Zu Unrecht abgeschoben: Einmal Afghanistan und zurück
Nasibullah S. war unter den 69 Menschen, die an Seehofers Geburtstag abgeschoben wurden, allerdings zu Unrecht. Nun darf er zurück.
Der zu Unrecht nach Afghanistan abgeschobene Asylbewerber Nasibullah S. aus Mecklenburg-Vorpommern soll nach Deutschland zurückgeholt werden. „Das Bamf wird die für eine Rückholung notwendigen Schritte zeitnah durchführen“, bestätigte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums am Mittwochnachmittag der taz. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) stehe dafür „sowohl mit der Verfahrensbevollmächtigten von Herrn S., dem Land Mecklenburg-Vorpommern als auch mit der deutschen Botschaft in Kabul in Kontakt.“
Nasibullah S. war am 3. Juli abgeschoben worden. Am Dienstag hatte das Verwaltungsgericht Greifswald bestätigt, dass der Afghane sich noch im Asylverfahren befunden hatte und die Abschiebung damit rechtswidrig war. Die Anhörung in seinem Verfahren war für die Woche nach der Abschiebung angesetzt.
Den Asylantrag von Nasibullah S. hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) im Februar 2017 abgelehnt. Gegen diesen Bescheid hatte der Afghane jedoch geklagt, vertreten wurde er dabei von der SPD-Bundestagsabgeordneten Sonja Steffen. Hinweise darauf, dass Nasibullah S. in Deutschland straffällig geworden sei, gibt es keine, obwohl immer wieder behauptet wird, nach Afghanistan würden nur Straftäter abgeschoben werden.
Das Bundesinnenministerium hatte nach Bekanntwerden des Falls von einem „Verfahrensfehler beim BAMF“ gesprochen und zunächst angekündigt, „bestehende Prozesse zu prüfen“. Nasibullah S. hatte zu den 69 Personen gehört, die am 69. Geburtstag des Innenministers Horst Seehofer (CSU) abgeschoben worden waren, wie dieser im Anschluss auf einer Pressekonferenz betonte. Einer der Männer, der 23-jährige Jamal M., hatte nach seiner Ankunft in Kabul Suizid begangen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen