Nach der Exzellenz-Entscheidung: Viele Hunnis für die Unis
Die drei großen Berliner Universitäten plus Charité freuen sich über den Exzellenztitel. Studierende dagegen sind skeptisch.
Während die Leitungen der Berliner Universitäten euphorisch auf den gewonnenen Exzellenztitel reagierten, sehen Studierendenvertreter die Entscheidung kritisch. Statt so viel Arbeitszeit in die Bewerbung zu stecken, hätte die Leitung der Technischen Uni besser konkrete Probleme beheben sollen, etwa vakante Stellen besetzen, sagte Gabriel Tiedje vom AStA der TU Berlin am Sonntag der taz. Er hält das ganze Verfahren für problematisch. „Der Gedanke der Gleichheit der Universitäten wird beiseitegewischt.“
Am Freitagnachmittag hatten die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Wissenschaftsrat in Bonn mitgeteilt, dass die drei Berliner Universitäten Technische Universität, Freie Universität und Humboldt-Uni plus der Charité als Exzellenzverbund gefördert werden. Die Unis wollen einen gemeinsamen Forschungsraum bilden und Berlin zu einem international führenden Wissenschaftsstandort weiterentwickeln. Fragen, die Gesellschaft und Wissenschaft bewegten, sollen gemeinsam erforscht und dabei soll auch die wissenschaftliche Infrastruktur stärker gemeinsam genutzt werden, teilten die Unis mit. Für ihre Arbeit im Verbund erhalten sie bis zu 196 Millionen Euro für die nächsten sieben Jahre.
HU-Präsidentin Sabine Kunst jubelte: „Wir freuen uns ein Loch in den Bauch.“ Charité-Chef Karl Max Einhäupl sagte: „Wer hätte sich früher träumen lassen, dass die drei Berliner Unis so erfolgreich zusammenarbeiten. Das wird die Wissenschaftsstadt Berlin verändern.“ Und auch der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) zeigte sich begeistert: „Das ist ein Erfolg auf ganzer Linie. Berlin rockt als Team!“
Die Exzellenzstrategie ist die Fortsetzung der 2005/06 gestarteten Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder. Dabei hatten die Freie Universität und die Humboldt-Universität jeweils bereits einen Titel als Elite-Universität ergattert. Nun ist erstmals auch die Technische Universität mit von der Partie. Die jetzt gekürten Exzellenz-Unis werden zwar dauerhaft gefördert, müssen sich aber alle sieben Jahre einer Überprüfung stellen. Außerdem müssen sie regelmäßig alle sieben Jahre mit Neuanträgen die notwendige Anzahl von Exzellenz-Clustern neu einwerben.
„Das ist nicht viel Geld“
Studierendenvertretungen aus ganz Deutschland hatten sich bereits im Vorfeld der Entscheidung kritisch geäußert. Sie prangerten das Zweiklassensystem der Hochschulen an, das mit der Exzellenzstrategie entstehe. Zudem wiesen sie auf die generelle Unterfinanzierung der Hochschulen hin, auf befristete Arbeitsverträge von wissenschaftlichen MitarbeiterInnen und die Vernachlässigung der Lehre.
Das Argument, dass man das Geld statt in die Forschung in die Lehre stecken sollte, überzeugt den AStA-Sprecher der TU nicht. In der Lehre werde zwar dringend sehr viel Geld gebraucht, sagte Tiedje. Die jetzt zugeteilten Mittel reichten dafür aber sicher nicht, sie machten beispielsweise bei der TU nur wenige Prozent des Gesamthaushalts aus. Rechnet man die 196 Millionen Euro auf das Jahr runter, ergibt sich eine Förderung pro Hochschule von unter 10 Millionen Euro. Tiedje sagte: „Das ist nicht viel Geld.“ Der Gesamthaushalt der TU betrage pro Jahr über 600 Millionen Euro.