Wahlkampf via Twitter: Clinton und Trump battlen sich online
Trump muss sich in seinem Lieblingsnetzwerk freche Worte von Rivalin Clinton gefallen lassen. Die scheint ihren bisher vorsichtigen Kurs nun zu ändern.
Der Reihe nach. US-Präsident Barack Obama sprach am Donnerstag seine Unterstützung für die voraussichtliche demokratische Präsidentschaftskandidatin Clinton aus – Grund genug für Trump, um sich postwendend darüber lustig zu machen. „Obama hat gerade der Betrügerischen Hillary seine Unterstützung gegeben. Er will vier weitere Jahren Obama – aber das will sonst niemand“, twitterte er.
Das ließ Clintons Wahlkampfteam nicht auf sich sitzen. „Lösch dein Nutzerkonto“, schoss es zurück. Die Aussage – auf Englisch „Delete your account“ – ist eine typische Reaktion in sozialen Medien, wenn jemand einen Witz ordentlich versemmelt hat.
Die Nachricht war aber auch viel mehr als bloß eine gekonnte Antwort auf die Häme von Twitter-Liebhaber Trump. Sie stellt gleichzeitig eine Abkehr der sonst so vorsichtigen Clinton von ihrer bisherigen Linie dar. Und das mit Erfolg: Der Tweet verbreitete sich rasend schnell und wurde innerhalb von knapp einer Stunde knapp 130 000 Mal retweetet. So viel Aufmerksamkeit erntete Clinton auf Twitter bislang noch nie.
Natürlich konnte Trump das nicht unkommentiert lassen. Seine Reaktion: „Wie lange haben deine 823 Leute gebraucht, um sich das auszudenken – und wo sind deine 33 000 E-Mails, die du gelöscht hast?“ Trump nahm damit Bezug auf Clintons E-Mail-Affäre und ihr deutlich größeres Wahlkampfteam. In der Tat steht seinem überschaubaren Kampagnenstab eine ganze Armada an Clinton-Wahlkämpfern gegenüber, die im New Yorker Stadtteil Brooklyn ihr Hauptlager aufgeschlagen haben.
Der Zweikampf der beiden Wahlkampflager sorgte für harsche Reaktionen aus den Weiten des politischen Spektrums. „Wenn irgendjemand weiß, wie man die Löschtaste benutzt, dann du“, antwortete der Vorsitzende der Republikaner, Reince Priebus, ebenfalls mit Blick auf die Mails aus Clintons Zeit als US-Außenministerin, die sie von ihrem privaten Server gelöscht hat. Laut der 68-Jährigen handelte es sich dabei um private und persönliche Mails.
Der frühere demokratische Repräsentantenhausabgeordnete von New York, Anthony Weiner, mischte ein wenig Selbstironie in die Netzdebatte. „Zu spät für einige von uns“, schrieb er zum „Lösch dein Nutzerkonto“-Tweet mit einem offensichtlichen Vermerk auf seine eigene Vergangenheit. Weiner war im Sommer 2011 aus seinem Amt im Kongress zurückgetreten, nachdem bekannt geworden war, dass er schlüpfrige Nachrichten mit sexuellem Inhalt über Twitter verschickt hatte.
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