eingehen. Das Grimme-Institut selbst dürfe sich zu seiner wirtschaftlichen Situation nicht äußern, teilte ein Pressesprecher auf Anfrage mit und verwies auf das Statement der Gesellschafter*innen.
Die Auswirkungen der Sparmaßnahmen seien bereits jetzt spürbar, teilten die Unterzeichner*innen des Appells mit. Zwei Assistenzstellen in der Kommission „Fiktion“ und „Information und Kultur“ seien gekürzt worden. Das habe die gerade stattfindende Suche der kommenden Preisträger*innen durch das „notorisch unterbesetzte Preisreferat“ bereits gestört, heißt es dort.
Am kommenden Mittwoch sei eine Sitzung der Gesellschafter*innen angesetzt. „Wir hoffen auf baldige Ergebnisse und werden uns auch mit den Befürchtungen der Mitarbeiter*innen auseinandersetzen“, teilte eine Pressesprecherin der VHS dazu mit.
Leser*innenkommentare
Jalella
Ja wo isses denn, das Geld? Bei Rheinmetall?