Wechsel von Torhüterin Almuth Schult: New Angels on the Pitch
Die Torhüterin Almuth Schult geht in die USA zum Team der Schauspielerin Natalie Portman. Das ist liberaler Feminismus im Fußball.
D er widerspenstige Fußball ist eine der wenigen Branchen, in denen die USA lange nicht als Land der Träume galten. Bei den Männern als Operettenliga für Fastpensionäre verhöhnt, bei den Frauen trotz des dominanten US-Nationalteams eher ein Ort fürs zwischenzeitliche Fußballpraktikum am College oder eine Leihe. Vielleicht ändert sich das gerade: Almuth Schult wechselt vom VfL Wolfsburg zum hochinteressanten, neu gegründeten Angel City FC. Und Europa sieht hin.
Um sich Schults Rolle in Deutschland zu vergegenwärtigen, sei daran erinnert, dass noch im Vorfeld der WM 2019 die bekannteste Spielerin des Landes Dzsenifer Marozsán hieß und die Klage lautete, man kenne kaum mehr eine deutsche Nationalspielerin. Für die meisten Spielerinnen gilt das unverändert. Almuth Schult dagegen wurde, während ihre Karriere stagnierte – den Stammplatz im Nationalteam hat sie aufgrund von Schwangerschaftspause an Merle Frohms verloren –, zum irgendwie ersten Star seit der Birgit-Prinz-Generation.
Als DFB-Kritikerin und Vorstreiterin von „Fußball kann mehr“, als überzeugende Studioexpertin, die auch mal kicherte, als Streiterin für die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Karriere sowie Womöglich-mal-DFB-Präsidentin. Als erste deutsche Fußballerin, die mit Worten bekannter wurde als über ihr Spiel.
Dass die 31-Jährige nach Los Angeles aufbricht, ist nur folgerichtig. Interessanterweise begründet Schult das an erster Stelle mit der ausgeglichenen Liga dort, zumindest bemerkenswert für eine, die lange beim Dauerprimus in Wolfsburg spielte. Und mit dem Angel City FC. „Es geht auch darum, Frauen zu fördern und zu unterstützen.“ Das frisch gegründete Franchise Angel City liest sich wie ein Who’s who: Mitgründerin ist Schauspielerin Natalie Portman, zu den Eigentümerinnen zählen Serena Williams, Jessica Chastain, Eva Longoria, Billie Jean King, Mia Hamm, Abby Wambach, Lindsey Vonn …
Die bekanntesten Spielerinnen sind jedoch Ali Riley (Neuseeland) und Christen Press (USA), sie sind 34 beziehungsweise 33 Jahre alt. Kein Feminismus von unten ist das hier gewiss, sondern von oben, ein liberalfeministisches Projekt mit kapitalfreundlicher Ausrichtung. Aber wer kann sich sonst in die NWSL einkaufen? Sonst herrschen in solchen Franchises Milliardäre wie Sonnenkönige, da steht die Frauengruppe ganz unironisch in der Tradition des Kollektivs. Ein Wandel von oben, der das System nicht infrage stellt, wohl aber seine eigene Strophe hinzufügt. Und damit der folgerichtige Klub für Almuth Schult.
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