piwik no script img

Warentest und VermögensberatungAlle Banken durchgefallen

Verbraucherschützer kritisieren die Kurzinformationen für Vermögensanlagen als nicht gesetzeskonform. Das Finanzministerium sieht keinen Handlungsbedarf.

Check nicht bestanden: Keines der getesteten Finanzinstitute erfüllte alle gesetzlichen Anforderungen. Bild: dpa

BERLIN taz | Verbraucherschützer kritisieren die Kundeninformation bei Vermögensanlagen in Deutschland als intransparent, unverständlich und nicht gesetzeskonform. Laut einer am Dienstag präsentierten Studie von Stiftung Warentest und dem Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) erfüllte von 24 untersuchten Informationsbroschüren keine einzige alle gesetzlichen Vorgaben.

Seit Juni 2012 müssen Banken, Sparkassen und freie Finanzvertreiber, die geschlossene Fonds oder andere Kapitalanlagen wie Genussrechte oder stille Beteiligungen anbieten, ihren Kunden ein Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB) zur Verfügung stellen.

Die darin enthaltenen Kurzinformationen müssen transparent und verständlich sein und alle wesentlichen Fakten zu dem Anlagenprodukt, seinen Chancen, Risiken und Kosten sowie den Provisionen für die Vermittler enthalten. Für die aktuelle Studie wurden 24 VIBs daraufhin untersucht, wie sie die im Vermögensanlagengesetz festgelegten Informationspflichten umsetzen. Keines erfüllte alle gesetzlichen Anforderungen.

„Es ist alarmierend, dass die gesetzlichen Vorgaben und damit der Verbraucherschutz so wenig ernst genommen werden. Wenn bereits die Kurzinformation mangelhaft ist, wird es um die Qualität der angebotenen Produkte kaum besser stehen“, sagte Dorothea Mohn, Finanzexpertin des VZBV. Dieser spricht sich dafür aus, den aktiven Vertrieb solcher Anlagen an Privatanleger zu verbieten.

Das Verlustrisiko wird nicht deutlich

Zudem solle das Bundesfinanzministerium klare Standards für die Vermögensanlagen-Informationsblätter setzen. Diese sollten „das maximale Verlustrisiko der Anlage deutlich machen und eine Aussage darüber enthalten, wer unter welchen Voraussetzungen als Anleger für die jeweilige Vermögensanlage geeignet ist“.

Das Finanzministerium teilte hingegen mit, es teile die Aussagen der Studie „einer generell mangelhaften Qualität von VIBs“ nicht. Und Eric Romba vom Verband Geschlossene Fonds (VGF) kritisierte die Auswertung als nicht repräsentativ. Von den 156 geschlossenen Fonds, die seit dem Inkrafttreten der Regelung im Juni 2012 in den Vertrieb gekommen seien, seien nur 24 untersucht worden.

Die VIBs seines Verbandes orientierten sich an den Empfehlungen des Bundesverbraucherschutzministeriums, sagte der Sprecher. Sie stellten Risiken und Kosten einer Anlage dar. Ein VIB ersetze aber niemals einen Verkaufsprospekt oder die Lektüre dieses Dokuments.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!