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Zölle und GegenzölleSinnlose Eskalation

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Jetzt sind Importzölle auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte in Kraft. Europa reagiert mit Gegenzöllen. Das verhindert einen sinnvollen Handel.

Motorräder von Harley Davidson aus den USA sind Luxusprodukte Foto: Zarko Basic/imago

M otorboote und Motorräder aus den USA sind Luxusprodukte. Wenn sie durch die gerade angekündigten europäischen Zölle teurer werden sollten, wäre es nicht dramatisch. Die Käufer bezahlten dann einen höheren Preis, den sie sich leisten könnten. Grundsätzlich aber ist die Entwicklung besorgniserregend. Nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich sind die bisherigen Partner USA und Europa auf der schiefen Bahn.

Die Eskalation geht von der US-Regierung unter Donald Trump aus. Deren neue Importzölle unter anderem auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte sind jetzt in Kraft. Die Europäische Union reagiert: Mit eigenen Zöllen in ähnlicher Höhe auf US-Erzeugnisse will sie nordamerikanische Firmen schädigen, um Trumps Protektionismus rückgängig zu machen.

Die praktischen Folgen bekommen die Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks zu spüren, letztlich auch ihre Beschäftigten. Hiesige Stahlproduzenten erleiden Verluste, wobei ihre Exporte in die USA eher gering ausfallen. US-Marken wie Harley-Davidson (Motorräder), Jack Daniel’s (Whiskey) oder Levis (Jeans) müssen damit rechnen, in Europa weniger zu verkaufen. Deshalb dürften sie sich überlegen, ob und welchen Teil des Zollaufschlags sie an europäische Kon­su­men­t:in­nen weitergeben. Harley hat beim letzten Mal wohl darauf verzichtet und die Einbußen mehr oder weniger selbst getragen. So könnte der aktuelle Schaden für hiesige Privathaushalte erst einmal begrenzt bleiben, zumal es vergleichbare, oft ähnlich gute Produkte anderer Unternehmen gibt.

Trotzdem verdunkelt sich das große Bild. Die aktuellen Zölle leiten privates Geld an der falschen Stelle zum falschen Zweck in staatliche Kassen um. Sie behindern den ökonomischen Austausch zwischen Ländern, die sonst gemeinsam wohlhabender würden. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Die nächste Runde im sinnlosen Zollstreit ist schon geplant. Bleibt die Hoffnung, dass Trump wegen der Schäden für die US-Wirtschaft den Rückzug antritt.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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9 Kommentare

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  • "... Sie behindern den ökonomischen Austausch zwischen Ländern, die sonst gemeinsam wohlhabender würden. ..."



    Da in beiden Ländern (USA / Deutschland) ja jetzt Regierungen dran sind, die von den Superreichen gesponsert/beeinflusst sind, ist davon auszugehen, dass beim Wohlstandszuwachs die unteren 99% eher leer ausgehen oder noch drauflegen. Da müsste man alles mal wieder vom Kopf auf die Füße stellen.

  • Das Problem mit dem „Kleinganovenraster“ von Donald ist, dass er nur zuckt, wenn er gleichzeitig Gegendruck und ein „Geschenk“ bekommt. Sozusagen Schutzgeld für sein Ego.

  • "".....nächste Runde im sinnlosen Zollstreit ist schon geplant. Bleibt die Hoffnung, dass Trump wegen der Schäden für die US-Wirtschaft den Rückzug antritt.""



    ===



    Handeln ist sehr viel besser als kräfteverzehrendes hoffen - siehe



    ""Warten auf Godot"" -- der genausowenig "zurück kehrt" wie das transatlantische Verhältnis der letzten 80 Jahre.

    Was fehlt sind ein Ausbau von Handelsverträgen mit Kanada und Mexiko und mit allen anderen Geschädigten der Trumpschen Zerstörungswut.

    Was Europa derzeit dringend benötigt sind Zölle auf digitale - inklusive Softwareprodukte aus Trumpland als Grundlage für den europäischen Aufbau einer unabhängigen eigenen digitalen - und Sofwareindustrie.

  • und warum muss der Handel ständig und immer frei sein und wachsen? Die Mär vom ewigen Wachstum ist doch widerlegt, diese Art von Marktwirtschaft funktioniert nur mit enormen Verlusten für uns und unsere Umwelt!



    Ich finde fast jede Einschränkung gut, die den sogenannten "freien Markt" einbremst. Diese Konzentration auf das Wohl von Unternehmen ist einfach pervers.

  • Ich wundere mich grad etwas über diesen Artikel in der taz:



    Eigentlich sollten Linke ja über diese Eskalation jubeln, da der freie Welthandel ja stets einer der Lieblingsfeinde war.



    Oder habe ich etwas verpasst? 😉

  • Da hat wohl einer Angst, daß er sich die nächste Harley nicht mehr leisten kann.

  • #boycottUSA

  • Wer ernsthaft glaubt, der globale Freihandel würde langfristig mehr als nur die Reichsten noch wohlhabender machen, würde für globalen Wohlstand sorgen und die (Um-)Welt für weiterer Zerstörung retten, der müsste ehrlicherweise gegen die schon vorher existierenden Zollregime und nichttarifäre Handelshemmnisse argumentieren. Die Behauptung, dass einseitige Änderungen von Zöllen und ein möglicher Überbietungswettbewerb bei Zollerhöhungen eingespielte Handelsbeziehungen stören ist wohl richtig. Es spielen aber in der globalen Wettbewerbswirtschaft alle komparativen Kostenvorteile und -nachteile eine Rolle: Verfügbarkeit von Roh- und Ausgangsstoffen, Arbeitskosten, Infrastruktur usw. Länder, die nicht über die entsprechenden Bodenschätze, gehörigen technologischen Vorsprung, große Wirtschaftsmacht und militärischer Durchsetzungskraft werden immer verlieren. Wir sollten uns alle fragen, ob wir unseren Nachfahren wünschen, in einer Welt „grenzenlosen“ Wettbewerbs zu leben, in der auch soziale und Menschenrechte, demokratische Mitbestimmung und gesunde Umwelt zur Disposition stehen?

  • Ist ja richtig, nur wenn der Schulhofschläger Zoff will, helfen keine Argumente.



    Strafzölle auf Apple, Google und Co und schon wird Trump sehr schnell verhandeln wollen.



    Zölle auf Whiskey etc sind eher symbolisch.