Weltweiter Kohleverbrauch: Trotz Klimakrise so viel Kohle wie nie zuvor
2024 wird beim Kohleverbrauch ein Rekordjahr. Ob die Wende gelingt, hängt von China ab: Das verbrennt 30 Prozent mehr Kohle als der Rest der Welt.
Allein in China wurden 4,9 Milliarden Tonnen Kohle gekauft, ebenfalls ein Anstieg von einem Prozent. China verbraucht 30 Prozent mehr Kohle als der Rest der Welt zusammen.
Den Anstieg erklärt die IEA unter anderem damit, dass in China immer mehr E-Autos verkauft werden und industrielle Hitze zunehmend mit Strom statt zum Beispiel mit Gas erzeugt wird. Dadurch wächst dort der Strombedarf sehr schnell, der aktuell oft von Kohlekraftwerken gedeckt wird.
Weil in China aber gleichzeitig mit hoher Geschwindigkeit Solar- und Windparks gebaut werden, geht die IEA davon aus, dass dort künftig immer weniger Kohle verbrannt wird. Sobald das passiert, werde auch der globale Kohlekonsum abnehmen.
In Europa verlangsamt sich der Kohleausstieg
Zweitgrößter Kohlekonsument ist Indien, das 2024 fünf Prozent mehr Kohle verbrannt hat als im Vorjahr. Zusammen mit Indonesien und Vietnam wird Indien der IEA zufolge in den kommenden Jahren viel Kohle nachfragen. Die drei Länder wachsen sehr schnell und brauchen deswegen immer mehr Strom.
Die wachsende Nachfrage in Indien, Indonesien und Vietnam gleicht damit den sinkenden Bedarf in Europa und den USA aus. Ohnehin flacht der Rückgang in Europa ab. In den vergangenen zwölf Monaten wurden zwölf Prozent weniger Kohle verbraucht als 2023, im Jahr zuvor hatte es eine Verminderung um 23 Prozent gegeben.
Trotz des abnehmenden Tempos sei der Rückgang der Kohle in Europa nicht mehr aufzuhalten, heißt es bei der IEA. Maßgeblich verantwortlich dafür sei der Kohleausstieg in Deutschland, wo 2024 Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 5,8 Gigawatt vom Netz gegangen sind. In Westdeutschland sollen die letzten Kohlekraftwerke 2030 abgeschaltet werden, in Ostdeutschland 2038.
Neue Kohlekraftwerke und Kohlegruben lassen sich zudem immer schlechter finanzieren und versichern, meldet die IEA. Viele Investoren und Versicherungen wollen keine neuen Projekte bezahlen und absichern, weil sie nicht mit der sehr klimaschädlichen Kohle in Verbindung gebracht werden wollen. Für bestehende Kraftwerke und Minen gelte diese Zurückhaltung jedoch nicht.
Kohle sorgt für hohe Klimaschäden
Braun- und Steinkohle sind besonders klimaschädlich, weil pro erzeugter Kilowattstunde Strom noch mehr CO2 ausgestoßen wird als zum Beispiel bei Erdgas und -öl. Das verursacht durch das Antreiben des Klimawandels auch Kosten, etwa für die Wirtschaft oder das Gesundheitssystem. Forscher*innen aus Hamburg und Kalifornien haben nun in einer Studie festgestellt, dass diese Kosten oft zu gering geschätzt werden. Die US-Umweltagentur zum Beispiel beziffert die gesellschaftlichen Kosten pro Tonne CO2 auf 190 Euro.
„Häufig wurde der Einfluss sowohl auf Wirtschaftswachstum als auch auf die Natur nicht ausreichend berücksichtigt“, sagt Moritz Drupp, einer der Studienautor*innen. Ihnen zufolge verursacht der Ausstoß einer Tonne CO2 mindestens 270 Euro Schaden für die Wirtschaft, die menschliche Gesundheit und die Natur. Mit einer ganz ähnlichen Zahl, 300 Euro pro Tonne, rechnet auch das Umweltbundesamt. Demnach verursacht eine Kilowattstunde Strom aus Braunkohle 31 Cent Klimaschaden, eine Kilowattstunde Solarstrom dagegen nur 2 Cent und eine Kilowattstunde Windstrom nur 0,3 Cent.
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