„Wir haben es satt“-Demo in Berlin: Traktoren und Hühner gegen Bayer
Über 10.000 Menschen demonstrierten am Samstag in Berlin für eine Agrarwende. Eine Gegendemo von Bauern lockte hingegen nur wenige.
Besonders wichtig war es den Veranstaltern in diesem Jahr, gegen die Fusion von Bayer und Monsanto zu demonstrieren. Im Dezember vergangenen Jahres hatten die Monsanto-Aktionäre der geplanten Fusion zugestimmt – jetzt fehlt noch die Bestätigung der Kartellämter. Die beiden liefern zusammen rund 30 Prozent des kommerziellen Saatguts weltweit. „Wir sagen Nein zu der Fusion von Bayer und Monsanto, hier müssen die Kartellämter aktiv werden“, forderte Jochen Fritz von der Kampagne „Meine Landwirtschaft, Hauptorganisator der Demonstration.
Eine weitere aktuelle Forderung: Mehr Agrarsubventionen der EU für den Umwelt- und Naturschutz verwenden. „Wir fordern die Regierung auf, sich hier entsprechen zu bewegen. Bisher gibt es Ablehnung, vor allem vom Landwirtschaftsministerium“, sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Die EU-Agrarsubventionen könnten bereits jetzt zu einem größeren Teil für artgerechte Stallbauten oder Wasserschutzmaßnahmen genutzt werden, so Weiger. Allerdings nutze die Regierung das Potential nicht.
Die Demonstration, an der laut den VeranstalterInnen 18.000 Menschen, KonsumentInnen und LandwirtInnen, teilnahmen, bewegte sich vom Potsdamer Platz durch das Regierungsviertel zum Brandenburger Tor. Vorneweg fuhr ein Zug von 130 Traktoren. Die Polizei ging von 10.000 bis 11.000 DemonstrantInnen aus. Dazu aufgerufen hatte ein Bündnis aus über 50 Verbänden, neben Landwirtschafts- und Tierschutzverbänden auch Umwelt- und NaturschützerInnen, sowie die globalisierungskritische Bewegung.
Am Morgen hatte vor dem Hauptbahnhof bereits eine Gegendemonstration stattgefunden. Unter dem Motto „Wir machen euch satt“, demonstrierten etwa 400 Menschen mit 20 Traktoren, vor allem aus den Bauernverbänden. Auf den Plakaten zu lesen: „Grüne Luftblasen machen nicht satt“ und, in Anspielung auf die gute Stimmung auf der anderen Demo: „Landwirtschaft ist nicht Party, Landwirtschaft ist Wissen und Können“.
„Wir wollen einen Kontrapunkt setzen zur ‚Wir haben es satt‘-Demonstration“, sagt Bernhard Barkmann, Landwirt aus dem Emsland und Mitorganisator. Dort würden die Landwirte pauschal verurteilt. „Wir fordern, dass dort nicht so eine Antistimmung gegen die konventionelle, industrielle Landwirtschaft und die Massentierhalter gemacht wird.“ Ein weiteres Motto: „Dialog statt Protest“.
Dazu sagte Georg Janßen von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft auf der Abschlusskundgebung der „Wir haben es satt“-Demo: „Wir brauchen Dialog und Protest. Wenn die Menschen von der Gegendemo hergekommen wären, um mit den Demonstrierenden zu reden, dann würde ihnen klar werden, dass wir so nicht weitermachen können.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören