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Wegen Gewaltandrohungen im InternetDurchsuchung bei Attila Hildmann

Der Staatschutz hat die Wohnung des Kochs Attila Hildmann durchsucht und mehrere Laptops beschlagnahmt. In Berlin gibt es weitere Coronaproteste.

Attila Hildmann bei einer Demonstration gegen die Coronamaßnahmen im August Foto: Fabian Sommer/dpa

Potsdam taz | Verschwörungsfanatiker Attila Hildmann hat einen neuen Grund, sich in seiner Telegram-Chatwahngruppe erbost und mit gewohnt kruden Sätzen zu beschweren. Am Dienstagabend haben Staatsschützer der Brandenburger Polizei seiner Wohnung einen Besuch abgestattet.

Die Durchsuchung in Attila Hildmanns Wohnung in Brandenburg sei zum Zweck der Gefahrenabwehr auf Antrag der Staatsanwaltschaft Cottbus vom Amtsgericht Bernau (Barnim) angeordnet worden. Das bestätigte der Sprecher des Polizeipräsidiums Torsten Herbst. Herbst gab an, dass bei der Staatsanwaltschaft Cottbus mehrere Ermittlungsverfahren gegen Hildmann laufen, unter anderem wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

Aus der Wohnung hätten die Be­am­t*in­nen des Landeskriminalamts und der Polizeidirektion Ost sechs Laptops und Computer, mehrere Mobiltelefone und weitere Speichermedien beschlagnahmt. „Das Ziel war, die Begehung weiterer Straftaten im Internet zu erschweren“, sagt Torsten Herbst. Attila Hildmann ruft im Internet seit Monaten zu Demos und Kundgebungen auf und verbreitet antisemitische Texte und verwirrte Theorien über zahlreiche Po­li­ti­ke­r*in­nen aus dem In- und Ausland.

Der ehemals erfolgreiche vegane Koch, der sich inzwischen selbst als „ultrarechts“ und als Verschwörungsprediger beschreibt, verlor als Folge seiner rechtsradikalen Äußerungen zu den Coronamaßnahmen Verträge mit Supermarktketten und wurde bereits mehrfach nach Demos kurzzeitig festgenommen. Auch das Autounternehmen Porsche distanzierte sich von Hildmann. Der Coronaleugner, der schon 2015 mit seiner sexistischen „Vegangsta“-Werbung negative Presse machte, posiert im Internet gern mit seinem bunten Porsche oder mit Waffen. In seinem Telegram-Channel sowie bei seinen Reden skandiert Attila Hildmann rechtsextreme Slogans und drohte unter anderem dem Grünen-Politiker Volker Beck und Menschen aus antifaschistischen Gruppen mit dem Tod.

Auch am Mittwoch gibt es wieder Demos von Corona-Verharmloser*innen. Eine Demonstration vor dem Brandenburger Tor wurde von der Polizei aufgelöst, auch Wasserwerfer fuhren auf. Dort hatten sich nach Angaben der Polizei 5.000 bis 10.000 Menschen versammelt. Bei den Demos gegen die Corona-Maßnahmen werden regelmäßig die Mindestabstände nicht eingehalten sowie gegen die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung verstoßen. (mit dpa)

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5 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Der Mann gehört in Behandlung!



    Ein armer Irrer, der allerdings Gefolgschaft hat, was ihn in seiner Haltung bestärkt.



    Soll er doch Chef-Koch vom Obernazi Höcke werden.

  • In einer früheren Version des Artikels hieß es: "Auch der Zentralrat der Veganer sowie das Autounternehmen Porsche distanzierten sich von Hildmann." – als langjähriger Veganer habe ich noch nie von diesem "Zentralrat de Veganer" gehört, und eine schnelle Google-Suche legt nahe, dass es sich bei der Information um Satire handelt[1].



    Bitte recherchieren Sie das nächste Mal gründlicher, Linda Gerner!

    1: noktara.de/attila-hildman-not-my-vegan/

  • "verwirrte Therorien" schöne Wortschöpfung, rate aber zur bessern Lesbarkeit mit einem 2. R = Therrorien



    „Das Ziel war, die Begehung weiterer Straftaten im Internet zu erschweren“



    Also wenn nur das der Grund der Haussuchung war, hege ich meine Zweifel am Sinn. Personen die solche verschwurbelten Verschwörungspredigten halten, Angst und Hetze als ihr Stilmittel verwenden, müssten viel eher ein öffentliches Betätigungsverbot (zumindestens auf Zeit) erhalten und dieses dann auch schnell und konsequent durchgezogen werden.

  • RS
    Ria Sauter

    Was ist los in diesem Staat? Er bedroht Menschen, öffentlich, und darf trotzdem noch frei rumlaufen.



    Unfassbar!



    Ja, mir ist bekannt, die Polizei kann erst bei einer Tat einschreiten, nicht bei Ankündigung. Haben schon sehr viele Frauen mit dem Leben bezahlt.



    Wie wäre es hier mal mit einer Gesetzesänderung?

    • @Ria Sauter:

      Ich denke eine Änderung des Aufenthaltsorts betr. des frei rumlaufens des Herrn Hildmann reich.