Wegen Sitzstreiks in Ägypten 2013: Gericht bestätigt 75 Todesurteile
Ein Gericht in Ägypten hat 75 Todesurteile gegen Mitglieder der Muslimbruderschaft verhängt. Sie lösten nach dem Sturz von Ex-Präsident Mursi Proteste aus.
Mursi war der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens. Er gehört der Muslimbruderschaft an, seine islamistischen Reformen führten zu Protesten, denen sich das Militär anschloss. 2013 wurde er vom Militär gestürzt. Der Sitzstreik in einem Vorort von Kairo wurde von Sicherheitskräften aufgelöst. Bei dem Einsatz wurden mindestens 600 Menschen getötet.
Einer von Mursis Söhnen, Osama, gehörte zu 22 Angeklagten, die eine zehnjährige Haftstrafe bekamen. Gegen die Urteile vom Samstag kann Berufung eingelegt werden.
Im selben Massenprozess ging es auch um den bekannten ägyptischen Fotografen Mahmud Abu Seid, der nun nach fünf Jahren in Haft das Gefängnis verlassen darf. Das Gericht verurteilte den 30-Jährigen, der unter dem Namen Schaukan bekannt ist, zwar zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren. Da er diese Strafe seit 2013 allerdings schon abgesessen hat, liefen die Vorbereitungen für Abu Seids Entlassung, wie Gerichtskreise berichteten. Gegen das Urteil kann aber Berufung eingelegt werden.
Schaukan war in den vergangenen Jahren zu einer Ikone im Kampf gegen die stark eingeschränkte Pressefreiheit in Ägypten geworden, und sein Fall ein Beispiel für die Willkür der Justiz. Zum Verhängnis wurde dem Journalisten die Berichterstattung über die blutige Niederschlagung einer Großdemonstration von Islamisten durch das Militär 2013 in Kairo, weshalb er festgenommen wurde. Im April erhielt er den „World Press Freedom Prize“ der UN-Kulturorganisation Unesco.
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