Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen: Betonschwellen verursachten Unfall
Fünf Menschen starben im Juni 2022 beim Zugunglück in Bayern, 78 wurden verletzt. Die Bahn will 480.000 Schwellen austauschen.
GARMISCH-PARTENKIRCHEN dpa | Beschädigte Betonschwellen waren nach derzeitigem Ermittlungsstand die Hauptursache für das tödliche Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Zwischenbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU), der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Als am 3. Juni vergangenen Jahres ein Regionalzug nach München entgleiste, starben fünf Menschen, 78 wurden verletzt, 16 von ihnen schwer.
In dem Zwischenbericht benennen die Unfallermittler einen „Mangel am Oberbau“ der Bahnstrecke als primäre Ursache für das Entgleisen des Regionalzugs. Die am Unglücksort verlegten Spannbetonschwellen hätten Schäden aufgewiesen, die dazu geführt hätten, dass die sogenannten Schienenauflager als Bindeglieder zwischen Schiene und Beton wegbrachen. „Das ist das, was derzeit gesichert ist“, sagte ein BEU-Sprecher am Donnerstag. „Die Ermittlungen zur Unfallursache sind aber deutlich umfangreicher und dauern an.“
Die Behörde betont in dem Zwischenbericht auch, ihre Untersuchungen dienten nicht dazu, ein Verschulden festzustellen, Fragen der Haftung oder sonstiger zivilrechtlicher Ansprüche zu klären. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelte zuletzt gegen vier beschuldigte Bahnmitarbeiter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.
Die Bahn hatte am Mittwoch angekündigt, nach dem Unfall rund 480.000 Betonschwellen auszutauschen. Noch sei die Unfallursache nicht abschließend geklärt, hieß es. „Nach derzeitigem Kenntnisstand spricht vieles dafür, dass Betonschwellen zumindest auch unfallursächlich gewesen sein könnten.“ Das Unternehmen überprüft deshalb bereits seit Monaten Schwellen mit einem bestimmten Gesteinsgemisch und tauscht sie bei Bedarf aus. Der Konzern weist stets darauf hin, dass diese Maßnahmen vorsorglich erfolgten.
Leser*innenkommentare
Rudi Hamm
Die Bahn steht kurz vorm technischen Kollaps, immer mehr Strecken sind dringend renovierungsbedürftig. Dieser Unfall ist nur ein weiterer Beweis dafür, wie marode die Bahn schon ist.
Mit dem (in der Sache durchaus richtigen) 49€ Ticket sind zudem viele Einnahmen weggebrochen, was die Bahn zu noch mehr sparen zwingt.
Die Bahn wird wegen des Renovierungs-Staus auch in den nächsten 20 Jahren kein zuverlässiges Verkehrsmittel sein, viele Reisende werden bei ihrem Auto bleiben. In Zeiten des Klimawandels eigentlich schade.
Ein Armutszeugnis, dass Menschen sterben mussten, weil nicht rechtzeitig renoviert wurde. Es wurde rechtzeitig davor gewarnt, dass die Strecke renvovierungsbedürftig ist.
Rudi Hamm
@Rudi Hamm Nachtrag: Zu "rechtzeitig gewarnt"
Brandbrief 2019 in dem auf die Gefahr hingewiesen wurde:
www.ardmediathek.d...S9hZXgvbzE2ODg0NDA
Für Ungeduldige ab Minute 3:30