Wenig Freiraum für Forschungsagentur: Bisher nur kleine Sprünge
Auf dem Forschungsgipfel gab es kritische Worte von Bundeskanzlerin Merkel an der Entwicklung der Agentur für Sprunginnovationen.
Auch die Gründung von zwei getrennten Innovations-Agenturen – eine für den zivilen Sektor und eine für militärische Anwendungen („Cyberagentur“) – befand die Kanzlerin als wenig zielführend. Dies sei eine „typisch deutsche“ Lösung. Das amerikanische Vorbild DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) ist eine Organisation des US-Verteidigungsministeriums und forscht in beide Richtungen. Darpa entwickelte auch die Urform des Internets mit dem Ziel, im Falle eines Atomkriegs die Militärs weiter kommunikationsfähig zu halten. An ein World Wide Web und eine Online-Ökonomie war anfangs nicht gedacht.
Auf dem Forschungsgipfel – der zum siebten Mal vom Stifterverband, der Wissenschaftsakademie Leopoldina und der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) veranstaltet wurde, diesmal virtuell – wurde zwar die starke Grundlagenforschung in Deutschland gelobt. Diese habe zur neuen Basistechnologie mRNA in der Impfstoffentwicklung geführt, die jetzt gegen das Coronavirus eingesetzt werden könne, hob der Mitgründer der Firma BioNTech, Christoph Huber, hervor. Nur bei der Übertragung des Wissens in die wirtschaftliche Anwendung, auch in Form neuer Technologiefirmen, sei Deutschland zu langsam.
Das konnte auch Sebastian Thrun, Mitbegründer der Online-Universität „Udacity“, in einer Videoschalte nach Kalifornien bestätigen. Thrun zufolge wurden die technologischen Grundlagen für das autonome Fahren ursprünglich an der Universität der Bundeswehr in München entwickelt. Zur Anwendungsreife wurden sie dann aber von den Internetgiganten in den USA gebracht, bei Google auch mit Thruns Hilfe.
Wie dieses Wissen künftig unter dem Schlagwort „Technologische Souveränität“ im Lande gehalten werden kann, war ein durchgehender Schwerpunkt der Konferenz. Fortschritte sind erkennbar: Beim ersten Forschungsgipfel 2015 hatte es der damalige VW-Chef Martin Winterkorn strikt abgelehnt, selbst in die Batterieproduktion für Elektroautos einzusteigen. Energiespeicher seien eine „Commodity“, die auf dem Weltmarkt günstig eingekauft werden könne. Was für eine Fehleinschätzung!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau