Zukunft der UN-Mission in Mali: Weitermachen? Keine Option
Die Zahl der getöteten und verletzten Blauhelme in Mali steigt weiter. Es ist höchste Zeit für ein Umdenken – das die dortige Bevölkerung einbezieht.
D ie Zahl der getöteten und verletzten Blauhelme, die im Rahmen des Minusma-Einsatzes der Vereinten Nationen den Norden und das Zentrum von Mali stabilisieren sollen, steigt weiter. Es ist höchste Zeit, dass es zu einem Umdenken kommt.
Längst ist klar: Der Minusma-Einsatz hat sein Ziel nicht erreicht. Zwar ist es beispielsweise gelungen, die Präsenz dschihadistischer Gruppierungen in der Region Timbuktu zu verringern. Dafür sind dort jetzt bewaffnete Banditen unterwegs, die die Bevölkerung ebenfalls überfallen und ausrauben. Auch haben sich die Angriffe in Richtung Zentrum und Westen sowie in die Nachbarländer verlagert. Was eindeutig zugenommen hat, ist der Frust vieler Menschen. Internationale Truppen sind seit Jahren präsent, ändern aber nichts. Im Gegenteil: Vergangene Woche warnten 22 nichtstaatliche Organisationen, dass 1,2 Millionen Menschen in Mali an Hunger leiden.
Eins muss fairerweise gesagt werden: Es ist unklar, was ohne den Minusma-Einsatz passiert wäre. Bei aller Kritik kann die Präsenz der internationalen Streitkräfte durchaus dafür gesorgt haben, dass die Bewaffneten bisher noch nicht in der Hauptstadt Bamako angekommen sind.
Doch auch wenn das Schlimmste verhindert wird, bietet das dem Land noch lange keine Perspektive. Einfach weitermachen ist also keine Option. Wichtig wäre ein malischer Plan, der die Bevölkerung einbezieht. Es kann noch so viele Aufklärungsflüge der Bundeswehr geben: Wenn sich die Strukturen im Land nicht ändern, nützen sie wenig. Und dafür sind die Menschen vor Ort verantwortlich. Die internationale Gemeinschaft kann dabei nur begleiten, vermitteln und unterstützen.
Zu den grundlegenden Strukturen gehören die Präsenz des Staates mit Sicherheitskräften, der Zugang zu Bildung, Gesundheitsvorsorge und Jobs. Perspektiven müssen geschaffen werden, und der Staat muss glaubwürdig sein, wobei Korruptionsbekämpfung und ein funktionierendes Justizsystem helfen. Dort sind Verbesserungen derzeit aber nicht zu spüren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit