piwik no script img

Wahlkampf mit WagenknechtSelfies mit Sahra

Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht machen in Weimar Wahlkampf. Dies ist das Ergebnis einer heiklen diplomatischen Mission.

Oskar Lafontaine, Sahra Wagenknecht Foto: Martin Schutt/dpa

Weimar taz | Evelin und Reinhold Schiller sind an diesem Mittwoch extra aus Apolda und eine gute Stunde früher gekommen. Wegen der Linken und vor allem wegen der Sahra Wagenknecht. Die gefällt den beiden Rentnern gut. „Wie sie redet, so verständlich, da brauchste kein Lexikon“, sagt Schiller, der auch Genosse ist. Seinen Rollator hat er vor sich geparkt, das Herrenhandtäschchen am Griff. „Sie ist einfach ein Mensch“, nickt Evelin Schiller. Und ganz hervorragend finden beide, dass sie gegen die Auslandseinsätze ist. Die Sahra und die Linke. Die Abstimmung im Bundestag haben sie nicht verfolgt.

Auch Nancy, kurze Haare, derbe Arbeitshose, hat ein paar Bänke weiter Platz genommen. Sie ist vor allem neugierig. „Sie spaltet ja ein bisschen, gerade auch mit ihrem Buch. Was sie über das Gendern geschrieben hat, fand ich heftig“, sagt die junge Frau, die in einer Behindertenwerkstatt arbeitet. Weil sie sich dort für einen Mindestlohn einsetzt und das nicht alle gut finden, möchte sie ihren Nachnamen lieber nicht veröffentlichen.

Eine gute Stunde später ist der Unesco-Platz in Weimar voller Menschen, 500 hat die Linke angemeldet, gut 700 sind gekommen. Und dann sind sie da: Sahra Wagenknecht und ihr Mann Oskar Lafontaine.

Eigentlich begann es genau anders herum. Als Lafontaine im Juni dazu aufrief, die Linke im Saarland nicht zu wählen, weil sein Widersacher trotz laufendem Ermittlungsverfahren dort Spitzenkandidat geworden war, fuhr die Parteivorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, spontan nach Saarbrücken und traf sich mit ihm im Landtag – und lud den Mitgründer der Linkspartei in ihren Thüringer Wahlkreis ein.

Endlich mal wieder Besuch

Der Alt-Vorsitzende fühlte sich wohl geschmeichelt, immerhin sei es das erste Mal seit neun Jahren gewesen, dass wieder eine Parteivorsitzende ins Saarland gefahren sei, sagt ein Vertrauter Hennig-Wellsows. Und erklärte, dass er auch seine Frau mitbringen werde. Was für die Thüringer Bürger nun ein Happening im Wahlkampf ist, ist für Hennig-Wellsow, die erst seit Februar im Amt ist, eine diplomatische Mission. Ein Versöhnungsangebot, das nicht ohne Risiken ist.

Die Linke tut sich schwer im Bundestagswahlkampf, sie klebt seit Monaten in Umfragen auf einer Linie knapp über der 5-Prozent-Hürde – das Ergebnis jahrelanger interner Streitereien, prominent ausgetragen über Hennig-Wellsows Vorgängerin Katja Kipping und Wagenknecht. Beide sind nicht mehr im Amt.

Doch dass Wagenknecht im Frühjahr ein Buch veröffentlichte, das sie „Die Selbstgerechten“ nannte, und dort über „Lifestyle-Linke“, Fridays for Future und das Gendern herzog, sorgte erneut für heftige Debatten in der Partei. Viele lasen in dem Buch einen Angriff auf Teile der eigenen Partei, Hunderte traten seit der Veröffentlichung aus der Partei aus.

Lob für „die Susi“

Wird Wagenknecht in Weimar ihren Kreuzzug gegen die „Lifestyle-Linke“ fortsetzen? Als Sahra Wagenknecht kurz nach halb sieben ans Rednerpult tritt, lobt sie zuerst Weimar und dann „die Susi“. Die sei eine couragierte linke Politikerin, die ganz klar für eine soziale Politik stehe, und solche würde im Bundestag gebraucht. „Das soll heute die Botschaft sein.“

Und dann erklärt Wagenknecht den Menschen in Weimar die Welt, eine Welt, die in der Tat so einfach ist, dass jeder sie versteht. Es gibt die Bösen: Die Superreichen und das große Geld, „das sich die Politik kauft“, die Lobbyisten, die im Bundestag „herumwieseln“, die CDU, „die uns alle für dumm verkauft“ und die Politiker, „die sich nach der Politik den Arsch vergolden“. Und es gibt die Guten, etwa die Pfleger, die in der Tat Helden seien. Frauen sind bei Wagenknecht immer mitgemeint, dass sie die „Gender-Stotterei“ ablehnt, hat sie ja in ihrem Buch ausgeführt.

Auf Friedensmission

Frauen wie Männer finden es in Weimar mehrheitlich gut, was Wagenknecht sagt und wie sie es sagt. Sie klatschen, sie nicken, ein paar johlen. Auch Jakob Gutz, der sich bei der Fridays for Future Ortsgruppe in Gotha engagiert und zudem bei den Grünen, nickt und klatscht immer wieder. Die Selbstgerechten, das träfe auch zum Teil auf Fridays for Future zu, die vor allem im Westen gar nicht kapierten, wie der Osten tickt, sagt Gutz, der gerade Abitur macht. „Erhöhte Benzinpreise und ein Verbot des Verbrennungsmotors, das kommt hier auf dem Land nicht gut an.“

Leon Walter aus Schmölln ist hingegen sauer auf Wagenknecht. Sein Kreisverband Altenburger Land leide wie die Partei überall im Osten unter Nachwuchsproblemen: „Uns sterben die Leute weg.“ Doch viele von denen, die in den letzten Jahren neu dazugekommen seien, fühlten sich vor den Kopf gestoßen. „Man macht und tut und wirbt Leute und dann stellt sich ein prominentes Parteimitglied hin und sagt: Ihr meint das doch eh nicht ernst mit Fridays for Future und den ganzen Minderheitenrechten. Ihr habt wohl nichts Besseres zu tun.“ Walter hätte sich gewünscht, dass an diesem Abend auch die Probleme in der Linken angesprochen werden.

Probleme bleiben ausgespart

Doch das passiert in Weimar nicht. Die Parteiführung hat entschieden, alle Konflikte bis zum 27. September zurückzustellen. Janine Wissler, die Spitzenkandidatin und Co-Vorsitzende, hat ihren Terminkalender so gelegt, dass sich leider keine gemeinsamen Auftritte mit Wagenknecht ergeben. Wagenknecht erklärt später hinter der Bühne, sie habe eine Wahlrede gehalten, in der nicht die Kritikpunkte im Vordergrund stünden. Und außerdem bemühe sich die neue Parteiführung viel stärker, die Partei zusammenzuführen. „Das hat die alte ja beileibe nicht getan“, sagt sie, bitteres Lachen.

Während ihr Mann redet, kommen die ersten Zu­hö­re­r:in­nen zu dem mit Absperrband gekennzeichneten Backstagebereich und bitten Wagenknecht um ein gemeinsames Selfie. Auch Nancy lässt sich ihr Buch von Wagenknecht signieren.

Wagenknecht gibt dann noch der ARD ein Interview, Lafontaine trappelt unruhig auf der Stelle. „Jetzt muss ich meine Frau da mal loseisen.“ Um halb acht sind sie weg, zu einem privaten Termin. Kein gemeinsames Abendessen, kein Bier mehr mit der Parteivorsitzenden und den Thüringer Linken. Hennig-Wellsow sieht vor allem erleichtert aus. „Ein voller Platz, starke Reden, ich bin zufrieden.“ Wie es jetzt weitergeht, müsse man sehen.

Solche Friedensmissionen sind ja nie einfach. Zumal, wenn die Konflikte nur zugedeckt und nicht gelöst sind.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

23 Kommentare

 / 
  • "Ihr meint das doch eh nicht ernst mit Fridays for Future und den ganzen Minderheitenrechten."

    Das ist nicht die Kritik, sondern dass darüber die soziale Frage, die eben alle betrifft in den Hintergrund gedrückt wird. Man kann Viel Energie darein stecken, es allen und jedem recht zu machen. Wenn man drüber die allen aufgedrückten Zwänge (prekäre Arbeit, überteuerte Wohnungen, Wegfall von sozialer Absichrung) vergisst nutzt es nichts.

    • @Martin_25:

      Menschenrechte, bürgerliche Grund-und Freiheitsrechte gegen soziale Rechte und Gerechtigkeit aufzuwiegen oder gar auszuspielen ist trotzdem dämlich und schreckt das bürgerliche Lager, welches zur EM mit der Regenbogenfahne wedelt bzw. die mittleren Einkommensschichten zusätzlich ab, die Linke zu wählen oder weiterhin zu wählen. Und am Schluss sind Wähler verloren und keine Wähler von der AfD zurückgewonnen worden!

  • Sahra in Weimar.



    An dieser Stelle könnte auch Oskar, auf diesem geschichtsträchtigem Boden, eine Rolle bekommen, wenn Sahra durch Lotte ausgetauscht wird.



    Kaum eingetroffen, wird sie in Beschlag genommen.



    „Konnt' sie sich's nicht verkneifen, die Alte, und mir's nicht ersparen?“.



    »Nun sag, wie hast du’s mit der Partei?«, könnte man Wagenknecht nach dem Weimarer Treffen fragen.



    Wenn die Linke aus ihrem Umfragetief bei sechs Prozent rauskommen will , ist sie auf Wagenknecht angewiesen.



    Will ich das?

  • Wenn Sahra Wagenknecht den Menschen „die Welt erklärt“, dann stimmt das alles natürlich so nicht, sondern deckt sich nur zu 100% mit den Erfahrungen, die die allermeisten in den letzten Jahrzehnten machen mussten.



    Dass die Sahra im Wahlkampf die innerparteilichen Probleme gar nicht öffentlich thematisiert, finde ich persönlich auch ganz schlimm, denn alle anderen Parteien, die aus mehr als einer Person bestehen, tun dies ja schließlich in diesem Wahlkampf gerade sehr intensiv.

  • RS
    Ria Sauter

    Wenn die Linke diese Frau nicht rausgemobbt hätte, wäre die Chance auf viel mehr Prozentpunkte realistisch.

    Wo immer ich hinhöre, wird der Umgang mit Frau Wagenknecht als Grund genommen, die Linke nicht mehr zu wählen.

    Selbst Frau Lehmann konnte keinen Artikel schreiben ohne einen kleinen Hieb in Richtung Frau Wagenknecht.

    So auch wieder in diesem Artikel. Frau Wagenknecht hätte in ihrem Buch über bestimmte Dinge "hergezogen".



    Was ist das für eine Bezeichnung.! Läßt nicht auf journalistische Qualität und Unvoreingenommenheit schliessen.



    Die Menschen "draussen im Lande" sind anscheinend klüger als die Wagenknechtgegner.



    Frau Wagenknecht wäre eine sehr willkommene Frau im Kanzleramt.

  • Naja, Wagenknecht kann sich ja nicht auf die Bühne stellen, und zugedeckte Konflikte auf der Bühne wortreich aufdecken, hier ging es um gemeinsamen Wahlkampf, und dass die Spitze wirklich integrativ wirkt, das ist doch mal ganz hübsch zu konstatieren.

    Naja, also es werden Jüngere rekrutiert für die LINKE und diese sollen wegen der Wagenknecht und Ihrer Meinung weinend und kampflos davon laufen, naja da würde ich aber mal auf diese jungen Leute verzichten, wenn diese wegen ein paar Argumenten von Sahra Wagenknecht davonlaufen, soviel linker Kampfgeist kann ja wohl da nicht vorhanden sein, deshalb ich denke dieses Argument Jüngere laufen vor Wagenschreck davon, ist so ziemlich erfunden und Quatsch.

    Ansonsten wieder mal ein guter Artikel von Frau Lehmann und objektiver als die vorherigen über Wagenknecht.

  • STREITKULTUR...



    ist uns leider nie - weder von den eltern, noch von politikern und journalisten - als tugend verkauft worden. die einzige partei, die sich den streit als ploitische kultur noch leistet ist "die linke". und weil sie damit nicht nur kluge und sachgerechte parlamentarische arbeit in berlin leistet, sondern sich auch in den wesentlichen fragen von krieg und frieden nach den kosovo- und afghanistan desastern eindeutig zu deutschland als einer friedensmacht bekennt, werde ich sie dafür mit meiner stimme belohnen.

  • Aha, wird da wieder Politik gemacht? Nachdem Frau Wagenknecht wegen "Majestätsbeleidigung" fast zum Tode verurteilt wurde, hatte ich schon meine Probleme mit den Linken, die ich ansonsten ja echt gut finde. Die Partei hat die Botschaft vermittelt, dass Diskussionen und Abweichungen nicht erwünscht sind. Das kam sehr totalitär rüber. Und trotzdem hat Frau Wagenknecht Recht wenn sie keine wirkliche Sozialpolitik für Geringverdiener bei den Linken sieht, ich auch nicht. Und wenn die nicht weiterhin da unten, so knapp oberhalb der 5%, also kurz vor dem Absaufen, schwimmen wollen, dann sollten die ihren Vorstand nach dem Vorbild der Grünen gestallten oder sich Taucheranzüge zulegen. Nein, nicht indem nur Frauen kandidieren dürfen, das ist Schwachsinn, sondern indem 70% der Kandidaten die aufgestellt werden, aus den Schichten kommen die sie ja ansprechen wollen. Also Schlosser, Verkaeuferin, Arbeitsloser, Hausmann, bzw. -frau, Sozialarbeiterin, Erzieher ........

    • @chinamen:

      "Nachdem Frau Wagenknecht wegen "Majestätsbeleidigung" fast zum Tode verurteilt wurde, ..."

      Hat sich Unser Frau Matjestät selber beleidigt? 🤔...🤓

    • @chinamen:

      Das Problem mit Frau Wagenknecht ist, dass sie nicht willens oder nicht in der Lage ist, zwei Dinge zusammen zu denken.

      Rechte von Minderheiten und soziale Kämpfe. Und weil das so ist, spielt sie die einen gegen die anderen aus.

      Wie das auch anders gehen kann, das haben die Briten gezeigt. Nun ja, sind ja in fast allen Dinger cooler, moderner, entspannter und besser als die deutschen Dumpfbacken.

      Als Thatcher zum Kampf gegen die Gewerkschaften geblasen hat, sie meinte natürlich die ganze Arbeiterbewegung und die Bergarbeiter in einem sehr harten Arbeitskampf versuchten, ihre Rechte zu verteidigen, bekamen sie Unterstützung von den

      "Lesbians and Gays Support the Miners"

      de.wikipedia.org/w...Support_the_Miners

      In Deutschland absolut unvorstellbar. Auch wegen Leuten wie Wagenknecht.

      • @Jim Hawkins:

        Wenn es um das generische Maskulinum geht: Frauen sind keine Minderheit!

      • @Jim Hawkins:

        SW kann durchaus zwei Dinge gemeinsam denken, sie priorisiert aber richtig. Natürlich müssen Rechte von Minderheiten geschützt werden. Diskriminierung egal welcher Art geht gar nicht. Aber: Die LGBT Community ist ja auch nicht nur LGBT sondern auch Beschäftigte im Gesundheitswesen, prekär Beschäftigte, arbeitslos usw. Sie unterscheiden sich vielleicht in dieser einen Hinsicht von Non-LGBT's haben aber in vielen anderen Gesichtspunkten Gemeinsamkeiten. SW hat nichts gegen LGBT's und auch nicht gegen FFF, aber sie behält eben auch die Schwachen und Benachteiligren im Focus. Deswegen stehe ich voll und ganz hinter ihr.

        • @Peter Weyers:

          Wie Sie meinen.

          Ich fand den Ton, mit dem sie über bestimmte Minderheiten geschrieben, ziemlich unangenehm.

          So im Stil der Karnevals-Putzfrau Kramp-Karrenbauer.

          Sie spielt die beiden Gruppen gegeneinander aus, um im eher konservativen Milieu zu punkten.

          Und sie schreibt:

          "Die Identitätspolitik läuft darauf hinaus, das Augenmerk auf immer kleinere und immer skurrilere Minderheiten zu lenken, die ihre Identität jeweils in irgendeiner Marotte finden, durch die sie sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und aus der sie den Anspruch ableiten, ein Opfer zu sein."

          "Er sorgt sich um das Klima und setzt sich für Emanzipation, Zuwanderung und sexuelle Minderheiten ein. Er hält den Nationalstaat für ein Auslaufmodell und sich selbst für einen Weltbürger, den mit dem eigenen Land eher wenig verbindet“,

          Bei Lichte betrachtet könnten die beiden Aussagen auch von der AfD stammen.

          Wo fangen die skurrilen Minderheiten an? Bei der Hautfarbe, bei der sexuellen Orientierung?

          Ich weiß es nicht und will es auch gar nicht wissen.

          Jedenfalls ist das nicht links.

          • @Jim Hawkins:

            Da sind Sie nicht der einzige, der das so sieht. Wagenknecht hat der Linkspartei einen Bärendienst erwiesen. Der urbane LGBTIAQ+ Linke wird so jedenfalls vergrault. Nur den braucht die Linkspartei mittlerweile auch, wenn die 5% Hürde geschafft werden soll. Die kritische Einschätzung ist leider berechtigt mit "postfaktisch und skrupellos":

            "Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich kommt die Gefahr für unsere Minderheiten von rechts und nicht von links. Aber die Stimmungsmache gegen uns von linker Seite halte ich mittlerweile für gefährlicher, da sie gesellschaftlich anschlussfähig ist. Ich denke, man kann die sublime Aggression gegen uns spüren, die gerade geschürt wird, gerade auch in liberalen und linken Kreisen. Ich finde das unheimlich, erst recht in Wahlkampfzeiten. Nochmal kurz zu Wagenknecht: Später hat sie einfach bestritten, queere Menschen mit "skurrile Minderheiten" gemeint zu haben und diesen Vorwurf als eine üble Kampagne bezeichnet. Sie wirft queere Menschen vor den Bus und wenn sie dabei erwischt wird, zeigt sie auf den Busfahrer. So macht sie das immer wieder und wird dafür gefeiert. Sie ist postfaktisch und skrupellos. Man muss Respekt vor ihr haben. Das ist Populismus der Spitzenklasse."

            Quelle: www.queer.de/detai...p?article_id=39137

            • @Frederik Nyborg:

              Was ist eine skurrile Minderheit? Eben eine Minderheit. Aber mit Vorwürfen haben Menschen, die nicht dem Mainstream folgen ja immer Schwierigkeiten. Man betrachte die Querdenker, die Kaninchenzüchter oder Bierdeckelsammler. Ist es nötig auf alle diese Lebensgesstaltungen politisch einzugehen, oder konzentriert man sich auf gemeinsame Probleme?

              • @Martin_25:

                Ach so, also die Kaninchenzüchter und nicht FFF. Na dann ...



                Und seit wann folgt die Linkspartei dem Mainstream. Ich hatte bisher immer eher den Eindruck, dass die Linkspartei die Interessen der Niedriglöhner und Hartz 4 Empfänger vertritt. Hartz 4 Empfänger sind in den Augen der anderen Parteien ja auch oftmals eine extreme skurrile Minderheit. Wie schallte es doch sogar aus der SPD von Kurt Beck: "Hartz 4ler müssen sich nur waschen und rasieren, schon haben die in drei Wochen einen Job" Und wie lauten doch da die diffamierenden sowie skurrilen Beschreibungen teilweise auch aus anderen Parteien? Schauen den ganzen Tag RTL 2 Frauentausch, sitzend rauchend, trinkend und Chips futternd auf dem Sofa und wählen aus Frust die Linkspartei, zumindest früher und heute teilweise die AfD.



                Und Mainstream ist die Linke ganz bestimmt nicht und Frau Wagenknecht schon gar nicht. Vermögend, hält in den Augen des Mainstreams immer noch an sozialistischen "Marotten" fest. Pflegt einen "linken urbanen Lifestyle" und schreibt "selbstgerechte" Bücher. Eine skurrile Minderheit unter den Vermögenden in diesem Land!



                Sorry, aber wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen. Wer sich für Minderheiten einsetzt sollte auf einmal nicht großkotzig tun, als ob er oder sie den Mainstream vertritt. Und gerne können wir uns auf soziale Gerechtigkeit, Umverteilung und die Einhaltung der Menschenrechte, insbesondere Artikel 2 der AEMR von 1948 konzentrieren. Wenn das zusammen nicht funktioniert, ist die Linkspartei nicht die Partei, die ich weiterhin wählen werde, so einfach ist das!

            • @Frederik Nyborg:

              Da ist etwas dran. Danke für den Link.

              Vielleicht geht die Rechnung ja auf. Ein Teil der Linken fühlt sich abgestoßen von dieser Rhetorik, Sie, ich, die meisten meiner Freunde und Bekannten und wohl sehr viele queere und antirassistische Aktivistinnen und Aktivisten.

              Auf die wird gepfiffen und man hofft, in Milieus zu punkten, in denen Minderheiten schon immer als skurril angesehen wurden und Kosmopoliten als verdächtig.

              Wenn diese Rechnung aufgeht, dann ist es ein bitterer Sieg.

              • @Jim Hawkins:

                Das Verhalten der Linkspartei verärgert mich. Und außerdem interessiert mich nun allerdings doch, wer denn nun mit skurrile Minderheiten gemeint ist. Leute, die den Genderstern benutzen oder Judith Butler lesen?



                Ich habe eben deshalb an die Linkspartei bzw. Wagenknecht, Bartsch, Lederer und drei weitere Personen eine E-Mail versendet und um Beantwortung gebeten.

                Inhalt:

                "Sehr geehrte Damen und Herren,

                seit 2005 bin ich Wähler der Linkspartei. Ich hatte mich von Grünen und SPD abgewandt, da mir die unsolidarische Agenda 2010 Politik, die Vermögende und die oberen Einkommensschichten entlastet und die unteren und mittleren Einkommensschichten belastet, in keiner Weise zusagt und keine Zustimmung meinerseits erfahren sollte.

                Allerdings bin ich mittlerweile über die Ausrichtung von einflussreichen Teilen der Linkspartei und der obskuren und dubiosen Strategie, Stimmen im Osten von der AfD mit wiederholt forcierten nebulösen sowie unseriösen Slogans zurückzugewinnen, stark am Zweifeln, ob ich die Linkspartei erneut wählen werde. Und die Prognosen sind hier eindeutig, die Linkspartei kann sich weitere Verluste durch diese erfolglose bzw. Wähler vergraulende Strategie nicht leisten, wenn die Hürde von fünf Prozent geschafft werden soll!

                In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, was denn nun „skurrile Minderheiten“ sind. Angeblich sind dies laut Aussage von Frau Wagenknecht in Talkshows nicht Homosexuelle bzw. nicht LGB. Bleiben noch TIAQ+ und Menschen, die gendergerechte Sprache mit Sternchen befürworten oder die Ansicht von Judith Butler teilen, dass das biologische Geschlecht ein soziales Konstrukt sei oder es mehr als zwei Geschlechter gibt …

                Ich würde mich daher über die Beantwortung freuen, wer denn nun mit „skurrile Minderheit“ tatsächlich konkret gemeint ist. [...]"

                • @Frederik Nyborg:

                  Fortsetzung:



                  "Die Einführung dieser Begriffe halte ich übrigens für äußerst ungeschickt und diffamierend. Als ich mich selbst vor meinen Akademikerkollegen als Linksparteiwähler geoutet hatte, wurde ich auch als „skurrile Minderheit“ belächelt und als der mit den sozialistischen „Marotten“ angesehen. Ein „selbstgerechter" akademischer Sozialromantiker oder „urbaner Lifestyle-Linker“ mit mittlerem Einkommen … Die Wähler und Akteure der Linkspartei werden insgesamt in diesen Kreisen mehrheitlich so angesehen. Daher halte ich es für wenig sinnvoll, mit solchen diffamierenden Begriffen selbst zu hantieren.

                  Auch das in dem Linksparteiprogramm solche Begriffe nicht enthalten sind und eine andere Ausrichtung favorisiert wird, beruhigt mich leider seit der Agenda 2010 Politik von SPD und Grünen überhaupt nicht mehr, da diese Politik auch nicht in deren Parteiprogrammen enthalten war.

                  Deshalb wäre ich über eine Rückmeldung sehr erfreut, wer denn nun mit „skurrile Minderheit“ konkret gemeint ist. Davon mache ich meine Wahlentscheidung im September abhängig. Als Berliner kann ich erfreulicherweise sehr viele Kreuze im September bei der Linkspartei machen oder auch nicht.

                  Mit freundlichen Grüßen



                  Frederik Nyborg"

                  • @Frederik Nyborg:

                    Sie sind ein Optimist.

                    Ich fände es natürlich gut, irgendeine oder irgendeiner der Angeschriebenen würde antworten und sich einer Debatte stellen.

                    Aber ich fürchte mal die Devise ist jetzt, nach außen größte Geschlossenheit zu zeigen.

      • @Jim Hawkins:

        wo her Sie das Urteil nehmen dass ausgerechnet die Briten in allem cooler entspannter, eben besser sind bleibt ihr Geheimnis. Bei der Musik würde ich ihnen ja recht geben aber das ist ein anderes Thema. Und Thatcher ist ja auch schon etwas her und Erfolg und zwar auf ganzer Linie hatte am Ende T. Und erfolgreiche Linke Parteien finden sich in GB heute auch nicht, zuerst war da Tony und zuletzt kam da jemand der wirklich links war und auch noch für ein Ende der israel. Besatzung, da wurde so lange gezetert bis die blöden Linken wieder weg vom Fenster waren. Ansonsten herrschen in Dtl aber bei weitem noch sozialere Verhältnisse als in GB, eine derart beständige Aristokratie haben wir gottseidank auch nicht.

        • @ingrid werner:

          Das ist kein Geheimnis für mich, das ist eine Erfahrung, die ich oft gemacht habe.

          Ohne Israel geht es bei den meisten Linken ja nie. Man kann sich gar nicht intensiv genug wünschen, die Hamas hätte ein größeres Territorium und könnte noch mehr Menschen unterdrücken und ermorden.

          Der letzte Umstand interessiert diese Linken dann allerdings nicht die Bohne.

          Ich gebe Ihnen natürlich recht, die Verhältnisse in Deutschland sind viel sozialer als auf der Insel.

    • @chinamen:

      Komisch, das gewisse Kreise immer dann von "abweichenden Meinungen" schreiben, wenns um irgendwelche rechtslastigen, rechtspopulistischen oder rechtsextremistischen Einlassungen gilt.



      Achja, btw: Sie wissen schon, warum die Partei, der Wagenknecht angehört "die Linke" heisst? Hint: Ursache ist NICHT, dass die Partei Rechts ist