Winterchaos bei der Deutschen Bahn: Verbände rufen nach dem Staat
Bahnverbände kritisieren die Einschränkungen des Zugverkehrs nach dem jüngsten Wintereinbruch. Der Staat solle den Betrieb bei Eis und Schnee regeln.
„Das Ziel muss ganz klar sein, auch unter außergewöhnlichen Witterungsbedingungen normal zu fahren“, sagte Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender von Pro Bahn. Die Deutsche Bahn hatte nach dem Wintereinbruch zahlreiche Hauptstrecken gesperrt. In etlichen Regionen fuhr zeitweise kein Zug.
Auch der Güterverkehr stand weitgehend still, monierten die Verbände. Die Deutsche Bahn habe sogar Züge mit medizinischen Gütern zum Stopp gezwungen. Das tagelange Einstellen von Verkehr sei nicht akzeptabel und nicht nötig, sagte Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender des NEE.
Betreiber kleinerer Eisenbahnnetze in Deutschland und die Eisenbahnen in Nachbarländern zeigten, dass solche Wetterlagen besser beherrschbar seien, so Kerkeling. Nach Angaben des NEE sind etwa in der Schweiz die Züge bei vergleichbarer Wetterlage fast alle weitergefahren.
Weniger Schneepflüge als 1994
In Niedersachsen, wo die Deutsche Bahn den Betrieb zeitweise fast vollständig eingestellt hatte, habe die Bentheimer Eisenbahn demonstriert, dass der Verkehr durchaus aufrechtzuerhalten war. Externe Bahnunternehmen hätten der Deutschen Bahn angeboten, Schienen zu räumen. Doch innerhalb des Konzerns hätten sich die Zuständigen nicht einigen können, wer wen beauftragt.
Die Verbände fordern, dass die Bundesregierung klare Vorgaben macht. In der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) zwischen dem Bund und der DB Netz sei der Winterdienst nicht ausreichend geregelt. Das habe unter anderem zur Folge, dass nicht genug Schneepflüge vorhanden seien. Heute habe die Deutsche Bahn 70 Schneepflüge. Bei der Vereinigung der beiden deutschen Bahnen 1994 habe allein die der DDR noch 100 gehabt.
Die Deutsche Bahn ging auf die Vorwürfe nicht ein. „Wir sind für konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge immer offen“, sagte ein Bahn-Sprecher. „Ein Rundumschlag an Vorwürfen ist allerdings maßlos und ignoriert die extremen Witterungsverhältnisse.“ Das Bundesverkehrsministerium nahm zu der Forderung der Verbände auf Anfrage der taz keine Stellung. Den Beschäftigten der Bahn gebühre für ihren Einsatz in den Tagen des Extremwetters Dank, hieß es nur.
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