Proteste gegen Weltwirtschaftsforum: Klima-Protest in Davos
Greta Thunberg und hunderte Aktivistin*innen reisen zum Firmen-Politik-Gipfel nach Davos. Dort wollen sie für eine bessere Klimapolitik streiten.
BERLIN taz | Sie wollen auch über die Berge kommen. Kritiker*innen des Weltwirtschaftsforums von Davos haben angekündigt, mit Tourenski aus den umliegenden Tälern zu dem Bergort hinaufzukraxeln und durchs Gelände um die Polizei herumzufahren. Der Protest gegen den alljährlichen Manager- und Politikergipfel erlebt in diesem Jahr eine Renaissance – angetrieben durch die Klimadebatte.
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) beginnt am Dienstag. Zusammen mit Dutzenden Staatschefs, Hunderten Minister*innen und Tausenden Firmenvorständen werden auch US-Präsident Donald Trump, Kanzlerin Angel Merkel und Klimaaktivistin Greta Thunberg erwartet. „Die Mitglieder des WEF tragen eine große Verantwortung für die Klimakrise“, schreibt die Gruppe Strike WEF. Sie beruft sich auf eine Untersuchung des Carbon Accountability Institute (Institut für Kohlenstoff-Verantwortung) aus Colorado, USA, derzufolge allein 20 Erdöl-, Gas- und Kohlekonzerne ein Drittel aller globalen Kohlendioxidemissionen verursachten. Einige von ihnen wie Saudi Aramco, Chevron und BP gehören zu den strategischen Partnern des WEF. Sie finanzieren die Veranstaltung und beeinflussen ihre Agenda.
Als Teil der weltweiten Fridays-for-Future-Bewegung hat Strike WEF unter anderem eine Protestwanderung angemeldet. Der Fußmarsch beginnt am kommenden Sonntag in der Stadt Landquart in Graubünden und soll am Montag Klosters unterhalb von Davos erreichen. Nur für diesen Teil der Demonstration hat die Polizei die Benutzung der Straße erlaubt. Danach wolle man über Wanderwege, für die keine Erlaubnis nötig sei, nach Davos gelangen, sagte Payal Parekh von Strike WEF.
Dort wollen die Klimastreiker*innen am Dienstag an einer Kundgebung teilnehmen, die die Jungsozialist*innen Graubünden bei der Polizei angemeldet haben. Die hat eine Veranstaltung mit 300 Leuten auf dem Rathausplatz in der Nähe des Bahnhofs genehmigt. Später gibt es eine „Volksversammlung“ in einer Schule, um zu beraten, wie sich die Kohlendioxidemissionen bis 2035 auf null senken lassen.
Das Weltwirtschaftsforum nennt erstmals Umweltrisiken auf den ersten Plätzen:
1 Extreme Wetterereignisse
2 Scheitern der Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen
3 Umweltkriminalität wie Öl- und radioaktive Kontamination
4 Verlust von Artenvielfalt und Ökosystemen
5 Große Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunamis
Möglicherweise wird Greta Thunberg, die Initiatorin der Fridays-for-Future-Bewegung, an den Protesten teilnehmen. Sie soll aber auch im offiziellen Programm des Forums auftreten. Im großen Saal diskutiert sie unter anderem mit Oliver Bäte, dem Vorstandsvorsitzenden der Allianz Versicherung. WEF-Chef Klaus Schwab ist bemüht, seine Veranstaltung nicht als Kongress von Konzernen erscheinen zu lassen, sondern ihm den Anschein der Offenheit zu verleihen. Deshalb hat das WEF Aktivistin Thunberg als eine von zehn jugendlichen „Change Makers“ eingeladen.
Davos als natürlicher Gegner der Globalisierungskritik
Diese Flexibilität ist eine Lehre aus früheren Konfrontationen. Während das heutige WEF bis in die 1980er Jahre nur ein Managertreff mit begrenzter Reichweite war, mauserte es sich im Zuge der neuen Globalisierung zum Weltwirtschaftsforum. Linke Kritiker*innen der Globalisierung, die Ende der 1990er unter anderem die Organisation Attac und 2001 das Weltsozialforum im brasilianischen Porto Alegre gründeten, betrachteten Davos als ihren natürlichen Gegner und Drehscheibe der globalen Herrschaft der kapitalistischen Konzerne.
Im Jahr 2000 zog eine Demonstration mit rund 1.000 Leuten durch Davos, 2001 kam es zu Straßenschlachten in Zürich. 2004 wurden linke Davos-Gegner*innen in Landquart von der Polizei eingekesselt. Jahrelang tagte parallel zum Forum in Davos die Organisation Public Eye (Öffentliches Auge) und verlieh ihre Schmähpreise an Konzerne. 2015 hatte sich diese Protestform erschöpft. Nun geht es wieder los. „Die Mitglieder des WEF stehen für ein System, das in einer endlichen Welt auf unendliches Wachstum baut“, schreibt Strike WEF. Das WEF gehöre abgeschafft.
Leser*innenkommentare
Franz Vege
Die variablen Sonnenaktivitäten steuern den Klimawandel seit Millionen von Jahren. In der Erdatmosphäre befinden sich 0,038% CO2. Davon gehen 96% auf die Natur zurück. Die vom Menschen gemachten 4% aus 0,038% CO2 ergeben 0,00152% CO2. Deutschland hat einen Anteil von 3,1% CO2. Damit beträgt der CO2-Anteil aus Deutschland 0,00004712% CO2 in der riesigen Erdatmosphäre. Dafür wird eine CO2-Bepreisung eingeführt.
Wenn ich weiß, dass der Klimawandel nicht aufhaltbar ist, dann müssen weltweit Stauseen vergrößert und neu hinzugebaut werden. Die Deiche an der Nordseeküste sind zu befestigen und zu erhöhen und vieles mehr. Die Gletscher in den Alpen und große Eisflächen (Nordpol bzw. Südpol) werden schmelzen. Wie fange ich genügend Trinkwasser für die heißen und trockenen Zeiten auf?
Mitch Miller
@Franz Vege BTW: zuerst mal hier allgemeine Lektüre:
de.wikipedia.org/w...e_des_Klimawandels
Spannend: die Auswirkungen unseres Einflusses sind wohl so gross, dass wir damit die nächste Eiszeit verhindern. Bravo.
Aber mit ein paar Staubecken und Dämmen bekommen wir das in den Griff!
Mitch Miller
@Franz Vege Genau. Alles total isi. Warum kommt da sonst keiner drauf ausser Ihnen...
Prozentrechnung können Sie ja...dann stehen die Chancen ja nicht schlecht, dass Sie sich auch noch über die Auswirkungen dieser Anteile aufschlauen. Dann dürfen Sie wiederkommen.
tomás zerolo
@Franz Vege Schon gut. Und die Erde ist eine Scheibe.
Dieter HEINRICH
@Franz Vege Die Herleitung in Abs.1 hat eine derbe Macke, die Folgerung in Abs.2 stimmt - aber mit derselben Macke.
Das Ökosystem >Erde< ist auch von INTERNEN Einflüssen abhängig, und externe wie interne EInflüsse lösen - wie in einem Riesen-Mobile - Bewegungen aus, die an anderer Stelle zu Gegenbewegungen führen: eine Selbstregulierungsfunktion zur Erhaltung eines hinreichend stabilen Gleichgewichts.
Die starke Ausbreitung der Spezies homo INsapiens hat Jahrtausende lang das Gleichgewicht in Fauna u, Flora verändert - was logischerweise auch EInfluss auf Meeres- und Luftströme sowie auf die Erdtemperatur haben musste. Ergebnis: das Gleichgewicht im Gesamtsystem verschob sich SEHR langsam vom stabilen in einen LABILEN Zustand. Der hätte anhalten können - aber der Klimagasschub, der vor ca.200 Jahren begonnen hat und seitdem immer stärker wurde, hat im Teilsystem Athmosphäre den letzten Rest an Selbstregulierungskapazität verbraucht - mit der Folge, dass das Gleichgewicht abstürzte, und ein ziemlich chaotischer SUCHMODUS nach einem neuen stabilen Gleichgewicht gestartet wurde.
Soweit Teil 1
WIr können nur unterstützen = Klimabegasung stoppen UND uns auf die Begleiterscheinungen einstellen.