Wahlkampf in Cottbus: Schwarze CDU-Politikerin attackiert
Im Landtagswahlkampf hängt eine Kandidatin der CDU mit ihrer Familie Wahlplakate in Cottbus auf. Dann wird sie rassistisch beleidigt und angegriffen.
![Adeline Abimnwi Awemo steht auf einem Platz in Cottbus Adeline Abimnwi Awemo steht auf einem Platz in Cottbus](/picture/7143515/624/adeline-abimnwi-awemo-1.jpeg)
Die Cottbusser CDU-Politikerin Adeline Abimnwi Awemo will sich nicht unterkriegen lassen Foto:
Frank Hammerschmidt/dpa
COTTBUS dpa/taz | Die CDU-Politikerin Adeline Abimnwi Awemo ist in Cottbus beim Aufhängen von Wahlplakaten rassistisch beleidigt und angegriffen worden. Die Polizei ermittelt gegen eine 29-Jährige wegen Volksverhetzung und Körperverletzung. Awemo, die für die Landtagswahl im September kandidiert, sei am Donnerstagabend von der Frau beleidigt worden. Die Politikerin wurde bei dem Vorfall auch leicht verletzt.
„Es ist nach dem jetzigen Ermittlungsstand davon auszugehen, dass der Angriff aus rassistischen Motiven erfolgte“, teilte die Polizei mit. Die CDU-Politikerin mit deutscher Staatsangehörigkeit ist in Kamerun geboren. Der Landesvorsitzende der Partei, Jan Redmann, zeigte sich erschüttert und sagte: „Das zunehmende Risiko für Menschen, die sich für unser Land politisch engagieren, ist unerträglich.“
Awemo hatte laut Polizei im Stadtgebiet von Cottbus gemeinsamen mit Familienangehörigen Wahlplakate angebracht. Gegen 20.30 Uhr sei sie in der Saarstraße von einer ihr Unbekannten ohne Grund mit Beleidigungen angegangen worden. „Ihr seid keine Menschen“, soll die Angreiferin gesagt haben.
Dann sei die CDU-Politikerin tätlich angegriffen worden. „Es kam zu einem Handgemenge“, sagte eine Polizeisprecherin. Awemo sei am Hals getroffen worden. Sie kam mit dem Rettungsdienst zur Untersuchung ins Krankenhaus, das sie laut Polizei nach ambulanter Behandlung wieder verlassen konnte.
Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen gegen die 29 Jahre alte Beschuldigte. Die Frau war laut Polizei zuvor nicht wegen solcher Delikte wie etwa Volksverhetzung bekannt. Die Polizei führte eine sogenannte Gefährderansprache durch. „In dieser wurde ihr mitgeteilt, welche rechtliche Konsequenzen erneut mögliche Rechtsverstöße nach sich ziehen.“ Auch die Beschuldigte zeigte die Geschädigte wegen einer Körperverletzung an.
Awemo: „Habe keine Angst“
Awemo sagte laut einer Mitteilung der Landes-CDU: „Ich habe Respekt vor Menschen, keine Angst. In die Politik bin ich gegangen, um mit den Menschen zu arbeiten und miteinander etwas zu verändern. Ich bin Cottbusserin und werde auch die Cottbusserin bleiben, die sich für die Menschen hier engagiert.“
Awemo sitzt in Cottbus im Beirat für Integration und Migration. Bei der Landtagswahl am 22. September tritt sie im Wahlkreis Cottbus-Süd gegen den AfD-Landtagsabgeordneten Lars Schieske als Direktkandidatin der CDU an. Die Polizeisprecherin sagte: „Wir werden dafür Sorge tragen, dass sich solche Fälle gegenüber der Geschädigten nicht wiederholen.“
Der CDU-Landesvorsitzende Redmann kündigte an, er werde heute nach Cottbus fahren, um Awemo im Wahlkampf zu unterstützen. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, sagte er. „Alle, die die Polarisierung in unserer Gesellschaft vorantreiben und so für eine wachsende Verrohung sorgen, sind für diese Tat mitverantwortlich.“
Erst vor wenigen Tagen hatte der Rückzug des sächsischen Landrats Dirk Neubauer für Erschütterung gesorgt. In einem zwanzigminütigen Video hatte der Parteilose beklagt, dass Politikerinnen und Politiker zunehmend wie „Freiwild“ behandelt würden. Seit Monaten sei er „konfrontiert mit einer persönlichen diffusen Bedrohungslage aus rechter Ecke“. Dazu kämen politische Blockaden. Es sei ein Punkt erreicht, an dem er sagen müsse: „Es reicht.“
Leser*innenkommentare
Jelli
Die Hautfarbe ist doch sowas von egal. Grauenhaft.
hedele
@Jelli Für mich hat die Hautfarbe doch eine Bedeutung. Denn sie ist zweifellos von einer Mehrheit von Weißen gewählt worden, die damit auch gesagt habe, ja, wir wollen gerade diesen Menschen wegen seiner Überzeugungen und Fähigkeiten als unsere Chefin haben, ungeachtet seiner Hautfarbe oder z.T. uns unbekannter Kultur. Damit ist sie auch ein Zeichen für andere Minderheiten, für Aufklärung und Humanismus - gerade in der CDU ist dies ein Statement für den christsozialen Flügel.
Hans - Friedrich Bär
@Jelli Genau so ist es : Die Schlagzeile ist schon furchtbar. Als erstes Wort das sozial Unwichtigste "CDU Politikerin attackiert" wäre die Wahrheit gewesen. Hat Karamba Diaby schon vor 3 Jahren in einem TAZ Interview als "Armutszeugnis" bezeichnet. Die Hautfarbe hat eine Bedeutung für den Stoffwechsel und den UV Schutz, sonst keine. Kein Leser braucht Nachhilfe in Schriftgröße 40, die genau die Diskriminierung ( = Unterscheidung) darstellt , über die sich empört wird.
O.F.
@Hans - Friedrich Bär Ich verstehe, was Sie meinen, ich fürchte aber, dass in diesem Fall die Hautfarbe zurecht in der Überschrift genannt wird – denn die war, wenn man dem Artikel glauben darf, ja der Grund für den Angriff, nicht die CDU-Mitgliedschaft. Dass vielen konservativen Wählern die Hautfarbe egal ist, ist ein gutes Zeichen, aber solange sie aber zum Anlass für rassistische Übergriffe wird, werden wir dieses Thema wohl ansprechen müssen.
Kawabunga
@Hans - Friedrich Bär Dass es in diesem Fall offenbar nicht um einen Angriff auf eine Politikerin aufgrund ihres Politikerin-Seins geht, sondern um (auch) um einen rassistischen Angriff, fällt ihnen nicht auf? Oder sollte nicht thematisiert werden? Oder verstehe ich Ihren Beitrag nur falsch? Was ja auch durchaus möglich ist…
Tino Winkler
Es wird Zeit, das rassistische Gewalttaten mit mindestens 2-5 Jahren Gefängnis und Enteignung von Teilen des Besitzes zu Gunsten von integrierungswilligen Emigranten sanktioniert wird.
amigo
Nazis lachen nur vergnüglich, wenn demokratische Politiker Hals über Kopf die Flucht ergreifen! Wann endlich zieht Olaf Scholz die Notbremse und sagt den Nazis auch den militanten Kampf an? Leider, leider verstehen diese Barbaren nur die eine Sprache!
TeeTS
Jahrzehnte lang hat die CDU den Rechtsextremismus vor allem in Ostdeutschland ignoriert. Jetzt, wo das Kind bereits im Brunnen ertrinkt, zeigt man sich betroffen. Und ausbaden dürfen es die, die am wenigsten dazukönnen.
Volle Solidarität mit Frau Awemo. Auch wenn sie mir politisch nicht nahesteht.
Rudi Hamm
So lange die Urteile gegen solche asozialen Subjekte, anders kann man diese nicht mehr nennen, nicht endlich viel drastischer ausfallen, so lange wird sich dies noch oft wiederholen. Hier muss eine eine Rechtsprechung der Abschreckung her.
vøid
@Rudi Hamm Das Strafmaß ist das eine. Die Wahrscheinlichkeit, belangt zu werden, das andere.
Ardaga
Die Polizeisprecherin sagte: „Wir werden dafür Sorge tragen, dass sich solche Fälle gegenüber der Geschädigten nicht wiederholen.“
Klingt gut. Allein: wie?
„Ich habe Respekt vor Menschen, keine Angst.”
Klingt idem gut. Bravo und weiter so!
Barthelmes Peter
Grauenvoll ! Nimmt der deutsche Rassismus denn niemals ein Ende - heißt politisches Engagement Freiwild zu sein ?
Andreas Horn
@Barthelmes Peter Wenn schon ihr eigener Chef Fritze März von kleinen Paschas spricht und auch sonst auf AFD Wellen surft...oh je...