Wirtschaftsweise fordern Startgeld: Kleinkinder zu Kleinanlegern
Wirtschaftsweise wollen, dass der Staat Kindern 10 Euro im Monat für Anlagen auf dem Kapitalmarkt gibt. Der Sozialverband hält davon nichts.
Ein kleiner Betrag genüge, da die Zahlung nicht in erster Linie dem Vermögensaufbau, sondern dem Erlangen praktischen Wissens dienen solle. „Anders als bisherige Maßnahmen zielt das vorgeschlagene Kinderstartgeld darauf ab, Finanzverhalten durch das Lernen aus Erfahrungen zu stärken – anstatt auf theoretisches Wissen“, sagte die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier. Das „Kinderstartgeld“ wirke auch auf die Finanzkompetenz der Eltern, weil die zunächst die Kapitalanlage übernehmen würden.
Die Mittel sollen nur in Fonds fließen, die strengen EU-Vorschriften unterliegen und eine einfache, sichere Anlagemöglichkeit bieten. Wird keine Anlageentscheidung getroffen, soll das Geld an einen Fonds mit hundertprozentigem Aktienanteil gehen. Ausgezahlt werden soll die angesammelte Summe zum 18. Geburtstag – also nach zwölf Jahren. Auf diese Weise würden Kinder und ihre Eltern mehrere Finanzzyklen durchleben, so die Wirtschaftsweisen. Langfristig würde die Zahlung den Staat 1,5 Milliarden Euro jährlich kosten.
Der Sozialverband Der Paritätische hält nichts von dieser Idee. „Die Vorschläge des Sachverständigenrates haben mit der Lebenswirklichkeit vieler Kinder nichts zu tun“, sagte Hauptgeschäftsführer Joachim Rock der taz. Jedes fünfte Kind in Deutschland lebe in Armut. „Finanzkompetenz entwickelt niemand, dem das Geld für das Notwendigste, wie Ernährung und Kleidung, fehlt“, sagte er. „Wir müssen jetzt in die Bildung und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen investieren, nicht in fragwürdige Finanzprodukte.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl
Preise fürs Parken in der Schweiz
Fettes Auto, fette Gebühr