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Wegen Trumps „Rachesteuer“100 Milliarden Dollar weniger für den Rest der Welt

Bei der Globalen Mindeststeuer verfängt wieder eine Drohung des US-Präsidenten. Die G7 einigen sich auf Ausnahmen für Konzerne aus den USA.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ist Teil der G7. Hat er dem Deal zugestimmt, der Deutschland 5,7 Milliarden Euro kosten könnte? Foto: dpa

Brüssel taz | Die mühsam erkämpfte globale Mindeststeuer für Unternehmen steht auf der Kippe. US-Präsident Donald Trump hat offenbar im Kreise der G7 durchgesetzt, dass große US-Konzerne wie Amazon oder Google nur in den USA besteuert werden, nicht aber in Deutschland oder in der EU. Dies teilte der kanadische G7-Vorsitz mit. Im Gegenzug soll Trumps so genannte Rache-Steuer wegfallen.

Die globale Mindeststeuer war 2021 von den G20-Staaten auf den Weg gebracht worden. Unter dem Dach der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schlossen sich dann fast 140 Länder an. Festgelegt wurde ein weltweit einheitlicher Mindeststeuersatz von 15 Prozent für international tätige Konzerne mit einem Jahresumsatz ab 750 Millionen Euro.

Die EU gab Ende 2021 grünes Licht. Die Europäer würden zum weltweiten Vorreiter, kündigte der damalige Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni an. Deutschland und die EU freuten sich auf Steuer-Mehreinnahmen. Nach Berechnungen der EU-Steuerbeobachtungsstelle, einem unabhängigen Analysehaus, könnte Deutschland mit 5,7 Milliarden Euro mehr rechnen, Luxemburg käme auf 4,1 Milliarden.

Doch daraus wird wohl nichts. Nun jubelt US-Finanzminister Scott Bessent: Der „Kompromiss“ mit den G7 werde den US-Konzernen in der nächsten Dekade bis zu 100 Milliarden Dollar an Steuerzahlungen im Ausland ersparen, erklärte der frühere Hedgefonds-Manager laut der Financial Times. Deutschland und anderen EU-Staaten dürften riesige Beträge entgehen.

Big beautiful Erpressung

Die Einigung folgt einem Erpressungs-Manöver der Trump-Regierung. In ihrem Budgetentwurf, der „Big Beautiful Bill“, hatte sie eine als „Rache-Steuer“ bekannt gewordene „Schutzmaßnahme 899“ eingefügt. Sie soll es der US-Regierung ermöglichen, Unternehmen und Investoren aus Ländern mit „unfairen“ Steuern mit zusätzlichen Abgaben zu belegen. Diese „Rache-Steuer“ soll nach der Einigung in der G7 entfallen. Allerdings muss der US-Kongress dem noch zustimmen.

Unklar ist, ob die G7 allein über die geplante Ausnahme für US-Konzerne bei der Mindeststeuer befinden kann. Bei der OECD hieß es, es müssten alle 147 Mitgliedsländer zustimmen. Damit kämen auch Deutschland und die EU wieder ins Spiel. Bundeskanzler Friedrich Merz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sind Teil der G7. Ob sie dem Deal zugestimmt haben oder andere Pläne verfolgen, ist unklar. Eine Anfrage der taz bei der EU-Kommission blieb zunächst unbeantwortet.

Der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard, kritisierte den Deal scharf. „Dies ist sehr traurig“, schrieb Blanchard auf X. „Niemand, der sich um das Gemeinwohl kümmert, kann diesen Deal befürworten.“ Was die G7 unter Druck der USA vereinbart haben, werde die Mindeststeuer „zahnlos machen“. Kritik kommt auch vom internationalen Tax Justice Network, das sich seit Jahren für eine gerechtere Besteuerung einsetzt. Mit dem Vorstoß der G7 sei die Mindeststeuer „tot“, hieß es. Deutschland und andere G7 Staaten seien „ganz schnell eingeknickt“.

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8 Kommentare

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  • Bundeskanzler Merz ist schwach und vertritt bei der G7 nicht die Interessen der Einwohner Deutschlands (so wenig ihm "Gott" dabei zu helfen vermochte)



    Vorhersehbar. Nun belegbar.



    Er bricht damit seinen Amtseid und müsste daher zurücktreten, wenn er denn ethische Grundwerte hätte.



    Finanzwiesel, Reichenhörige, Gesellschaftsspalter und Klimazerstörungsignorierer brauchen wir hier nicht.

    Dass solche Figuren in unserer "Mediendemokratie" gewählt werden ist ein Ausdruck der darwin'schen AnpassungsUNfähigkeit der species homo sapiens.



    Wir sind dem Untergang geweit aufgrund der existierenden Klimakatastrophe kombiniert mit steigenden sozialen Spannungen (Egoismus und Gier).



    Die genetischen Konzepte der Steinzeit sind- trotz Goethe, Schiller und Beethoven- leider wirkmächtiger als Wissenschaft und ratio.



    Schade für meine Kinder.



    Die sind leider wirklich die letzte Generation.



    F_ck CDU Kreisverband Meppen.



    China wird in 20 Jahren die Weltherrschaft vollständig erlangt haben. Wie geplant.



    Die Restreichen verstecken sich in BC, Canada beim helicopter skiing.

  • Jede Amöbe hat mehr Rückgrat.

  • ... und wir alle wissen, was von Zusicherungen und Versprechungen des Herrn Trump zu halten ist.

  • Man(n) ist ja geübt sich vor D. Trump zu bücken ...



    Nichts neues in unserem Land. Und von dieser Regierung ist Protest oder Durchsetzungsfähigkeit nicht zu erwarten.

  • Weil evtl. möglicherweise vielleicht ein Gesetz in den USA verabschiedet wird, verhindern die G7 gerechtetere Steuern auf der ganzen Welt? Was sind das denn für Hanseln? Hier hätten Sie die ganze Welt ggn. die USA mobilisieren können. Der POTUS macht doch sowieso, was er will. Damit verliert ein Erpresser normalerweise an Glaubwürdigkeit ...

  • So herrschen die neuen Despoten.

  • Auf die Rechtfertigung von Friedrich, nicht auf die Steuer bestanden zuhaben, darf man gespannt sein.



    Herr Merz ist zwar zum Kanzler gewählt, aber nicht zum Verschwender unseres Geldes.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Ach was! Das holt man sich bei den Bürgergeldempfänger*innen, den Arbeitnehmer*innen und Kleinbetrieben wieder rein. Auch kann man ja noch ein paar Tausend Beschäftige in Bund und Land einsparen, denn ob unser Staat mit denen oder ohne die nicht funktioniert, das ist doch wurscht....