piwik no script img

Weitere MissbrauchsvorwürfeUS-Republikaner gegen Moore

Eine weitere Frau erhebt Belästigungsvorwürfe gegen Roy Moore. Republikaner fordern ihren Kandidaten auf, auf die Wahl für den Senat zu verzichten.

Roy Moore auf Wahlkampftour: Er möchte für die Republikaner in den US-Senat Foto: ap

Washington/New York afp/ap | Die Affäre um Missbrauchs-Vorwürfe gegen einen republikanischen Senatskandidaten in den USA wird zur immer größeren Belastung für die Partei. Der Chef der Republikaner-Fraktion im Senat, Mitch McConnell, forderte den Kandidaten Roy Moore am Montag zum Rückzug auf. Er halte die Vorwürfe für glaubwürdig: „Ich glaube den Frauen“, sagte McConnell. Unterdessen warf eine fünfte Frau dem Senatskandidaten vor, sie als Minderjährige sexuell belästigt zu haben.

Der Rechtsaußen-Politiker Moore kandidiert bei den Wahlen am 12. Dezember im Bundesstaat Alabama für einen Sitz im US-Senat in Washington. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe waren führende Republikaner auf Distanz zu ihm gegangen, nun vollzogen viele den Bruch. Moore „sollte abtreten“, sagte Mehrheitsführer McConnell.

Der prominente republikanische Senator Lindsey Graham erklärte: „Moore würde sich selbst, dem Bundesstaat, der Partei und dem Land einen Gefallen tun, wenn er abtritt.“ Das Weiße Haus hatte erklärt, Moore solle aufgeben, falls die Vorwürfe gegen ihn zuträfen.

Der 70-jährige erzkonservative Moore, ein christlicher Fundamentalist und ehemaliger Richter am Obersten Gericht AlabamasMoore, der ein angespanntes Verhältnis zum republikanischen Partei-Establishment hat, weist die Vorwürfe zurück. Er warf McConnell eine „schmutzige Intrige“ vor, „die mich zerstören soll“. Bislang ließ er keine Bereitschaft zum Rücktritt erkennen.

Den Wahlgesetzen von Alabama zufolge kann sein Name nicht mehr von den Stimmzetteln getilgt werden. McConnell und weitere Parteiführer erwägen deshalb, einen anderen republikanischen Kandidaten für eine so genannte „Write-in“-Kandidatur zu gewinnen. Die Wähler müssten dann den Namen dieses Gegenkandidaten handschriftlich auf den Wahlzettel einfügen.

Minderjährige sexuell bedrängt

Die Vorwürfe gegen Moore reichen in die späten 70er Jahre zurück. In einem Artikel der Washington Post hatten vier Frauen geschildert, wie sie damals als Minderjährige von Moore sexuell bedrängt worden seien.

Am Montag ging eine fünfte Frau an die Öffentlichkeit. Die heute 55 Jahre alte Beverly Young Nelson schilderte auf einer Pressekonferenz in New York, wie sie als 16-jährige Kellnerin von Moore in ein Auto gelockt und belästigt worden sei.

Moore habe ihr angeboten, sie nach Hause zu fahren, sagte Nelson. Stattdessen habe er die Türen verriegelt „und versucht, meinen Pulli hochzuziehen“, sagte Nelson. „Ich dachte, er will mich vergewaltigen.“ Sie habe sich gewehrt, woraufhin Moore schließlich aufgegeben habe.

Begleitet wurde Nelson bei der Pressekonferenz von der Promi-Anwältin Gloria Allred, die auf Belästigungsfälle spezialisiert ist. Allred vertritt auch Frauen in Missbrauchsverfahren gegen den früheren Hollywood-Mogul Harvey Weinstein.

Für die Republikaner steht viel auf dem Spiel. Sie haben mit 52 zu 48 Mandaten nur eine knappe Mehrheit im Washingtoner Senat. Geht der Sitz an die Demokraten, wird es extrem eng. Kein Wunder also, dass der Fall das gesamte republikanische Partei-Establishment aufrüttelt.

Dass McConnell und andere republikanische Parteigrößen Moore loswerden wollen, liegt aber nicht an den Missbrauchsvorwürfen allein. Bei der innerparteilichen Vorwahl im September hatte Moore seinen gemäßigteren Gegenkandidaten Luther Strange ausgebootet, einen Mann, der vom Washingtoner Establishment gestützt wurde. Moore ist dagegen bekannt für seine extremen Positionen, etwa gegen Homosexuelle und Muslime.

Und zweimal war er von seinem Posten in Alabamas Supreme Court entfernt worden: einmal, weil er sich weigerte, eine steinerne Tafel mit den Zehn Geboten aus der Lobby des Gerichtsgebäudes zu entfernen, später, weil er das Urteil des höchsten US-Gerichts zur Legalisierung von Homo-Ehen einfach ignorierte.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!