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Weiter so, an allen Fronten

Wieder liegt ein Vorschlag für einen Waffenruhe-Geisel-Deal auf den Tischen der Hamas und Israels – doch die Erwartungen, dass er umgesetzt wird, sind gedämpft. Derweil hält die humanitäre Katastrophe im Gaza­streifen an, und Israel genehmigt neue Siedlungen

Immerhin werden wieder Hilfsgüter in Gaza verteilt: Familien auf dem Weg zum GHF-Lager Foto: Hatem Khaled/reuters

Von Lisa Schneider

Ein neuer Vorschlag für einen Waffenruhe-Geisel-Deal liegt auf dem Tisch. Darin steht nach Berichten israelischer und arabischer Medien: Zehn lebende Geiseln sollen freikommen, die Leichen von 18 toten Geiseln überführt werden, außerdem über 1.000 Palästinenser aus israelischer Haft entlassen werden. Und sechzig Tage lang sollen die Waffen schweigen – aber nicht unbedingt dauerhaft. Die Option, dass Israels Militär den Krieg wieder aufnehmen kann, soll Teil des vom US-Sondergesandten Steve Witkoff vorgelegten Vorschlags sein. Außerdem sollen die Vereinten Nationen (UN) wieder die Verteilung von Hilfsgütern übernehmen, anstelle der nun im Gazastreifen aktiven Gaza Humanitarian Foun­da­tion (GHF). Nun will Israels Premier Benjamin Netanjahu den Vorschlag mit Mitgliedern seiner Regierung besprechen. Doch Äußerungen rechts­ex­tre­mer Minister dämpfen schon jetzt die Erwartungen.

Das scheint Konsequenzen zu haben: Nach Bericht der Times of Israel verlief ein Treffen zwischen Witkoff und Ron Dermer, als israelischer Minister für strategische Aufklärung befasst mit den Verhandlungen, angespannt. Witkoff werde langsam ungeduldig mit Israel. Die Stimmung zwischen den Regierungen von USA und Israel scheint sich im Allgemeinen zu verschlechtern: Ein Telefonat zwischen Netanjahu und US-Präsident Donald Trump über das weitere Vorgehen bezüglich Iran soll entgegen erster Berichte von Differenzen geprägt gewesen sein. Trump sucht nach einer diplomatischen Lösung, die die Islamische Republik davon abhalten soll, weiter Uran auf einem waffenfähigen Niveau anzureichern. Netanjahu soll Berichten zufolge auf Militärgewalt setzen wollen. Nach einem Bericht der New York Times befürchten die USA sogar, dass Israel mit nur wenig Vorwarnung in Iran angreifen könnte.

Die Verteilung von Hilfsgütern über die in den USA regis­trier­ten Organisation GHF läuft derweil weiter an. Nach eigenen Angaben ist nun ein zweites Verteilungszentrum im Süden des Gazastreifens „vollständig operabel“. Die Lage bleibt aber katastrophal, die Menschen verzweifelt. Am Mittwoch wurde ein Lagerhaus der Vereinten Nationen überrannt, nachdem es am Dienstag bereits Tumulte in einem Verteilungszentrum der GHF gab. Bei dem Vorfall in dem UN-Lager wurden nach palästinensischen Angaben vier Menschen getötet. Das israelische Militär beschuldigte die Hamas, das Feuer auf die Menschen eröffnet zu haben. Die Miliz negierte das. Der Aktivist Ihab Hassan schrieb auf X: Die Hamas habe selbst auf ihrem Telegram-Kanal erklärt, geschossen zu haben.

„Um einen palästinensischen Staat zu verhindern“

Israel Katz, Außenminister über neu genehmigte Siedlungen

Derweil halten auch Israels Luftangriffe im Gazastreifen an. Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa am Donnerstagmittag wurden allein in den vergangenen 24 Stunden 67 Menschen als tot bestätigt, 184 verletzt.

Die israelische Regierung setzt derweil ihre Strategie maximaler Härte gegen die Palästinenser fort, nicht nur im Gaza­streifen: Am Mittwoch wurde bestätigt, dass Israels Regierung 22 neue Siedlungen im Westjordanland genehmigt habe, dabei sollen auch illegale Außenposten legalisiert werden. Außenminister Israel Katz erklärte dazu selbst: Das sei ein strategischer Schritt, um die Etablierung eines palästinensischen Staats zu verhindern.

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