Zugunglück in den Niederlanden: „Schwarzer Tag für Schienenverkehr“

Beim schwersten Zugunglück seit Jahren gibt es einen Toten und 19 Verletzte. Unklar ist, warum das Gleis trotz Wartungsarbeiten befahren wurde.

Ein entgleister Zug liegt auf einer Wiese

Das schwerste Zugunglück in den Niederlanden seit Jahren: der entgleiste Zug nahe Voorschoten Foto: Pascal Rossignol/reuters

AMSTERDAM taz | „Ein schwarzer Tag für den niederländischen Schienenverkehr“– so beschreibt John Voppen, Chef des Netzwerkbetreibers ProRail, das schwere Zugunglück am frühen Dienstagmorgen. Um kurz vor halb 4 stieß ein Passagierzug nahe der Stadt Voorschoten auf einen Baukran und entgleiste. Der Kran stand dort wegen Wartungsarbeiten, die häufig nachts oder am Wochenende ausgeführt werden. Eine Person kam ums Leben, niederländischen Medienberichten zufolge handelte es sich dabei um einen Mitarbeiter der Baufirma BAM.

Beim schwersten Zugunglück in den Niederlanden seit Jahren wurden 19 Menschen teils schwer verletzt. Darunter befindet sich auch der Zugführer, so der öffentlich-rechtliche Sender NOS. Die beiden Kontrolleure des Intercity, der von Leiden nach Den Haag unterwegs war, erlitten leichte Verletzungen. An Bord des Zugs befanden sich laut der niederländischen Bahn Nederlandse Spoorwegen mindestens 50 Personen.

Videoaufnahmen eines Passagiers, die NOS am Dienstag veröffentlichte, zeigen das Innere des Intercity, in dem der Strom nach dem Unglück ausfiel. Ein Mann, vermutlich der Filmende, läuft durch den Waggon und ruft auf Englisch die anderen Passagiere zum Verlassen des Zugs auf. „Sind Sie okay?“, fragt er eine Frau. Aus den Stimmen der Menschen, die zur Tür eilen, klingt Panik und Entsetzen. Nach einigen Versuchen öffnet sich die Zugtür, und die Passagiere gelangen nach draußen.

Aufnahmen von der Unglücksstelle zeigen den völlig zerstörten Baukran seitlich auf den Schienen liegend, ein Waggon steht im 90-Grad-Winkel zum nächsten auf der Wiese neben dem Gleis. Ein anderer Teil des Zuges landete auf der Seite. Wie die Zeitung Algemeen Dagblad berichtet, ging im Chaos unmittelbar nach dem Zusammenprall auch ein Pkw in Flammen auf. Zahlreiche Hilfskräfte waren in den frühen Morgenstunden im Einsatz, darunter auch ein Rettungshubschrauber.

„Unübersichtliche, chaotische Situation“

Hans Zuidijk, Sprecher der zuständigen Sicherheitsregion Mittel- Holland, berichtete am Dienstag von einer „sehr unübersichtlichen und sehr chaotischen Situation“ nach dem Unglück. „Es war dunkel, die Oberleitung war zerbrochen, man hörte Hilferufe, es brannte und man musste über einen Wasserlauf steigen, um zu dem Zug zu gelangen.“

Mark Harbers, Minister für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, und Staatssekretärin Vivianne Heijnen sprachen am Dienstag von einem „schrecklichen Zugunglück“. Der Baukran, wurde bei einer Pressekonferenz erklärt, sei zur Unterstützung von Wartungsarbeiten eingesetzt worden. Auf beiden betroffenen Gleisen habe währenddessen kein Zugverkehr stattfinden sollen. Warum dort trotzdem Züge fuhren, ist bisher nicht bekannt. Der Schaden sei enorm. Währen die Züge nach Utrecht und Amsterdam schnellstmöglich wieder fahren sollen, wird der Verkehr nach Leiden und Den Haag wohl noch tagelang stillliegen.

Wie genau das Unglück sich ereignete, ist derzeit noch unklar. Der niederländische Sicherheitsuntersuchungsrat hat seine Recherchen begonnen, auch eine strafrechtliche Untersuchung läuft. Ein Polizei- Sprecher konnte darüber am Dienstag allerdings keine weiteren Informationen geben, berichtet die Tageszeitung Volkskrant.

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