Weltwirtschaftsforum in Davos: Gespräche auf unterer Ebene
May und Macron fehlen in Davos, aus den USA kommen nicht mal Minister. Aus der erhofften Annäherung der USA und China wird deshalb nichts.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und die britische Premierministerin Theresa May sagten ihre Visite in den Schweizer Bergen ebenfalls ab. Trotzdem kann WEF-Chef Klaus Schwab auf einen wie gewohnt großen Auftrieb bei seiner alljährlichen Veranstaltung verweisen. Zwischen Montagabend und Freitag sind 65 Staats- und Regierungs- sowie Chef*innen internationaler Organisationen angekündigt.
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe wird ebenso da sein wie Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro. Bundeskanzlerin Angela Merkel soll am Mittwoch eine Rede halten. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (alle CDU) führen Gespräche. Hunderte Vorstandsvorsitzende internationaler Konzerne unterhalten sich über Geschäfte und Trends.
Zum Teil lebt das Treffen in Davos vom Auftritt der wirklich großen Namen. Denn das WEF erhebt den Anspruch, eine globale Plattform für die gemeinsame Willensbildung von Regierungen, Unternehmen und Zivilgesellschaft zu bieten. Je einflussreicher die Teilnehmer, desto besser. Absagen von Prominenten sind ungünstig. Selten hatte die Veranstaltung so viel Öffentlichkeit wie 2018, als Trump seinen ersten Besuch dort absolvierte. Die Manager*innen standen auf Zehenspitzen, um ein Smartphone-Foto von ihm zu erhaschen. Die Absage des US-Präsidenten hinterlässt eine Lücke, die nun andere Politiker mit ihren Botschaften füllen könnten.
Auswirkungen des Handelskonflikts
Ob ein neuerlicher Auftritt Trumps außer Imagewirkung für ihn selbst irgendein politisches Resultat gebracht hätte, steht auf einem anderen Blatt. Man hatte spekuliert, dass sich der US-Präsident in Davos mit Wang Qishan, einem der chinesischen Vizepräsidenten und dem zweitmächtigsten Politiker Chinas, treffen könnte. Die beiden Nationen führen einen Handelskonflikt und traktieren sich gegenseitig mit hohen Zöllen auf die Importe der jeweils anderen Seite. Die Hoffnung, diesen Streit beim WEF etwas zu mildern, ist zerstoben. Wobei unklar bleibt, ob sie jemals bestand.
Großbritanniens Premierministerin May strich ihre Reise wohl, weil sie in London vom Brexit-Durcheinander festgehalten wird. Und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kommt nicht nach Davos, weil ihn zu Hause die Gelbwesten-Bewegung bedrängt. Die Schweizer Polizei und Armee dürften dankbar sein, weil der Bewachungsstress etwas abnimmt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern