Wissenschaftsrat begutachtet Unikliniken: Blutige Nasen in der Unimedizin
Der Wissenschaftsrat plädiert für eine Aufgabenerweiterung der 33 Kliniken, die sowohl Hochschule als auch Krankenhaus sind.
„Die Krise hat uns erneut gezeigt, dass die Universitätsmedizin mehr ist als nur ein Krankenhaus mit angelagerter Wissenschaft“, sagte die Karlsruher Informatikprofessorin Dorothea Wagner als derzeitige Vorsitzende des Wissenschaftsrats. „Sie ist eine Einrichtung eigenen Typs mit erheblichem Potenzial für das Gesundheitssystem, das wir besser als bisher nutzen sollten.“ Jetzt sei die Zeit für „eine konsistente Strategieentwicklung an der Schnittstelle von Wissenschafts- und Gesundheitssystem“. Auf politscher Seite seien Bund und Länder gefordert, „ein einheitliches Verständnis von Rolle und Aufgaben der Universitätsmedizin zu entwickeln“.
Kein leichter Job, wie Axel Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Mitautor der Empfehlungen, in der Pressekonferenz des Wissenschaftsrates berichtete. In Gesprächen mit dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) habe man feststellen müssen, dass im Hause Spahn „die Unimedizin keinerlei Relevanz besitzt“.
Sie werde dort als eine reine Angelegenheit des Forschungsressorts angesehen. Entsprechend hätten sich die Vertreter des Wissenschaftsrates mit ihrer Forderung nach Kompetenzerweiterung und Mittelzuwachs für die Unimedizin im BMG „blutige Nasen geholt“, so Haverich.
Zentrale Forderung des Wissenschaftsrates ist es, die Unimedizin neben ihren zwei akademischen Aufgaben – der Ausbildung des medizinischen Nachwuchses und der klinischen Forschung – sowie der dritten Funktion, der regionalen Gesundheitsversorgung, um eine „vierte Säule“ zu erweitern: mit sogenannten „systemrelevanten Koordinations- und Innovationsaufgaben zwischen Wissenschaft und Versorgung“.
Damit könne die „Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems auf eine neue Ebene“ gehoben und es „für künftige Herausforderungen“ gestärkt werden. Neue Finanzierungsströme jenseits der „Fallpauschalen“, die der Hochleistungsmedizin seit ihrer Einführung 2004 eine strukturelle Unterfinanzierung beschert haben, spielen dabei eine Rolle, aber auch die Chancen der Digitalisierung.
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