piwik no script img

Welt-Aids-Konferenz„Die Epidemie bis 2030 beenden“

Reiche Länder haben die Aids-Epidemie dank guter Therapien im Griff, aber nur ein Drittel der weltweit Infizierten bekommt Medikamente.

Noch sind sich 54 Prozent der weltweit 35 Millionen Betroffenen ihrer Infektion gar nicht bewusst Bild: dpa

MELBOURNE dpa | Mit neuen ehrgeizigen Zielen in der Aids-Bekämpfung hat die 20. Welt-Aids-Konferenz am Sonntag in Australien begonnen. Teilnehmer gedachten zuerst der Opfer des in der Ukraine abgestürzten Fluges MH17 mit einer Schweigeminute. An Bord waren sechs Delegierte auf dem Weg nach Melbourne, darunter der ehemalige Präsident der Internationalen Aids-Gesellschaft, Joep Lange aus den Niederlanden.

Bis Freitag berichten rund 12.000 Forscher, Experten und Aktivisten aus rund 200 Ländern über neue Medikamente und Impfstoffforschung und tauschen Erfahrungen im Umgang mit dem HI-Virus und der Immunschwächekrankheit Aids aus.

Der Exekutivdirektor der UN-Organisation UNAIDS, Michel Sidibé, präsentierte eine neue Vision: „Bis 2020 sollen 90 Prozent aller HIV-Infizierten ihren Status kennen, 90 Prozent sollen Zugang zu Medikamenten haben und bei 90 Prozent soll das Virus nicht mehr nachweisbar sein“, sagte er. „So kann die Epidemie bis 2030 beendet werden.“ Eine Mammutaufgabe: Noch sind sich 54 Prozent der weltweit 35 Millionen Betroffenen ihrer Infektion gar nicht bewusst.

Ein Hindernis auf dem Weg zu diesem Ziel sind diskriminierende Gesetze etwa in Russland, Indien und afrikanischen Ländern, die Homosexuelle und HIV-Positive in den Untergrund treiben. „Wir dürfen nicht einfach zusehen, wenn Regierungen monströse Gesetze erlassen, die die verwundbarsten Gesellschaftsschichten marginalisieren“, sagte die Präsidentin der Internationalen Aids-Gesellschaft, Françoise Barré-Sinoussi.

Die junge Indonesierin Ayu Oktariani kam mit mehr als einem Dutzend mit HIV infizierten Jugendlichen in traditionellen Kostümen auf die Bühne. „Lasst uns in Schulen und Kliniken gehen und die Leute aufklären“, rief sie. „Niemand soll mehr in Schande und Verleugnung leben. Lasst uns an einer Welt arbeiten, in der alle Menschen mit HIV überall mit Respekt behandelt werden.“

Die Kriminalisierung bestimmter Verhaltensweisen – Drogenkonsum, Sexarbeit, Männersex mit Männern – führt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dazu, dass gerade die Gruppen, die größte Gefahr laufen, sich mit dem HI-Virus zu infizieren, medizinisch nicht angemessen versorgt werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!