Wirtschaftsstandort Deutschland: Firmen sind auf KI schlecht vorbereitet
Deutsche Unternehmen erreichen bei der künstlichen Intelligenz nur Mittelmaß, so eine neue Studie. Vor allem bei der Infrastruktur hapert es demnach.

In Europa sei Deutschland damit nur noch Mittelmaß, sagte Christian Korff, Mitglied der Geschäftsführung bei Cisco in Deutschland. „Der Rest der Welt überholt uns. Das ist alarmierend.“ Bezogen auf die Spitzengruppe liege Deutschland in Europa nur noch auf Platz sechs – hinter Großbritannien, Italien, Spanien, der Schweiz und den Niederlanden. Vor einem Jahr hatte die damalige Erhebung die Bundesrepublik noch auf Platz drei gesehen. Deutschland werde in Europa durchgereicht, warnte Korff: „Das kann uns nicht zufriedenstellen.“
Die Untersuchung hat zum ersten Mal im Jahr 2023 stattgefunden. Für die aktuelle Studie hat Cisco im August und September weltweit knapp 8.000 IT-Führungskräfte aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter:innen befragt, davon rund 300 aus Deutschland. Dabei seien deutliche Unterschiede zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu erkennen, sagte Korff. „Die Studie zeigt eine deutliche Kluft: Viele haben tolle KI-Strategien, setzen sie aber einfach nicht um.“
Zwar hätten 77 Prozent der Unternehmen der befragten Manager:innen nach eigenen Angaben eine KI-Strategie, doch nur 36 Prozent hätten auch die technische Infrastruktur, um KI wirklich einsetzen zu können. Und nur 40 Prozent hätten auch die dafür erforderlichen Fachkräfte an Bord: „Wir kriegen Bestnoten für Strategie und hängen bei der Umsetzung hinterher“, sagte er.
Dringlichkeit steigt
Dabei hätten die Unternehmen die Dringlichkeit durchaus erkannt: 98 Prozent der Befragten sagten, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz in den vergangenen sechs Monaten dringlicher geworden sei. „Nahezu alle Unternehmen haben erkannt, dass ohne den Einsatz von KI erhebliche Nachteile für ihr Geschäftsmodell entstehen“, sagte Korff. „Und alle wissen, dass das schnell gehen muss. Das ist der Druck, vor dem die Unternehmen stehen.“
Deutschland müsse aufpassen, hier nicht den Anschluss zu verlieren, warnte Korff. „Wenn die anderen schneller werden, dann reicht es halt nicht, wenn man selber ein bisschen besser wird.“ Zwar hätten die Unternehmen ihre Investitionen in die künstliche Intelligenz erhöht. „Aber wir sind einfach immer noch nicht da, wo es wirklich sein müsste“, betonte er.
Vor allem in die technische Infrastruktur müsse nun zügig investiert werden. „Wenn man nicht die Weichen stellt für einen schnellen Ausbau von IT-Infrastruktur, dann hängt man eine Dekade oder anderthalb Dekaden hinterher“, sagte Korff. „Das können wir uns in diesem Bereich nicht leisten.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!