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Zu enge Einzelkäfige für SchweineLasst die Sau raus!

Viele Tiere werden monatelang auf kleinstem Raum eingesperrt. Die zuständigen Landkreise schauen über diesen Rechtsbruch einfach hinweg.

Schweinezucht in Deutschland: Viele Nutztiere leiden unter schlechten Haltungsbedingungen Foto: reuters

BERLIN taz | Die Landkreise mit den meisten Schweinezüchtern setzen einen Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts für mehr Tierschutz auch nach eineinhalb Jahren nicht um. Deshalb werden die 1,9 Millionen Sauen in Deutschland überwiegend monatelang in Einzelkäfigen gehalten, die so klein sind, dass die Tiere nicht jederzeit die Beine ausstrecken können. Das zeigen Antworten der zehn Landkreise mit den meisten Plätzen in Schweinezuchtbetrieben auf Anfragen der taz.

Die „Kastenstand“ genannten Metallgestelle sind ungefähr so groß wie das Schwein. Es kann sich nicht umdrehen und sich nur langsam hinlegen. Im „Abferkelstall“ hat dies den Vorteil, dass die Jungtiere nicht so leicht erdrückt werden. Im „Deckzentrum“ – in dem Stall, in dem die Sauen besamt werden – erleichtert der Kastenstand dem Personal den Überblick. In beiden Ställen spart der Kastenstand Platz, denn außerhalb des Käfigs ist mehr Bewegungsfreiheit vorgeschrieben.

Tierschützer kritisieren jedoch, dass die Kastenstände oft Geschwüre im Schulter- und Hüftbereich verursachten. Es sei Tierquälerei, die Sauen ohne Kontakt zu Artgenossen und ohne Möglichkeiten zu halten, herumzulaufen, ihren Erkundungstrieb auszuleben oder sich zu suhlen. Wenn Sauen genug Platz hätten, würden ohne Kastenstand auch nicht wesentlich mehr Ferkel erdrückt werden.

Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung erlaubt Kastenstände zwar für einen begrenzten Zeitraum. Aber sie und ihre Vorgängerverordnung von 1988 schreibt vor, dass „jedes Schwein ungehindert aufstehen, sich hinlegen sowie den Kopf und in Seitenlage die Gliedmaßen ausstrecken kann“.

Eine Durchschnittssau braucht 82 Zentimeter, um sich hinzulegen

Doch diese Vorschrift wird mit Billigung der Behörden seit Jahrzehnten missachtet. Die Ausführungshinweise des Landes Niedersachsen etwa verlangen eine Breite des Kastenstands von nur 70 Zentimetern. Nach Berechnungen des bundeseigenen Friedrich-Löffler-Instituts für Tiergesundheit aber braucht die Durchschnittssau, die 250 Kilogramm wiegt, 82 Zentimeter, um sich ungehindert hinzulegen und aufzustehen. Ist der Kastenstand schmaler, kann die Sau die Beine nur ausstrecken, indem sie sie in den Käfig neben sich steckt. Das geht aber häufig nicht, zum Beispiel, wenn das Tier nebenan ebenfalls gerade liegt.

Nur wenige Veterinärbehörden haben solche Rechtsbrüche verhindert. Die Kreisverwaltung Jerichower Land in Sachsen-Anhalt ging gegen den niederländischen Agrarindustriellen Adrianus Straathof unter anderem wegen zu enger Kastenstände vor. Er wehrte sich vor Gericht – und unterlag im November 2015 vor dem Oberverwaltungsgericht Magdeburg. Ein Jahr später wies das Bundesverwaltungsgericht die Beschwerde der Firma ab und erklärte das Urteil für rechtskräftig. Die Richter stellten fest: Wenn in der Verordnung steht, dass die Schweine sich ungehindert ausstrecken können müssen, dann gilt das – jederzeit. Das sei „nicht weiter klärungsbedürftig“, weil die Vorschrift eindeutig sei.

Aber selbst eineinhalb Jahre nach dieser höchstrichterlichen Ohrfeige halten Landwirte die meisten Sauen immer noch in zu engen Kastenständen. Und die wichtigsten Veterinärbehörden bleiben untätig. Diese zehn Kreise sind dafür zuständig, das Tierwohl von etwa 32 Prozent der Sauen in Deutschland zu überwachen. Die meisten werden im Landkreis Emsland gehalten. Doch statt nach den Gerichtsentscheidungen durchzugreifen, hat die Behörde „die Kontrollen der Sauenhalter in 2017 im Landkreis Emsland zurückgefahren“, teilte sie der taz mit. „Infolge einer unklaren Rechtslage war eine gezielte Kontrolle der Kastenstände nicht im Focus der Überprüfungen“, so das Amt weiter. Dabei hat das Bundesverwaltungsgericht ja gerade die Rechtslage klargestellt.

Das Veterinäramt begründet ihre Untätigkeit so: „Eine sofortige Umsetzung des Magdeburger Urteils wäre für viele Betriebe existenzbedrohend. Aus einem Alleingang des Landkreises Emsland würden massive Wettbewerbsverzerrungen resultieren.“ Deshalb werde der Kreis wie „alle anderen Kommunen in Niedersachsen mit der Umsetzung des ‚Magdeburger Urteils‘ beginnen, sobald durch das Land oder den Bund Rechtssicherheit geschaffen wurde“.

15 Jahre sind zu lang

Es wird also weiter das Recht gebrochen – und zwar massenhaft: Es sei davon auszugehen, so der Landkreis, „dass 70 bis 80 Prozent der emsländischen ferkelerzeugenden Betriebe die Anforderungen des ‚Magdeburger Urteils‘, zumindest in Teilbereichen, nicht erfüllen“. Auch die Kreise Steinfurt, Borken und Cloppenburg etwa teilten der taz mit, dass sie vorerst keine Umbauten nach den Vorgaben des Urteils durchsetzen würden. Alle wollen warten, bis der Bund die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung geändert hat.

Die Agrarminister von Bund und Ländern wollen auf ihrer Konferenz von Mittwoch bis Freitag in Münster über einen Entwurf der Reform diskutieren. Laut dem in diesen Dingen gewöhnlich gut informierten Fachblatt Top Agrar sollen in Deckzentren, die künftig gebaut werden, die Sauen nur noch acht Tage fixiert werden dürfen. Die Kastenstände müssen je nach Größe der Sau 60 bis 90 Zentimeter breit sein. In neuen Abferkelställen dürfen die Tiere maximal fünf Tage im Kastenstand gehalten werden. Die alten – also derzeit illegalen – Kastenstände aber sollen noch lange weiter benutzt werden dürfen: 12 bis 17 Jahre. Der Bauernverband fordert diese lange Frist mit dem Argument, dass wegen der Umbaukosten sonst zu viele Sauenhalter aufgeben müssten. Allein in den letzten zehn Jahren ist etwa in Niedersachsen laut dem Agrarministerium in Hannover die Zahl der Betriebe um 60 Prozent und die Zahl der Zuchtsauen um knapp 25 Prozent gesunken.

Auch der Deutsche Tierschutzbund ist bereit, über Übergangsfristen zu reden. Aber 15 Jahre zum Beispiel seien zu lang, sagte Präsident Thomas Schröder der taz. „Im Grundsatz muss in allen Vereinbarungen stehen: Der Kastenstand hat keine Zukunft in der Schweinehaltung. Dieser Kompromiss will den Kastenstand retten“, kritisierte der Tierschützer.

Tierrechtler wie die Organisation Animal Rights Watch dagegen fordern gleich das Ende der gesamten Tierhaltung. „Denn ob mit oder ohne Kastenstand, die Schweinezucht und mit ihr die gesamte Tierindustrie verursacht stets unermessliches Leid“, so der Verband. Stattdessen sollten pflanzliche Lebensmittel und der bio-vegane Landbau gefördert werden.

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54 Kommentare

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  • Teil 2 von 2:

     

    Außerdem:

    Tier-Leid ist nicht gleich Tier-Leid!

     

    Welches Schwein leidet mehr:

    Schwein A (3 Jahre alt) lebt zeitlebens auf einer großen Streuobstwiese kann sich immer frei bewegen

    und seiner Lust nachgehen und plötzlich

    verschwindet sein Vater oder seine Mutter, der/die bislang auch dort lebte, in einer mobilen Schlachtbox.

    In der mobilen Schlachtbox, die auf der Weide steht, wird sein Vater oder seine Mutter

    fachgerecht und mit Betäubung getötet.

    Schwein A leidet unter dem Verlust. Wie stark und wie lange leidet Schwein A?

     

    Schwein B wird jahrelang ohne Sonnenlicht, ohne frische Luft, gezwungen in seinen eigenen Exkrementen zu stehen

    und zu liegen und diese zu riechen und kann sich öfter monatelang kaum bewegen. Es wird gewissermaßen gefoltert.

     

    Welches Tierleid ist nun schlimmer und um welchen Faktor?

     

    Ich freue mich riesig über jeden Mensch der vegan lebt über viele Jahre, glaube aber, dass viele damit überfordert sind! Zu tief sitzt der Glaube an die kraftspendende Wirkung, zu groß ist die Verlockung nach dem angeblich unvergleichlich tollen Geschmack.

     

    Die Menschheit wäre einen gigantischen Schritt weiter, wenn die, die auf Tierprodukte nicht verzichten können ganz konsequent nur noch Tierprodukte von einigermaßen anständig behandelten Tiere (wie z.B. Schwein A und schonend geschlachtetes Elternteil von Schwein A) konsumieren, auch wenn diese Tierprodukte 40 Euro pro Kilo kosten.

     

    Und bevor es jetzt wieder heißt: "Dann können sich nur noch die Reichen Fleisch leisten!" entgegne ich: Wir können nicht auf die Einführung des Kommunismus warten, bevor wir aufhören Tiere zu misshandeln!

    Mir wäre es lieber, wenn der sogenannte "kleine Mann" sich intensiver gegen seine echten oder

    vermeintlichen Ausbeuter wehren würde, anstatt selbst zum Foltergehilfen(!) zu werden!

  • Teil 1 von 2

    Frau Kirschgrün schreibt vegan sei unsere einzige Chance

    "ist, dieses Leid endlich aus der Welt zu schaffen".

     

    Ich denke, dann hat die Menscheit keine Chance, denn mit vegan ist sie völlig überfordert!

    Schauen Sie sich die Menschen an...

    Meinen Sie die wollen sich jetzt plötzlich beherrschen und/oder verzichten?

     

    Was die Welternährung angeht, so kommt zumindest diese Studie https://www.elementascience.org/articles/10.12952/journal.elementa.000116/

    zu dem Ergebnis, dass selten, aber ab und zu schon, Fleischverzehr notwendig ist,

    um letztlich alle Flächen zur Nahrungsmittelerzeugung nutzen zu können.

    und so maximal viele Menschen zu ernähren.

     

    Mit angepasster Weltbevölkerungszahl und Veganismus könnte man locker

    auf Weideland in kühleren Höhenlagen (nur Viehwirtschaft möglich) verzichten.

  • Im letzten Absatz des Artikels steht genau das, was passieren muss.

     

    Dem ist nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen.

     

    Und zwar nicht weil "vegan" ja ach so "in" ist, sondern weil es unsere einzige Chance ist, dieses Leid endlich aus der Welt zu schaffen und die Ernährung der Welt nachhaltig sicher zu stellen. (Alles durchgerechnetund belegt, dass kleinteilige Landwirtschaft das einzige Mittel ist)

     

    Die Agrarindustrie vernichtet sofort und mittelfristig Insekten, Boden und Umwelt, nebenbei vergiftet sie gleich noch den Verbraucher und unterstützt Ärtze, Krankenhäuser und Apotheken mit Umsatz-Zuwächsen.

     

    Aber da sind wahrscheinlich irgendwelche "Vieh-Barone" schwer mit den Politikern (Landwirtschaft, EU-Subventionen, etc.) verbandelt bzw. "verlobbyt".

    Wenn es von Regierungsseite umgesetzt werden wollte, hätte das längst geschehen MÜSSEN. Die Gesetze sind ja offenbar da.

    Den Krankenkassen würde eine gesündere Ernährung auch viel Geld einsparen…

     

    Armselig. Das alles.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Frau Kirschgrün:

      So wie die Umweltministerin von NRW. Dass man so schamlos die "Böckin" zur Gärtnerin macht, kann auch nur der CDU/CSU einfallen.

    • @Frau Kirschgrün:

      Mag ja alles gemacht werden müssen. Aber woher haben Sie die ganzen "Barone" her? Das sind oftmals einfach nur Familienbetriebe.

       

      Will sagen: Sie müssen nicht mit den "Bösen ganz oben" Zustimmung suchen. Der Wurst Case nicht nachhaltiger Landwirtschaft findet auf allen Ebenen der Landwirtschaft statt.

      • @Rudolf Fissner:

        Ändert das etwas daran, dass wir ein Umdenken, andere Landwirtschaft und andere Strukturen brauchen?

        Nö.

        Sie mussten nur mal wieder Ihren Senf dazu geben, oder?!

        Sei Ihnen gegönnt.

        • @Frau Kirschgrün:

          Nun bleiben Se mal sachlich. Ihre Art Populismus ist nicht so ganz ohne. Die Verteufelung von Menschengruppen (hier Landwirte = geldgierige (?) Barone) hat in Deutschland eine unselige Tradition. Da sollte man schon seinen Senf zugeben.

          • @Rudolf Fissner:

            Was soll der m. E. unhaltbare Vorwurf "Populismus"?!

             

            Welche Traditionspflege unterstellen Sie mir da?!

             

            Ihnen ist auch jedes Mittel zur Provokation recht, oder?!

             

            Wie ist das denn mit der Agrarindustrie in Meck-Pom?

            Alles Nebenerwerbslandwirte, ne?!

             

            Je größer die Fläche, desto mehr Subvention. Gerecht und nachhaltig geht anders.

             

            Ich lebe im Allgäu. Das hier ist meistens noch kleinteilig, oft Bio.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Frau Kirschgrün:

          Senf ist ja in der Regel vegan...

          • @849 (Profil gelöscht):

            Das würde ich auch so sehen. Darauf ein Würstchen (ist ja kein Tier!).

  • ATALAYA traut sich viel zu.

    Er unterstellt mir ein "falsches Bewusstsein" und dass ich irgendwas nicht einsehen will.

     

    Ich teile seine Kritik am Kapitalismus und wohl auch die Ablehnung desselben, aber er äußert sich hier

    unstimmig und blendet Tatsachen offenbar durch selektive Wahrnehmung aus, nämlich die Macht und die Verantwortung(!) der Verbraucherin und des Verbrauchers.

     

    Es gibt viele Beispiele, die unmissverständlich erkennen lassen wie schnell Unternehmen und auch Gesetzgeber mitunter Verbraucherwünsche erfüllen.

     

    Übrigens wird sehr oft Mode von denen gemacht, die sie tragen. (bekanntes Beispiel: Punk-Bewegung in den 1970er Jahren)

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @tsitra:

      "Es gibt viele Beispiele, die unmissverständlich erkennen lassen wie schnell Unternehmen und auch Gesetzgeber mitunter Verbraucherwünsche erfüllen."

       

      Es gibt keine dieser Beispiele, sondern lediglich ein vollkommen abartiges Verhalten der Erzeuger, das, wenn es offengelegt wird, auf Protest der Verbraucher gemildert wird. Die Wünsche der Verbraucher haben den Kapitalismus noch nie auch nur die Bohne interessiert. Ich wundere mir, wie blauäugig man sein kann...

      • @849 (Profil gelöscht):

        Jetzt sollten wir aber die Kirche im Dorf....Es gibt für beide Seiten Beispiel:

         

        Aktuell Zuckerreduktion bei Softdrinks; z.B. Coke Zero Sugar oder aus der alten Zeit: Bis heute darbende Pelzindustrie, da der Verbraucher keine "Nerze" mehr tragen will oder sinkende Dieselverkaufszahlen...

         

        Gegenbeispiel war damals vor dem Verkaufsverbot (Stichwort Rinderwahnsinn) die leergekauften Supermärkte..oder Billigklamotten aus fragwürdiger Billigproduktion.

        die nach wie vor en vogue sind.

         

        Sowie allgemeine persönliche Bitte: Den eigenen Tonfall in den statements überprüfen.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Tom Farmer:

          Komischerweise war es jahrzehntelang so, dass Leute ohne weiteres Zucker in der Cola geschluckt haben (und sie tun es noch!). Es war also die Industrie, welche die Nachfrage nach Getränken mit Zucker geschaffen hat. Nun ist Zucker in der Zwischenzeit in Verruf geraten und die Industrie gibt diesem nach, aber das bedeutet doch mitnichten, dass sie sich auf die Wünsche der Verbraucher einstellte, denn dann würde sie nicht gerade z.B. High-Fructose Corn Syrup massiv Getränken und anderen Lebensmitteln zusetzen, sondern sie tut dies nur, wenn gerade ein Thema derart gehyped wird, dass sie Reputationschäden befürchtet. Sie tut es also stets widerwillig und nicht federführend bzw. aus eigenem Antrieb, was nötig wäre, um behaupten zu können, die Industrie stelle sich auf Verbraucherwünsche ein. Sie stellt sich nie ein, sondern sie reagiert nur, wenn sie nicht mehr anders kann.

           

          Das lässt sich gut an der Schädlichkeit des Rauchens nachweisen. Die Tabakindustrie hat jahrzehntelang mit einem Milliardenbudget gegen die Wissenschaft agitiert, um die Schädlichkeit des Rauchens zu verharmlosen, statt das Geld zu investieren, Zigaretten zu erfinden, die nicht kanzerogen sind.

           

          Ich "überprüfe" meinen Tonfall nicht, insofern ich hier schreibe und nicht singe. Wenn Sie einen Ton hören, der Ihnen nicht gefällt, überprüfen Sie doch mal die "eigenen" Ohren. An meine lasse ich Sie nämlich nicht ran. :-)

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @tsitra:

      Ausnahmen bestätigen die Regel. Haben Sie eine Regel, welche die Ausnahmen außer Kraft setzt?

       

      Weisen Sie mir mal bitte die Unstimmigkeiten nach oder die selektive Wahrnehmung. Oder nehmen Sie einfach zur Kenntnis, wenn Sie sich schon inhaltlich mit mir nicht auseinandersetzen können oder wollen, dass ich keine Macht des Verbrauchers sehe, solange er Teil des verbrauchenden Systems ist und dieses weder durch Wahlen noch durch eigenes Umdenken und -handeln ändern will.

       

      Die Änderungen, die "der Verbraucher" will, sind keine. Das ist bloße Kosmetik, welche die Misere übertüncht.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        In den Siebzigern haben die ersten nachdenklichen Leute angefangen, morgens ein paar Körner zu zerquetschen und sich ein Frühstück daraus zu bereiten. Auf die Frage wie es denn schmeckt, erhielt man eine mehr oder weniger ehrliche Antwort.

        In den Achzigern begannen die (noch kleinen) Bioläden in den Städten zahlreich zu sprießen und zu sprossen.

        Plötzlich waren es mehr, als eine Handvoll verrückter Langhaariger in indischen Klamotten, bei denen das Thema Ernährung eine neue Bedeutung und neue Beachtung im Leben fand.

        Und heute ist der Biosektor ein riesiger, äußerst lukrativer Markt, innerhalb dessen die noch immer prinzipientreuen Enthusiasten unter den Produzenten sich gegen die nach kapitalistisch Regeln agierenden und funktionierenden mittleren und großen Lebensmittelproduzenten manchmal gerade mal noch so mit Mühe behaupten.

         

        Angefangen hatte es aber mit einem Bedarf nach etwas Anderem.

        Der Impuls und das Ausbrüten des Trendes kam eindeutig zunächst vom Verbraucher.

        Bei ökologischer Kleidung war das nicht anders, wenn auch dort nicht dieselbe Erfolgsstory zu verzeichnen ist.

         

        Die Industrie ertüchtigt sich also dazu, Bedürfnisse und Trends auszuschlachten.

        Im Zuge dessen wird dann freilich auch versucht, neue Bedürfnisse zu erzeugen oder alte werden "moduliert" und von der Werbung massiv beeinflusst.

         

        Es ist halt schon so, dass der Deutsche erst mal in den Ferien in Italien lecker Essen kennengelernt hat und sich erst hernach daheim auch dazu verleiten ließ, dieses seltsame Miracoli-Zeugs zu kaufen, im Glauben, damit italienische Küche zu Hause auf einfachste und billigste Weise emulieren zu können. Das Bedürfnis, italienisches Essen auch auf den heimischen Resopal-Tisch zu bringen, war somit auch hier zuerst da, bevor KRAFT darauf aufmerksam wurde.

        Nur ganz selten gelingt es der Industrie, völlig neue Bedürfnisse zu wecken.

        In der Regel ist es ein Aufspringen auf schon rollende Züge.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @61321 (Profil gelöscht):

          "Angefangen hatte es aber mit einem Bedarf nach etwas Anderem.

          Der Impuls und das Ausbrüten des Trendes kam eindeutig zunächst vom Verbraucher."

           

          Wenn man an die Freiheit des Willens glaubt, der das Handeln der Menschen überall bestimmt, also auch bei solchen Entscheidungen, dann muss man das so sehen. Aber dagegen versuche ich ja zu argumentieren.

           

          Wenn Sie die materielle Entwicklung betrachten, dann folgt deren Ideologie stets den herrschenden ökonomischen Verhältnissen. Und die Produzenten folgen diesen auch, sonst könnten sie ja nicht mehr kumulieren. Es ist daher m.E. müßig, ob die Henne oder das Ei zuerst waren. Nach meinem Empfinden sind sie auf eine Weise ineinander veschlungen, dass die Analyse oft auf eine Seite kippt, meist auf die des scheinbar freien, individuellen Willens, so wie es das bürgerliche Denken will. Wäre der Wille indes so frei, wie er sich vorkommt, gäbe es keine Tendenzen und Trends, die durch den Wandel der materiellen Verhälntisse bestimmt wären, sondern die Menschen könnten ihre Bedürfnisse aufgrund ihrer Vernunft bestimmen und sie sich nicht aufgrund von etwas oktroyieren lassen, das sie nicht verstehen, aber fälschlicherweise für Freiheit halten. Dann wäre es aus mit Billigfleisch und zum Zeitvertreib in der Weltgeschichte herumfliegen, solange nicht Fleisch aus der Retorte adäquater Ersatz wäre und Flugzeuge nur die Sonne bräuchten, um zu fliegen.

          • 6G
            61321 (Profil gelöscht)
            @849 (Profil gelöscht):

            Dass es Wechselwirkungen in beide Richtungen sind, ist unbestritten. Man braucht aber gar nicht den freien Willen postulieren um, mit Tom Farmer einen möglichen entscheidend lenkenden Einfluss der Verbraucher anzunehmen.

            Nehmen Sie die Mennoniten. Denen könnten Sie hundert Mal den John Deere Vertreter vorbei schicken um ihnen den neuesten Traktor anzudrehen, der vielleicht in siebter Generation auf den Feldern der Nachbarn herumfährt und dort täglich seine Leistung unter Beweis stellt, es würde nichts nützen.

            Weil sie bis dato beschlossen haben, dass es ohne geht.

            Das können Sie nun Vernunft oder Unvernunft nennen. Wenn plötzlich tausende weitere Farmer in USA auf ähnlich dumme Gedanken kämen, wäre John Deere plötzlich in großer Bedrängnis. Extrem unwahrscheinlich, aber möglich.

            Die Mennoniten sind nun keine zahlenmäßig komplett zu vernachlässigende Splittergruppe, es gibt auch eine ziemliche Anzahl davon in Mittel- und Südamerika, insgesamt genug, um ihr Verhalten nicht nur müde zu belächeln, sondern man mag es vielleicht als extremes aus der Zeit gefallenes Modell des Wirtschaftens zur Anregung des eigenen Denkens einmal etwas näher anschauen. Sie führen uns in ihrem Jahrhunderte alten Großexperiment beispielhaft vor, wie Gruppen von Menschen sich dem Markt erfolgreich entsagen können. In diesem Fall allerdings zu einem sehr hohen Preis, der freilich auf einem anderen Blatt steht.

            Ich habe vor längerer Zeit beschlossen nicht mehr zu fliegen (möglicherweise ohne freien Willen). Von dieser Sorte seltsamer Zeitgenossen kenne ich noch mehr. Statt herumzujammern, warum wir so wenige sind, habe ich noch nicht aufgehört zu überlegen, was sein müsste, dass andere Leute ähnliche Entschlüsse fassen.

            Konsumverzicht ist etwas Rares. Dass er bei Einzelindividuen und kleinen Subpopulationen regelmäßig anzutreffen ist, bei größeren Gruppen jedoch nur selten verbreitet ist, ist noch kein Beweis, dass die Verhältnisse nicht auch genau umgdreht sein könnten.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @61321 (Profil gelöscht):

              Sie meinen wohl die Amischen, denn die mennonitischen Bauern (sofern es sich nicht um ganz konservative Gemeinden handelt) kaufen gerne John Deere, insofern sie ja nicht auf Technik oder Elektrizität verzichten. Und auch bei den Amischen gibt es einige Denominationen, die sogar Autos oder Computer haben.

               

              Aber das Beispiel ist gut gewählt: Religion, die am gesellschaftlichen Geschehen rundherum ihre Regeln ausprägt und von deren Anhänger ernst genommen wird, kann leicht zur Richtschnur des Handelns werden. Denn der Konsumverzicht der Amischen (der übrigens erst um 1900 mit der Nutzbarmachung des Stroms im heutigen Sinn begann) ist im Grunde kein genuin religiöser, sondern ein rationaler, der aus der Gemeinschaft raushalten will, was dieser schadet.

               

              Die Gemeinschaft selbst ist aber religiös fundiert, hat klare Werte und Vorgaben. Das fehlt in der Mehrheitsgesellschaft nicht nur, sondern wird geradezu als Sektierertum belächelt oder verdammt. Hedonismus ist das Dogma, dem die Religion der Mehrheitsgesellschaft alles unterordnet. Renegaten kann sie sich leisten, insofern sie kein Umkippen befürchten muss.

               

              Ich bin ja selbst schon seit etlichen Jahren auf dem Weg des fortschreitenden Konsumverzichts, angetrieben wohl vornehmlich von christlichen, "marxistischen" und anderen Motiven. Aber ich sehe gerade in meiner Altersgruppe keine Hoffnung auf einen Wandel, eher bei meinen Kindern, aber die sind noch dabei, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Idealismus hat ja leider keine Garantie auf Persistenz oder Gelingen. Viele Idealisten von damals sitzen heute mit Schmerbäuchen am Stammtisch und predigen Wasser für andere, während sie selbst Bier saufen.

               

              Ich hoffe sehr, dass Sie Recht haben damit, die Mehrheit möge sich mehr und mehr dem Konsumverzicht zuwenden. Aber meine Erfahrung sagt mir: alles, was uns an "Freiheiten" durch die sich entwickelnden materiellen Verhältnisse "geschenkt" wird, schlägt alsbald wieder in Fremdbestimmung um.

  • Als Ex-Landwirt kann ich alle die hier schreiben nur auffordern dran zu bleiben. Auch mir war als junger Landwirt, der auf einem Hof geboren wurde und in diesen Beruf reinwuchs, völlig unbewusst, was wir mit den Tieren machen. Erst der Kontakt mit Tierschützern (moderaten, die auch wissen wie hart das Leben für viele Kreaturen in der achso friedlichen Natur ist) und Verbrauchern, öffnete mir die Augen.

    Aber es ist ein langer Prozess und es müssen beide Seiten in Bewegung bleiben: Unser Verhalten und die Verhältnisse...

    • @Heiner Petersen:

      Danke für den Kommentar! Ihrer Schlussfolgerung kann ich nur beipflichten.

      Daran anküpfend kann ich mir gut vorstellen, dass einige Landwirte mit ihrem Tun hadern und einige es schließlich auch ändern. Mit dem heutigen Betreiber des Hofs Butenland, ein "Gnadenhof, selbst Kuhaltersheim genannt, gibt es ein relativ bekanntes Beispiel ein*er vormaligen Landwirt*in, die*der unter Tierausbeutung einen Schlussstrich gezogen hat. Wer dazu mehr wissen will, die*der gucke hier: https://www.stiftung-fuer-tierschutz.de/hof-butenland/die-menschen/jan-und-karin/

      • @Uranus:

        Ergänzen möchte ich noch, dass es allerdings wohl wenige sind und marktbedingt immer weniger werden, wenn ich an fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft und die Tendenz zu Großbetrieben mit entsprechender Kapitalbündelung und Interessen denke.

  • Was mir bei derlei Berichten so gehörig auf die Nerven geht ist die Gleichgültigkeit der Behörden bzw. der Staatsmacht ansich.

     

    Selbige Gleichgültigkeit bei der Umsetzung von Steuergesetzen? Unvorstellbar!

    Da tanzt du als Bürger bei Gericht vor und der Ausgang ist klar.

    • @Tom Farmer:

      Naja, es ist eben ein Staat, eine Herrschaftsinstitution, die bzw. dessen Amtsträger_innen auf Selbsterhalt bedacht ist. Insofern wird dieser nicht seine eigene Existenz durch sinkende Steuereinnahmen und damit geringere Finanzmittel=Macht gefährden. Insofern ist er in Bezug auf die Umsetzung von Steuergesetzen bestens motiviert.

      Zur Gleichgültigkeit der Behörden - diese Folgen kapitalistischer Logik, sorgen dafür, "dass der Laden läuft." Es liegt nicht im Interesse der Wirtschaft, womögliche Kosten/Auwand zu erhöhen. Entsprechen bleibt auch der Rahmengeber untätig. Desweiteren ist der Speziesismus vorherrschend (auch in den Amtsstuben). Die "Nutztiere" gelten als Eigentum, Ware. Sie sind nicht von Belang.

    • @Tom Farmer:

      Kann ich bestätigen!

       

      Folgenden Fall konnte ich letztes Jahr beobachten: Eine vergleichsweise definitiv materiell arme Person betreibt (verpflichtend) als Gewerbe eine Solaranlage (Fotovoltaik)

      und verbummelt lediglich die Abgabe der Steuererklärung.

      Das Amt sperrt dieser völlig integren Person das Konto, so dass monatlich fällige Abbuchungen gestoppt werde.

      Es entsteht dieser Person viel Ärger und Inkasso-Kosten von circa 150 Euro.

      Da habe ich nicht schlecht gestaunt, wie mächtig der Staat bei so einem "Winzling" auf einmal agieren kann.

      Fragen kann man sich, ob sie sich das bei einem materiell reichen Mensch gewagt hätten!

      ---

      Ich denke, das Ganze mit der Duldung der Tiermisshandlung ist auch ein Theater, eine Inszenierung in dem jeder seine Rolle spielt.

      Die Behörden wissen auch: "Brot und Spiele" sind wichtig für das Volk.

      Sie spielen dann mal eben die Rolle des Sündenbocks, in einem Spiel in dem es wichtig ist, dass die Schuld

      woanders hin geschoben werden kann. Hauptsache das tägliche Fleisch bleibt billig!

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Hab sowas auf einem Biohof vor ca. zehn Jahren gesehen. Es wurde mir erklärt, dass das völlig normal ist.

     

    Macht man das heute auch noch so? Das würde den Verbraucher interessieren.

  • Der Tiermäster/Tierzüchter sagt wohl:

    "Ich will nicht so viel arbeiten und was

    anderes kann ich nicht gut genug oder ist mir nicht lukrativ genug!

    Ich kann aber für Dich/Euch die Tiere einsperren und töten (lassen)!"

     

    Und die meisten Konsumenten antworten:

    "Ja, gut, mach' das! Mir schmeckt Fleisch und es macht mich stark!"

     

    Es ist ein Geben und Nehmen!

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @tsitra:

      Indem Sie die Verantwortung für diese Misere "privatisieren", verschieben Sie die auch die Lösung auf das Private (woher sie unter der Ägides des Wohlstands niemals allein kommen wird). Wahr ist: die Verbraucher haben nicht das billige Fleisch nachgefragt, sondern die Industrie hat es ihnen geliefert und zwar, weil die Industrie mit allem Geld macht, was solches verspricht, sofern es ihr nicht ausdrücklich verboten wird.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Es fällt mir sehr schwer Ihre Antwort ernst zu nehmen, bzw. sie als einigermaßen korrekte Beschreibung der physisch konkreten Wirklichkeit anzuerkennen!

         

        Wahr ist vielmehr:

         

        Quer durch alle sozialen Schichten wird an Lebenmitteln gespart!

        Gespart wird für (Fern-)Reisen, PKW, Einbauküchen, Möbel, U-Elektronik, Freizeitaktivitäten und und und.

        Zu den Freizeitaktivitäten gehört oft genug auch "shoping", wozu der ganze Plunder regelmässig weggeworfen werden muss.

        Vermutlich hat die allgegenwärtige Produktwerbung dem Großteil der Menschen "das Gehirn so weichgewaschen",

        dass sie zu einem Mitgefühl kaum noch fähig sind, bzw. etwaiges Mitgefühl zugunsten

        von materieller Gier "auf der Strecke bleibt".

         

        Quer durch alle sozialen Schichten wird, teils schwerste, Tiermisshandlung ignoriert, d.h.

        es wird geflissentlich (scheinbar absichtslos, in Wahrheit jedoch ganz bewusst) weggesehen!

        Quer durch alle sozialen Schichten trifft man auf Gier, Unbeherrschtheit und ausgesprägten Egoismus.

        • @tsitra:

          Jein. Sicherlich gibt es noch die vermögenden Leute, die sich anschicken, bei Aldi & Co einzukaufen. Wachsend ist andererseits die Zahl vermögender Leute, die in Bioläden, Feinkostläden, Markenläden usw. einkaufen. Entsprechende Läden sind eben auch in reicheren Vierteln vorzufinden. Das "Quer durch alle soziale Schichten" ist wesentlich durch das Einkommen bestimmt. Die Prekarisierten müssen billig einkaufen. Die werden sich auch darin zurückhalten, über die Maße Dinge wegzuschmeißen. Die Vermögenden hingegen haben Spielraum, den sie durchaus nutzen. Und Vermögende scheinen Sie beim Verfassen Ihres Kommentares eigentlich im Sinn zu haben.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @tsitra:

          Es fällt mir schwer, Ihnen zu erklären, was Sie gewiss nicht einsehen wollen. Denn Sie schreiben ja sinngemäß, dass der einzelne selbst Schuld ist daran, dass ihm das Mitgefühl aufgrund materieller Gier auf der Strecke geblieben ist.

           

          Statt auf die unmittelbar einleuchtende Idee zu kommen, dass das nicht in den vielen individuellen Hirnen simultan ausgebrütet worden sein kann, versuchen Sie offenbar, diese Lesart zu verteidigen. Ebensogut könnten Sie behaupten, die Mode wird von den gemacht, die sie tragen und nicht von denen, die sie machen und vermarkten. Sie meinen es sicher gut, aber Sie haben ein "falsches Bewusstsein". :-)

           

          Wobei: ich zweifle die Verantwortung des Einzelnen keineswegs an, bin aber der Auffassung, dass alles menschenmögliche getan wird, um diese zu vernebeln. Dazu braucht es keine Verschwörung kapitalistischer Mäzene, das treibt die Entwicklung der Ökonomie selbst voran.

           

          Daher: wer die Verantwortung allein auf den Einzelnen abwälzen will, ist faktisch nicht an einer Änderung der von ihm beklagten Verhältnisse interessiert. Denn vom Einzelnen ist unter den Bedingungen des Kapitalismus', solange dieser sein Wohlstandsversprechen - durch welche Glasperlen auch immer - noch an den Mann zu bringen weiß, nichts am Befreiung zu erwarten, die der Kapitalismus sich nicht wieder aneignen und zu Geld machen würde.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Ich muss leider sagen, dass mir ihre dogmatischen Aussagen nicht einleuchten.

             

            Welche grundsätzlichen Umwälzungen erwarten Sie denn sollen vom Gesetzgeber oder der Industrie selbst ausgehen? Die sitzen fett in Ihren Drehstühlen und machen solange weiter wie Gewinne (also Geld bzw. Wählerstimmen) fließen.

             

            Veränderungen müssen von den Verbrauchern eingefordert werden; mehr oder weniger radikal. Nachfrage schafft Produktion in die jeweilige Richtung.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Tom Farmer:

              Ihr Wort in des Abgottes Ohr!

               

              Ihre Einforderung von Veränderung müsste aber damit anfangen, dass die Verbraucher jene wählen, die sie in die Tat umsetzen können. Aber es sind ja Verbraucher, die gerne weiter verbrauchen wollen und allenfalls ein bisschen Änderung gutheißen, aber nicht bereit sind, das Ganze in Frage zu stellen.

               

              Bei diesen Dingen wie auch der Natur ingesamt gibt es keine halben Sachen und auch keinen grünen Deal oder so. Da muss man radikal denken und sein. Aber weder das eine, noch das andere, ist gewollt, nicht von den Verbrauchern und schon gar nicht von der Industrie, wenn sie den Reibach den Abgrund runterfließen sieht. Sie macht nur mit, insofern der Reibach im Fluss bleibt.

               

              Insofern entpuppen Sie sich leider als der Dogmatiker, der am Dogma der selbsterringbaren "Freiheiten" festhält, das Ihnen die Kirche der Unheiligen der letzten Festtage so erfolgreich implantiert hat. :-)

        • @tsitra:

          Zustimmung!

           

          Alles erwachsene Menschen mit Hirn! Keine Ausreden bitte mit Industrie und Gier und Pflichtkonsum....

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Tom Farmer:

            Dass es sich um ausgewachsene Menschen handelt, ist nicht zu bezweifeln (ja, die werden sogar immer größer!). Dass sie ein Hirn haben, dürfte ebensowenig zu bestreiten sein. Aber wenn sie es, wie Sie mutmaßen, auch adäquat gebrauchen, stellt sich die Frage, was es eigentlich zu meckern gibt?

             

            Allet jut, wa? Falls nich, isses wohl doch nicht so weit her mit dem psychischen Erwachsensein und eines diesem angemessenen Denken...

  • Angenommen es sind 60 % der Leute ganz und gar gegen die üblen Machenschaften in der Massentierhaltung. Können diese 60% das denn nicht gesetzlich verbieten?

    Können diese 60%, denn nicht mal die Billigfleisch und Billigmilchkosument*innen anschreien?

  • "Lasst die Sau raus!" - Das klingt doch nach einem Tierbefreiungsslogan. Richtig so! Im letzten Absatz wird sogar eine Tierrechtsposition wiedergegeben. Und ich muss sagen, diese ist die realistische im Gegensatz zur hier ebenso genannten "Tierschutz"position. Kontrolle und Reformen müssen gegen Kapital, omnivores Konsumverhalten bzw. Speziesismus durchgesetzt werden. Ein illusorisches Unterfangen, wie ich finde. Die im Artikel kritisierte Behandlung der Tiere (bspw. Kastenstand) ist so, weil die Tiere vorherrschend als Ware bzw. als Maschine angesehen werden. Die Tierproduktion ist kapitalistisch bedingt. D.h. es soll möglichst günstig eine hohe Produktion erreicht werden. Die Tiere sind Eigentum und damit dem Menschen unterworfen. In diesem Mensch-Tierverhältnis gibt es kein Respekt vor Tieren, deren Leben, Interessen und Gefühlen.

    Es ist unglaubwürdig, dass das Tierwohl der Schweine gewahrt wäre, wenn sie ein paar Zentimeter mehr Platz hätten. Egal, was für Haltungsbedingungen sich die zynischen Tierausbeuter_innen ausdenken, das Schicksal der Schweine steht für sie bereits von Zuchtbeginn an fest: deren Tod durch den Bolzenschuss. Guten Appetit!

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Ich stimme Ihnen vollkommen zu, möchte aber noch anfügen, dass die paar Zentimeter mehr Platz auch das Gewissen beschwichtigen sollen, das es in den Hintergrund zu drängen gilt, um an diesen Wahnsinn als unbeschwerter Konsument teilhaben zu können.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Da haben Sie recht! Gelabelt ("Happy Meat") bekommen die tierausbeutenden Unternehmen die angeblich besseren Tierproduktionsbedingungen dankenswerter Weise teils von "Tierschutz"verbänden, die dadurch, wie Sie es ja schreiben, für ein gutes Gewissen bei Konsument*innen sorgen können, obgleich das Tierleid durch die paar Zentimeter nicht merklich vermindert ist. Die "Tierschutz"verbände erreichen meiner Ansicht nach durch so eine Strategie das Gegenteil.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Uranus:

          Wenn ich das Wort "Tierschutz" höre, denke ich stets, dass es im gesellschaftlichen Diskurs als krasser Euphemismus herhalten muss. Wer Tiere schützt, muss für sie ein artgerechtes Leben wollen. Wenn nicht, schützt er sie nicht, sondern kann sich diesen Schutz allenfalls in einem legalistischen Sinn auf die Fahnen schreiben, eben nach dem Motto: es müssen aber 10 cm mehr sein. Es geht beim "Tierschutz" m.E. vor allem darum, dass der Mensch nicht merken soll, wie sehr er gegenüber seinesgleichen und anderen Lebewesen "Tier" ist.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Die wiederholten Freilaufanträge der Schweinezüchter werden aber von den örtlichen Behörden auch nicht genehmigt. Forderungen aus Berlin und entsprechende Anträge der Bauern sollten schon auch genehmigt werden! Sonst ist es lediglich ein Geschrei.

  • Ein weiterer Aspekt: ..die Spiritualität unseres begrenzten Planeten Erde.. wird primär gebildet vom Leben im Meer, auf dem Lande und in der Luft.. diese grauenhafte industrielle Instrumentalisierung und Knechtung des "globalen Lebens" - durch Religion, Wissenschaft und Technik führt m.E. zu einer geistig/spirituellen/moralischen Verarmung des MenschSeins! Mensch zerstört seine eigene "globalökologische" Grundlage!

    Mir tun all die `armen Kreaturen´, wie die malträtierten Schweine in ihren Kästen, wie auch das Geflügel usw unendlich leid! ..oftmals ohne jegliches Sonnenlicht, ohne notwendige Freiheit... ohne "Lebenswohl"... da ist vieles im Argen in der Tierhaltung!

  • Ein Kastenstand ist keine besondere Form der Tierhaltung, sondern eine der perveresten Foltermethoden, die je ersonnen worden ist. Die Tiere leben, von einem Stahlrohrrahmen, vollständig fixiert, oft mit dem Blick an eine schmutzige Wand.

    Ob diese geschundenen Kreaturen 5 cm mehr oder weniger nach hinten treten, oder sich sogar "ausstrecken" können, was ihnen die höchstrichterliche Großzügigkeit zugebilligt, das bezeugt nicht anderes als ein herzloses und entartetes Verhältnis zur Natur? Daß sich das "Tierwohl" in diesen Sphären bewegt, das sollte jedem klar sein, der das mal irgendwo liest.

  • 9G
    96177 (Profil gelöscht)

    ... ein Kreuz in jedem Saustall vorzuschreiben, das wäre mal ein wirkliches Eingeständnis der politischen Christenheit, die sonst am liebsten wegschaut.......

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @96177 (Profil gelöscht):

      Das erinnert mich an meinen Lieblingsvegetarierwitz:

       

      Missionar ist im Urwald auf der Suche nach bekehrungsfähigen Heiden, als er sich unvermittelt von wilden Löwen umzingelt sieht. Er schließt die Augen, hebt den Kopf gen Himmel und spricht sein Stoßgebet: "Herr, mach diese wilde Tiere hier sofort zu guten Christen". Als er die Augen öffnet, knien die Löwen vor ihm, haben die Pfoten zum Gebet zusammengefügt und sprechen einträchtig: "Komm, Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast".

      • @849 (Profil gelöscht):

        Lol. Der ist gut! Taugt aber auch sehr gut in katholischen Kreisen. Bei den Evangelischen mhm ... vielleicht auch. Aber Vegetarier & Veganer sind ja irgendwie alle urchristlich drauf.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Eigentlich postulieren die Veganer doch gerne, dass sie sich nicht aus Mitleid oder so "bekehrt" haben, sondern aus der reinen Denkhaltung des Antispeziesismus. Bei mir haben Sie allerdings Recht: ohne meinen katholischen Hintergrund, hätte ich der ethischen Seite des Themas nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt.

    • @96177 (Profil gelöscht):

      Sie meinen atheistische Bauern und Politiket haben eh kein Gewissen und keine Ethik dann isses ja Ok?

      • 9G
        96177 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Das System ist gewissenlos und die Hampelmänner von der CSU sind die Kohorten des Systems, die das Kreuz den anderen aufladen, während sie sich bedienen.. Politik ist einzig Geschäft. Gewissen? Wird am besten vorgeführt durch die Dame mit Abitur, die jetzt im Vatikan ihre Pfründe einschiebt .. die norddeutsche Variante dessen, was die CSU unter Politik versteht: Ethisch ist, was den eigenen Klingelbeutel und den der Freunde im Geiste füllt.

        • @96177 (Profil gelöscht):

          Gut das ihr Schnitzel atheistisch ist und Solidarität mit Maduro zeigt.

    • @96177 (Profil gelöscht):

      Sie haben völlig Recht!

      Wir, die uns nach Christus heuchlerisch benennen, treten die Schöpfung mit den Füßen. Tiere werden erbarmungslos gequält. Weil wir Spaß am Schnitzelfressen haben und das uns auch nicht von Spaßverderbern wie den bösen Veganern vermiesen lassen wollen.

      Unser grenzenloser ethisch unmoralischer Konsum ruiniert die Schöpfung in einer Form die es so noch nie in der Menschheitsgeschichte gegeben hat. Was wir Nutztieren antun ist das Werk des Teufels, nicht das Werk Gottes. Nein, ich bin absolut nicht fromm. Aber man kann das Heucheln der sich bekennenden Christen nicht mehr ertragen. Und morgen werden wieder alle Christen als blinde Konsumenten Fleisch und Kuhmilch in sich reinstopfen mit völliger Gleichgültig gegenüber dem barbarischen Tierleid welches in jeder Form dahinter steckt.