Zoff in der „Zeit“: „Lachen Sie doch auch mal“

Harald Martenstein schreibt eine humoristische Kolumne über zwei „Zeit“-Autorinnen. Er fühlte sich von ihrem Text provoziert.

Gottschalk bezeichnte sich selber als „wandelnder Herrenwitz“. Bild: reuters

Es war ein Amüsement wie wenn eine Versicherungsgesellschaft auf der Weihnachtsfeier den Chef als teambildende Maßnahme in Klopapier einwickelt. Irgendwie komisch. Die Komik in Harald Martensteins am Dienstag auch online erschienener Kolumne konnte aber nicht jeder entdecken. Ein Essay mit der Überschrift „Gender-Debatte“ war der Aufhänger.

Die Autorinnen des Textes hatten verschiedene Typen von antifeministischen Männern beschrieben, woraufhin Martenstein sich angesprochen fühlte. „Ich bin nicht wütend. Ich amüsiere mich“, sagte er. Und damit sich auch alle mit ihm mit amüsieren, forderte er die beiden Autorinnen des Gender-Textes auf: „Nun lachen sie doch auch mal“.

Der Humor Martensteins ist speziell, das heißt aber nicht, dass er keinen Anklang in der deutschen Medienbranche findet. „Frauen wie Sie sitzen an vielen wichtigen Schaltstellen, ihre Meinung dominiert in den Medien“, schreibt Martenstein über die Zeit-Autorinnen.

Dabei fallen einem doch viel schneller „wütende, weiße Männer“ wie Martenstein ein, die die Gender-Debatten der letzten Jahren dominiert haben und die über den ein oder anderen Witz seiner Kolumne schmunzeln würden. Nur: Wer könnte das sein?

Der „wandelnde Herrenwitz“

Einen Lacher könnte Martenstein von Showmaster Thomas Gottschalk bekommen. Wütend ist er zwar nicht, aber er bezeichnet sich selbst als den „wandelnden Herrenwitz“. Der „Wetten dass..?“-Moderator sagte während der #Aufschrei-Debatte, er habe „fremden Frauen ans Knie gefasst“ und „sensible Künstlerinnen mit dröhnendem Altherrenhumor in Verlegenheit gebracht“. Den dröhnenden Altherrenhumor besitzt Harald Martenstein augenscheinlich auch. Ein Witz soll das beweisen: „Die Bahn soll 960 zusätzliche Gleichstellungsbeauftragte einstellen“, schreibt er, das heißt für ihn, „es könnte dann in jedem ICE eine Gleichstellungsbeauftragte mitfahren.“ Das soll witzig sein, „Lachen Sie doch auch mal“, fordert er.

In seiner gleichnamigen Talkshow hatte Markus Lanz mal die stellvertretende Vorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, zu sich eingeladen. Man hätte schon ahnen können, in welche Richtung das gehen soll, nachdem sie als „die schönste Linke aller Zeiten“ vorgestellt wurde. Nicht nur, dass der Talkmaster ihr ständig über den Mund fuhr, er feuerte eine Bullshit-Frage nach der anderen ab: Europa – ja oder nein? Euro – rein oder raus? Wagenknecht war sichtlich erstaunt über die Art und Weise des Talks. Harald Martenstein wäre ein gutes Pendant gewesen, er hätte der „schönen Linken“ dann vielleicht gesagt: „Je mächtiger Sie werden, desto mehr müssen Sie sich damit abfinden, auch kritisiert zu werden oder verspottet“.

Der „Testosteron-Booster“

Aber statt Martenstein saß Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Chefredaktion des Stern, mit Sahra Wagenknecht in der Talkrunde. Er wurde später als „Testosteron-Booster“ und „Politik-Clown vom Dienst“ beschrieben. Er trat mit der Devise „Wer lauter spricht, hat Recht“ auf und gestikulierte wild. Sicher muss er, genau wie Harald Martenstein, auch „schmunzeln“, wenn sich Feministinnen „über die ruppigen Angriffe beklagen, denen Sie im Internet ausgesetzt sind.“

Schmunzeln mussten die beiden Talkgäste Rainer Brüderle und Peter Hahne in der Sendung „Hart aber Fair“, als sich die Europa-Abgeordnete Terry Reintke (Grüne) kritisch zum „Hurra-Patriotismus“ der EM äußerte. Sie begleiteten jeden Kommentar der Politikern mit einem senilen Lächeln. Als Moderator Frank Plasberg später fragte, welchen seiner Talkgäste Peter Hahne zum EM-Finale mitnehmen würde, sagte er „Frau Reintke und fünf Fahnen und zwei drücke ich ihr in die Hand.“ Von Rainer Brüderle wollen wir gar nicht erst anfangen.

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